Max Nagl: «Habe im Hotel eigenes Essen gekocht»
Mit seinem ersten Laufsieg seit 2011 und dem Podium im Gesamtklassement in Katar erinnerte Max Nagl die Fans daran, dass mit ihm noch immer zu rechnen ist. Das erste Ergebnis des neu aufgestellten, werksunterstützten Honda HRC-Projektes zeigt, dass sich der Extra-Einsatz der Japaner bereits auszahlt und dass mit Max Nagl zumindest die eine Hälfte des Teams fit ist. Die andere Hälfte, Evgeny Bobryshev, laboriert noch immer an seinem verdrehtem rechten Fuss.
Stetige Verbesserungen am Setup
Max Nagl gab nach dem Rennen zu Protokoll: «Ein solcher Erfolg liegt lange zurück: Ich bin sehr froh. Für mich, für Honda und für jeden im Team ist der Sieg des ersten Rennens ein lang ersehnter Erfolg. Vor dem zweiten Lauf war ich zwar etwas nervös, aber ich habe dennoch wieder einen guten Start hinlegen können. Mit dem gesamten Wochenende war ich sehr zufrieden. Nach jeder Session konnten wir kleine Verbesserungen am Setup erwirken. Im zweiten Lauf bin ich auch gut aus dem Startgatter herausgekommen.»
Start ist Schlüssel zum Erfolg
Der Hohenpeissenberger, der im zweiten Lauf Vierter wurde und das Rennen in der Wüste von Katar als Gesamt-Zweiter beendete, erzählte weiter über die Startphase von Lauf 2: «Am Ende der Startgeraden fehlte mir dann etwas Geschwindigkeit, um den Holeshot zu holen. Mit dem Gesamtergebnis und Platz 4 im zweiten Rennen bin ich aber zufrieden, weil ich nun in der Punktetabelle eine gute Ausgangsbasis für die Saison habe.»
Aus der Vergangenheit gelernt
Vor zwölf Monaten hatte Nagl das Kapitel Honda in Katar mit einer heftigen Lebensmittelvergiftung begonnen, die ihn sogar daran hinderte, das zweite Rennen in Thailand anzutreten. Der 26-Jährige überlies diesmal nichts dem Zufall, um eine solche Situation zu vermeiden. Der einzige deutsche Fahrer im Feld nahm kurzerhand seine eigene Verpflegung mit ins Gepäck auf die arabische Halbinsel: «Ich habe im Hotelzimmer mein eigenes Essen gekocht und Bobby [Bobryshev] kam vorbei um zu fragen, ob er in meinem Restaurant essen könne» scherzte er. «Ich verfüge jetzt auch über ein gutes Selbstvertrauen», fügte er hinzu. «Ich fliege nach dem Rennen zurück in die Heimat und werde dort auf dem Motorrad trainieren. Dieser Teil des Trainings kam in der Vorbereitung etwas zu kurz. Ich möchte mehr Zeit auf dem Motorrad verbringen. Dazu kommt: Ich werde in Belgien mein eigenes Bett und mein eigenes Essen haben und später nach Thailand kommen. Die dortige Hitze sollte nicht das große Problem werden, weil man ohnehin mindestens eine Woche braucht, um sich zu akklimatisieren. Es ist eine reine Sicherheitsvorkehrung. Zwar kenne ich die Strecke in Thailand nicht, aber ich werde mir die Videos davon anschauen.»
Das neu strukturierte Team HRC-Honda
Nagl gab auch einige Einblicke in die neuen Strukturen des Teams HRC. «Es gibt nun eine ganz direkte, unmittelbare Zusammenarbeit mit dem Werk in Japan. Früher machte das Team um Paolo Martin seinen eigenen Job beim Aufbau der CRF-Maschinen und berichtete lediglich an die Japaner. Die Truppe um Martin ist zwar nach wie vor integraler Bestandteil des Teams, aber Honda ist nun mit Ingenieuren vor Ort präsent. Jedes Mal, wenn ich von der Strecke in die Box komme, sind gleich fünf japanische Ingenieure mit Laptop bei mir. Auf jede Frage zum Setup bekomme ich sofort eine Antwort. Allein während dieser beiden Tage habe ich von der technischen Seite so viel von ihnen gelernt. Das ist wirklich ein bedeutender Umbruch und ich bin sicher, es pusht das Team nach vorn. Mit dieser Situation bin ich sehr zufrieden.»
Mehr Aufmerksamkeit für Motocross in Deutschland?
Obgleich Ken Roczen fast zeitgleich mit Nagls Erfolg in Indianapolis großes Pech hatte, gilt Nagls Teamkollege im deutschen Nationenteam, der junge KTM-Werksfahrer Ken Roczen aus Mattstedt, als der große Motocross-Superstar der letzten drei Jahre in Deutschland. Aber Nagls neuerlicher Erfolg setzt ein klares Signal, dass mit deutschen Piloten nun auch auf der anderen Seite des Atlantiks zu rechnen ist. «Im Winter ist es vollkommen normal, dass vor allem Ken Roczen die gesamte Aufmerksamkeit hat. Er fährt ja bereits die ersten Rennen, während ich noch trainiere und nicht so sehr im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehe. Es ist großartig, dass ein deutscher Fahrer in den USA so erfolgreich ist. Ich habe hier die Chance, in der Weltmeisterschaft mein Potenzial zu zeigen. Es ist gut für den Motocross-Sport in Deutschland, endlich mehr mediale Aufmerksamkeit zu bekommen.»