MX Masters: Schweizer und Liechtensteiner stark
Bei den Masters sorgte Suzuki-Werksfahrer Jeremy Seewer einmal mehr für Furore. Mit Startplatz 6 im Gepäck schickte er sich an, seine auch in dieser Saison hervorragenden Resultate zu wiederholen. Doch beim Start ins erste Rennen ging zunächst vieles schief; in einen Startcrash verwickelt, begab er sich – bei 40 Startern – als Letzter auf die 35-minütige Reise. Nach und nach schnupfte er vor ihm liegende Konkurrenten auf, um sich schliesslich bei Rennhälfte auf Rang 10 wiederzufinden. Doch je weiter vorne man fährt, umso schwieriger wird es weiter Boden gutzumachen – nicht so bei Seewer. Bis zum Schluss knabberte er weiter Plätze ab und finnischste schliesslich angesichts des völlig misslungenen Starts auf dem starken sechsten Platz.
Wenn auch wieder nicht ganz optimal, so verlief Seewers Start in Moto 2 schon eher normgerecht. Nach der ersten Runde auf 7 liegend, legte er mächtig Kohle nach, um Jagd auf die vorderen Plätze zu machen. Mit seiner erfolgreichen Treibjagt sog er der Reihe nach die beiden Belgier Jérémy Delincé, Kevin Wouts sowie Pascal Rauchenecker (A) auf, um ab Runde 4 das Loch zu Masters-Titelverteidiger Dennis Ullrich zu schliessen. Da schien sich Seewer die Zähne auszubeissen. Obwohl in Schlagdistanz gekommen, gelang es dem Bülacher nicht mehr, den Deutschen Marken-Kollegen von Rang 3 zu verdrängen – Platz 4 darf sich aber trotzdem sehen lassen. Auch mit Overall-Platz 5 dürfte er zufrieden sein, wenngleich ein Platz auf dem Podium mit einem erfolgreicher verlaufenen ersten Heat möglich gewesen wäre.
Seewer nach dem Rennen: «Im 1. Lauf hatte ich einen sehr guten Start, kam als Vierter in die erste Kurve, doch dann gab es ein grosses Durcheinander und als ich von hinten angerempelt wurde, ging ich zu Boden. Als Letzter ins Rennen gehend, bin trotzdem noch guter Sechster geworden, obwohl ohne Startcrahs mehr möglich gewesen wäre. Der Start im zweiten nicht mehr ganz so gut wie im ersten Lauf; bin aber gut durch die erste Kurve gekommen, kam als vielleicht Zehnter aus der ersten Runde und war sehr schnell auf vier. Ullrich zu überholen war auf dieser Strecke kaum möglich, weil es eine Bergauf-Passage gibt, die man mit dem grossen Bikes 2-2 springen konnte; ich hingegen mit meiner 250er musste diese Stelle jeweils einzeln ausfahren. Dadurch konnte er immer wieder wegfahren, nachdem ich das Loch zu ihm in jeder Runde immer wieder zufahren konnte – dies wiederholte sich leider Runde für Runde. Alles in allem bin ich aber mit meinem Weekend zufrieden. Diese Woche ist neben einigen Tests im Hinblick auf den MXGP in Spanien von nächster Woche etwas Regenerieren angesagt.»
Luca Bruggmann fährt aufs Youngster-Podium
Für die wohl grösste Überraschung sorgte Luca Bruggmann, der für das Yamaha Team STC Racing ausrückte. Bereits im Quali deutete der Liechtensteiner an, dass hier was gehen könnte; denn mit der neuntbesten Zeit in seiner Gruppe, bzw. mit Startplatz 17, und mit zwei guten Starts lagen Punkte im Bereich des Möglichen – doch es kam noch besser.
«Bruggi» explodierte förmlich, als das Gatter für den ersten Lauf fiel; mit dem Holeshot in der Tasche und als Zweiter aus der ersten Runde kommend, griff er den in Führung liegenden Stefan Ekerold immer wieder an. Den Wahnsinns-Speed nicht durchhaltend, verlor der Liechtensteiner jedoch mit Fortdauer des Rennens den einen oder andern Rang und wurde schliesslich Sechster.
Start 2 gelang ihm dann nicht mehr ganz so gut; auf 6 liegend war er aber immer noch klar bei den Leuten. Nach Bas Vaessens heftigem Sturz beim Zielsprung und nach erneut aggressiver Fahrweise, lag Bruggmann bereits auf 4, als er sich anschickte Platz 3 zu erkämpfen. Es folgte ein begeisternder Zweikampf mit dem Holländer Roy van Heugten. Immer wieder die Plätze tauschend legte sich der Liechtensteiner den Holländer eingangs zur letzten Runde zurecht. Wenige Kurven vor dem Ziel dann der harte aber faire Blockpass. «Bruggi» mit der #137 ging am Holländer vorbei und feierte einen grandiosen dritten Platz – in der Endabrechnung reichte dies für den hervorragenden dritten Rang in der Tageswertung, was von den Zuschauern sehr wohlwollend und anerkennend zur Kenntnis genommen wurde.
Bruggmann: «Da ich mich hier im letzten Jahr – im Gegensatz zu allen anderen ADAC-Einsätzen – nicht qualifizieren konnte, reiste ich mit einem etwas mulmigen Gefühl an. Nach meinem Zeittraining glaubte ich dann aber, dass ein Platz in den Top-10 oder Top-15 möglich sein sollte. Der erste Lauf begann sehr gut, habe auch verschiedentlich versucht Ekerold anzugreifen, obwohl ich wusste, dass ich den Speed bis zum Schluss nie werde durchhalten können – ich tat es einfach für mich und für meinen Kopf. Gegen Ende des Rennens wurde ich dann etwas müde, wodurch ich noch ein paar Plätze verlor – mit Rang 6 bin ich aber sehr zufrieden. Lauf 2 begann ich auf 6 und fand schnell meinen Rhythmus. Von Vaessens Ausfall profitierend, konnte ich mich auf 4 vorarbeiten, auch das Loch zum Dritten konnte ich zufahren. Dann bekam ich etwas Mühe mit der Atmung, wodurch ich etwas zurücknehmen musste. In der letzten Runde versuchte ich nochmals einen Angriff auf van Heugten. Mit einem harten aber fairen Blockpass gelang es mir dann schliesslich, ihn von Rang 3 zu verdrängen. Dass es auch im Overall zu Rang 3 reicht, hätte ich aber nie gedacht – war aber ein sehr schönes Gefühl zum ersten Mal auf einem ADAC-Tages-Podium stehen zu können.»
Für Punkte reichte es Cyrill Flury, der das LCR mit einem Start-Ziel-Sieg in beeindruckender Manier und hochüberlegen für sich entscheiden konnte. Im ersten Lauf kam er jedoch nicht wunschgemäss weg, kämpfte sich aber kontinuierlich nach vorne. Zwei Stürze – einer in der vorletzten Runde – warfen ihn aber immer wieder zurück. Schliesslich reichte es mit Rang 19 aber doch noch für Punkte. Ein ähnliches Bild im zweiten Durchgang: Erneut von weit hinten kommend, arbeitete er sich bis Rennmitte auf Rang 21 vor, ehe ihn ein Sturz zurückwarf. Doch der KTM-Pilot zeigte tolle Moral; mit Rang 18 und Overall-Platz 20 belohnte er sich schliesslich doch noch mit einigen Zählern.
Wolf und Greutmann im Junior-Cup
Mit Flavio Wolf (Yamaha - HFour MX Raceland), Nico Greutmann (Team TM-Greutmann) und Kevin Brumann (Team Yamaha STC Racing) versuchten drei Schweizer Fahrer ihr Glück in der Fremde mit unterschiedlichem Erfolg.
War es Brumann, der den Cut auch über das «Last Chance Race» infolge eines heftigen Sturzes und vorzeitiger Aufgabe nicht schaffte, so gelang dies Wolf und Greutmann bereits übers übliche Qualifying. Wolf holte sich die siebtbeste Zeit in seiner Gruppe (13. Startplatz), derweil Greutmann als 17. in derselben Gruppe notiert wurde, was den 33. Startplatz ergab.
Locker flockig meinte Greutmann noch vor dem Warm-up: «Als wir nach Jauer fuhren, war meine Hoffnung und mein Wunsch, nicht zur Konfirmation meiner Kollegen gehen zu müssen... dazu war natürlich die Qualifikation fürs Rennen notwendig, was ich unbedingt schaffen wollte, ohne ins «Last Chance Race» gehen zu müssen. Dass ich mein erstes Saison-Ziel bereits beim zweiten Rennen geschafft habe, ist natürlich cool.»
Für beide begann der 1. Lauf denkbar unglücklich: Greutmann stürzte bereits in Runde 1 schwer und musste direkt vor Ort erstversorgt werden. Vom Sturz zunächst etwas mitgenommen, erhielt der 10-jährige Schaffhauser von den Sanitätern keine Erlaubnis das Rennen fortzuführen, wodurch er die Segel vorzeitig streichen musste. Flavio Wolf seinerseits hatte noch im ersten Renndrittel ebenfalls einen Crash, bei dem er sich das Knie verdrehte und aufgeben musste.
Mit dem Okay der Ärzte im Sack startete Greutmann zum zweiten Aufschlag; auch Wolf biss auf die Zähne und rollte sein Bike an den Balken. Greutmann hielt sich sehr lange an der Kante zu den Punkterängen, ehe er kurz vor Schluss noch zurückfiel und guter 23. wurde. Nur wenig fehlte, um auch gleich noch sein kurzfristig neu definiertes Ziel zu erreichen – den ersten Punkt einfahren zu können.
Mit lädiertem Knie kämpfte sich Wolf bis Rennmitte auf den starken achten Zwischenrang vor und versuchte weiter zu pushen. Doch leider machten ihm seine starken Knieschmerzen immer mehr zu schaffen, was ihn dazu zwang, sein Rennen etwas kontrollierter fertigzufahren. Letztlich wurde seine clevere Fahrweise mit einem beachtlichen zehnten Rang belohnt, was ihm dank Tagesrang 16 die ersten 11 Meisterschaftspunkte einbrachte.