Gespann-WM Kivioli: Eine fragwürdige Disqualifikation
Geräuschmessung verpasst: Daniel Willemsen und Robbie Bax
Wie in der Fußball-WM stehen im Sidecarcross die Auftritte der deutschen Teams derzeit unter keinem guten Stern. Das Desaster begann beim lettischen Grand Prix am vorletzten Wochenende. Dort stürzten die Reimann-Brüder, weil unmittelbar vor ihnen ein Gespann havariert war. Ein nachfolgender Kontrahent konnte ebenfalls nicht mehr ausweichen und überrollte Beifahrer Philipp. Wie sich nachher im Krankenhaus herausstellte, zog dieser sich dabei mehrere Rippenbrüche zu.
Im estländischen Kivioli erwischte es dann das Team Blank, das in Cesis mit dem gerade wieder genesenen Beifahrer Nick Maas zwei 18. Plätze hatte einfahren können. Bei einer Sprunglandung im Training wurde Maas aus dem Boot katapultiert und brach sich das rechte Handgelenk. Ob Blank junior zum Belgien-GP am kommenden Wochenende Ersatz findet, ist fraglich. Überdies absolvierten Stefan Forster und sein Fahrer Christophe Cuche neuerlich zwei Nullrunden. So blieb es Beifahrer Andres Haller im Boot von Davy Sanders vorbehalten, die deutsche Bilanz aufzupolieren.
Auch das einzige österreichische Duo Benjamin Weiss/Patrick Schneider musste nach seinem Federbein-Defekt in Cesis eine weitere Schlappe hinnehmen. Die Vorarlberger wurden unverschuldet in eine Kollision verwickelt. Dabei verbog sich die Vordergabel derart, dass sie sich nur mit Mühe über die letzten beiden Runden auf dem 13. Platz ins Ziel retten konnten. Eine Reparatur war in der Pause vor dem zweiten Lauf nicht möglich.
Dagegen fahren Marvin Vanluchene/Ben van den Bogaart und Koen Hermans/Nicolas Musset weiter auf der Gewinnerstraße. Im ersten Lauf mischten Daniël Willemsen/Robbie Bax und Valentin Giraud/Jonny Badaire anfangs kräftig im Kampf um die Führung mit. Etienne Bax/Kaspars Stupelis konnten nach wiederum mäßigem Start bald aufschließen, während einige Mitstreiter der Spitzengruppe ausfielen: Am Gespann von Julian Veldman/Glenn Janssens sprang die Antriebskette wegen eines eingeklemmten Steins ab, wahrscheinlich als Folge gab später das Getriebe seinen Geist auf. Lokalmatador Kert Varik, mit Lauris Daiders im Beiwagen, scheiterte an einem Defekt der Zündelektrik. Und Kristof Santermans musste aufgeben, nachdem sich Kompagnon Kostas Beleckas sein Knie verdrehte.
Nach dem Rennen wurde Willemsen zur Geräuschmessung herausgewinkt. Doch im Pulk der die Strecke verlassenden Gespanne schien die Aufforderung für ihn nicht klar erkennbar. Erst nachdem er sich wenige Meter weiter mit Wasser eine erste Erfrischung gegönnt hatte, wurde offenkundig, dass das Flaggenzeichen ihm gegolten hatte. Doch da war es bereits zu spät, ohne Phon-Kontrolle wurde der Multimeister disqualifiziert. Andererseits bemängelten Beobachter, dass die beiden Gewinner und auch diverse weitere Teams einige Sprünge unter gelber Flagge nicht gemäß Reglement überfahren hätten, was von den Offiziellen nicht gesehen und folglich auch nicht geahndet wurde. Man darf daher alsbald umso gespannter im Internet studieren, was die rund um die Strecke postierten Video-Kameras aufgenommen haben.
Beim zweiten Start lagen die Finnen Riku und Lari Kunnas Kopf an Kopf mit Vanluchene, der sich bald durchsetzen konnte. Bax/Stupelis blieb wieder nur der dritte Platz, diesmal hinter Hermans/Musset. Auch Sanders/Haller mussten sich nach vorne kämpfen, nachdem sie als 17. im Startgetümmel steckten. Veldman/Janssens fielen abermals mit technischen Problemen aus. Neben Weiss und Santermans waren auch Cuche sowie Tomas und Ondrej Cermak nicht mehr zum zweiten Durchgang angetreten.
Am kommenden Wochenende findet im belgischen Lommel die nächste GP-Runde statt – auch für Fans aus Deutschland wieder eine gute Gelegenheit, das WM-Spektakel live zu erleben.
Resultate Motocross-Gespann-WM Kivioli/EST:
1. Lauf: 1. Hermans/Musset (NL/F), VMC-Zabel. 2. Vanluchene/van den Bogaart (B/NL), VMC-Zabel. 3. E. Bax/Stupelis (NL/LV), WSP-Zabel. 4. Giraud/Badaire (F), WHT-Husqvarna. 5. Dierckens/Rostingt (B/F), WSP-Zabel. 6. Wilkinson/D. Chamberlain (GB), WSP-Zabel. 7. Kunnas/Kunnas (FIN), WSP-KTM. 8. Sanders/Haller (B/D), WSP-Zabel. 9. S. Brown/J. Millard (GB), VMC-Husqvarna. 10. Van Werven/Mans (NL/B), WSP-TM. 11. Cermak/Cermak (CZ), WSP-Mega. 12. Compalati/Ravera (I), WSP-Zabel. 13. Weiss/Schneider (A), VMC-Zabel. 14. Normak/Kasesalu (EST), WSP-Zabel. 15. Gorbenko/Koiv (LV/EST), WSP-Zabel. 16. Sonn/Linters (EST/LV), WSP-Husqvarna. 17. Kinge/Keane (GB), VMC-Zabel. 18. Boukal/Boukal (CZ), WSP-Zabel. 19. Kisiunas/Kisiunas (LT), WSP-Zabel. 20. Pungits/Taal, (EST), WSP-Mega.
2. Lauf: 1. Vanluchene. 2. Hermans. 3. E. Bax. 4. D. Willemsen/R. Bax (NL), WSP-Zabel. 5. Kunnas. 6. Varik/Daiders (EST/LV), WSP-Husqvarna. 7. Sanders. 8. Giraud. 9. Wilkinson. 10. S. Brown. 11. Dierckens. 12. Van Werven. 13. Normak. 14. Sonn. 15. Boukal. 16. Kinge. 17. Kisiunas. 18. Pungits. 19. Variakojis/Zemeskalns (LT/LV), WSP-Husqvarna. 20. Hansar/Peever (EST), VMC-KTM.
WM-Stand nach 14 von 24 Läufen: 1. Vanluchene, 320 Punkte. 2. Hermans 281. 3. Bax 214. 4. S. Brown 183. 5. D. Willemsen 178. 5. 6. Varik 170. 7. Giraud 168. 8. Kunnas 147. 9. Dierckens 141. 10. Cermak 140. 12. Sanders 135. 16. Weiss 99. 19. Heinzer 37. 21. Cuche 28. 23. Reimann 25. 24. Clohse 16. 36. T. Blank 6. 41. Hofmann 4. 45. Inderbitzin 3.