Gespann-MXoN: Niederlande siegen bei Belgien-Patzer
Letzter gemeinsamer Auftritt: Etienne Bax/Kaspars Stupelis waren beim Nationencross das erfolgreichste Gespann
Obwohl die Belgier immer mit starken Teams beim Sidecarcross of Nations vertreten sind und als Mitfavoriten gelten, ist der Titel seit ihrem Erfolg von 2016 immer mehr in weite Ferne gerückt. 2017 langte es nur für den dritten Platz hinter den Niederlanden und Frankreich. Im letzten Jahr gingen sie völlig unter, nachdem Fahrer Arne Dierckens im Warm-up wegen eines festgegangenen Motors übel stürzte und mit einer Knieverletzung ausfiel.
Diesmal wollten sie den Hattrick der zuletzt erfolgreicheren Nachbarn vereiteln. Doch schon vor dem Start zum ersten der drei Wertungsrennen war die Sache gelaufen. Die Schnellstarter Arne Dierckens/Robbie Bax sollten in der ersten Reihe stehen, Marvin Vanluchene/Ben van den Bogaart dahinter. Eine prinzipiell kluge Strategie, hätte es bei der Startaufstellung am Motorrad von Dierckens nicht Probleme mit der Spritzufuhr gegeben. Er zog sein Gespann flugs zurück und die Vizeweltmeister rückten in die erste Reihe vor.
Für den Uneingeweihten sah das nach Schadensbegrenzung aus, zumal Vanluchene den Lauf klar gewann und Dierckens nach Behebung des Problems vom letzten immerhin noch auf den 15. Platz vorfuhr. Doch die Jury schlief nicht und disqualifizierte beide Teams umgehend, da der Platzwechsel nach dem Reglement nicht gestattet ist. Ob die belgische Equippe diese Regel nicht kannte oder es darauf ankommen ließ – das steht in den Sternen.
Im ersten Lauf schien es, als könnte Familie Brown ihren Coup von Rudersberg wiederholen. Vater Stuart siegt und Sohn Jake jagte als Vierter hinter dem für Estland startenden Gespann Kert Varik/Lauris Daiders durchs Ziel. Etienne Bax/Kaspars Stupelis hatten Probleme mit der Abstimmung ihres neuen Fahrwerks, nachdem ihr Weltmeister-Gespann noch in Rudersberg für gutes Geld den Besitzer gewechselt hatte. So reichte es nicht, um Brown sr. den Sieg streitig zu machen. Ein Wiedersehen gab es mit den WM-erfahrenen Letten Maris Rupeiks/Kaspars Liepins und Janis Daiders mit Tanel Koiv im Boot.
Im zweiten Lauf kamen die Niederländer ihren dritten Titel in Folge ein gutes Stück näher. Da Nicolas Musset seine französische Equippe im Boot von Bastien Thomas unterstützen wollte, startete Koen Hermans mit dem Finnen Lari Kunnas. Die Zusammenarbeit klappte auf Anhieb, der WM-Dritte konnte Dierckens bald von der Spitze verdrängen. Gert van Werven/Kenny van Gaalen legten mit dem dritten Platz nach. Von den Briten mussten sich Brown/Chamberlain diesmal mit Rang vier begnügen, George Kinge/Lewis Gray sahen nur als Zwanzigste das Ziel.
Im dritten Lauf kamen Hermans/Kunnas als Führende in die erste Kurve, gefolgt von den hinter ihnen gestarteten Bax/Stupelis. Dann tauschten die Niederländer die Positionen, am Schluss konnte sich noch der kurzzeitig gestandene Vanluchene dazwischen quetschen. Doch es half nichts, mit ihrer Disqualifikation und Santermans Ausfall in diesem Lauf sind die Belgier Schlusslicht in der Gesamtwertung. Durch einen Ausfall von Jake Brown gerieten die Briten im Kampf um Silber ins Hintertreffen gegen die konstant punktenden Estländer, die vor allem von Varik/Daiders profitierten. Bei den viertplazierten Tschechen waren Lukas Cerny/Radek Musil, bei den Letten Rupeiks/Liepins das stärkste Gespann.
Die Schweizer hätten vom Tempo her besser abschneiden können, wenn Christophe und Maxime Cuche sowie Marco Heinzer/Ruedi Betschart nicht in jeweils einem ihrer Läufe eingebremst worden wären. Einzig Fabian Hofmann/Marius Strauss konnten in ihren beiden Läufen ohne Probleme durchfahren.
Auch bei den Gastgebern lief der Auftritt nicht wie geplant. Im ersten Lauf landeten Varik/Daiders nach einem Sprung fast auf dem Gespann von Adrian Peter/Miroslav Zatloukal und touchierten dabei Peters linken Arm. Weil der Deutsche Vizemeister eine ernsthafte Verletzung befürchtete, suchte er den Rennarzt auf. Doch konnte der Doktor Entwarnung geben und mit Kühlung war Peter zum zweiten Einsatz wieder einigermaßen fit. Unglücklicherweise streikte diesmal der Lenkungsdämpfer, trotzdem rettete das Duo sein Gespann ins Ziel. Ärger traf es Eddie Janecke/Gordon Bothur. Nach einem guten elften Platz mussten die DM-Dritten mit Motorschaden aufgeben. So konnten am Ende Sebastian Engelbrecht/Nick Maas die beste Bilanz vorweisen, obwohl sie im dritten Lauf durch havarierte Gespanne kurz gestoppt worden waren.
Alles andere als zufrieden waren die Teams allerdings mit der Organisation. Es fing damit an, dass die deutsche Mannschaft im Fahrerlager nicht zusammenstehen konnte, was im Vorfeld gewiss leicht zu organisieren gewesen wäre. Dann bemängelten einige Akteure, dass die Strecke zwischendurch nicht in ausreichendem Maße aufbereitet wurde, obwohl entsprechendes Gerät vor Ort war. Und drittens gab es massive Beschwerden über den Zustand der Toiletten, die man anscheinend weitgehend sich selbst überließ.
Schon beim Grand Prix in Gooik/B hatten die sanitären Anlagen Anlass zu Kritik gegeben. Da solche Zustände bei Rennveranstaltungen grundsätzlich und bei derart hochkarätigen Anlässen insbesondere nicht tolerierbar sind, sollten die Dachverbände klare Standards festlegen, deren Einhaltung überwachen und Verstöße sanktionieren. Das ist man den Aktiven und auch den Zuschauern schuldig, ohne die der ganze Zirkus schlichtweg nicht stattfinden kann.
Resultate Sidecar Motocross of Nations Schwedt/D:
1. Lauf: 1. S.Brown/J. Chamberlain (GB), WHT-Husqvarna. 2. E.Bax/Stupelis (NL/LV), WSP-Zabel. 3. Varik/L.Daiders (EST/LV), WSP-Husqvarna. 4. J.Brown/Millard (GB), WSP-Zabel. 5. Gert van Werven/van Gaalen (NL), WSP-TM. 6. Cerny/Musil (CZ), WSP-Jawa. 7. Normak/Kasesalu (EST), WSP-Zabel. 8. Rupeiks/Liepins (LV), WSP-Zabel. 9. Campbell/Parmenter (IRL/GB), WSP-Zabel. 10. Hamard/Villaines (F), VMC-KTM. 11. Janecke/Bothur (D), WSP-Mega. 12. Jegorovs/Jegorovs (LV), WSP-Husqvarna. 13. Hofmann/Strauss (CH), WSP-Husqvarna. 14. Peter/Zatloukal (D/CZ), WSP-Zabel. 15. Thomas/Musset (F), VMC-Zabel. 16. Cuche/Cuche (CH), VMC-KTM. 17. Kolencik/Hejhal (CZ), WSP-Zabel. 18. E.Moulds/Adair (IRL), VMC-Husqvarna. 19. M. Bernardini/Pasqui (I), VMC-KTM. 20. L. Bernardini/Ceresa (I), VMC-Zabel. 21. Mathiesen/Petersen (DK), WSP-KTM. 22. Jensen/Stahl (DK), WSP-KTM.
2. Lauf: 1. Hermans/Kunnas (NL/FIN), WSP-Zabel. 2. Dierckens/R.Bax (B/NL), WSP-Zabel. 3. Van Werven/van Gaalen. 4. S. Brown/Chamberlain. 5. Heinzer/R.Betschart (CH), VMC-KTM. 6. Rupeiks/Liepins. 7. Hamard/Villaines. 8. G.Moulds/Anthony (IRL/AUS), VMC-Husqvarna. 9. Santermans/Beleckas (B/LT), VMC-Zabel. 10. Normak/Kasesalu. 11. Kolencik/Hejhal. 12. Gordejev/Kivaste (EST), WSP-Husqvarna. 13. J.Daiders/Koiv (LV), WSP-Husqvarna. 14. Auvray/Lebreton (F), WSP-Zabel. 15. Engelbrecht/Maas (D/NL), WHT-KTM. 16. Hroch/Hroch (CZ), WSP-Zabel. 17. Lasagna/Lasagna (I), WSP-Zabel. 18. Nielsen/Modekjar (DK), WSP-Zabel. 19. Cuche/Cuche. 20. Kinge/Gray (GB), VMC-Zabel. 21. E.Moulds/Adair. 22. M. Bernardini/Pasqui. 23. Jensen/Stahl. 24. Janecke/Bothur.
3. Lauf: 1. Bax/Stupelis. 2. Vanluchene/van den Bogaart (B/NL), VMC-Zabel. 3. Hermans/Kunnas. 4. Varik/Daiders. 5. Cerny/Musil. 6. Thomas/Musset. 7. G.Moulds/Anthony. 8. Jegorovs/Jegorovs. 9. Hroch/Hroch. 10. Engelbrecht/Maas. 11. Hofmann/Strauss. 12. Lasagna/Lasagna. 13. Kinge/Gray. 14. Gordejev/Kivaste. 15. Peter/Zatloukal. 16. Nielsen/Modekjar. 17. Mathiesen/Petersen. 18. Heinzer/R.Betschart. 19. J.Brown/Millard. 20. L. Bernardini/Ceresa. 21. J.Daiders/Koiv. 22. Auvray/Lebreton. 23. Santermans/Beleckas. 24. Campbell/Parmenter.
Endstand: 1. Niederlande 10 Punkte. 2. Estland 36. 3. Großbritannien 41. 4. Tschechien 47. 5. Lettland 47. 6. Frankreich 52. 7. Schweiz 63. 8. Irland 63. 9. Deutschland 65. 10. Italien 88.