Motocross-Gespann-WM ist abgesagt: Alle Hintergründe
2020 fällt die Gespann-WM erstmals aus
Es war fast zu erwarten. Nachdem jeder Staat sein eigenes Ausstiegs-Szenario aus dem Lockdown umsetzt und nach wie vor die Möglichkeit einer «zweiten Welle» politisch wie auch medial propagiert wird, stehen Motorsportveranstaltungen dieses Jahres auf wackeligen Füßen. Der Motorrad-Weltverband FIM und Promoter Apo Multimedia haben nun vorsorglich und konsequent die Reißleine gezogen: 2020 wird keine WM-Serie stattfinden. In der Weltmeister-Liste werden also nicht Bax/Musset, Willemsen/Stupelis, Hermans/Janssens oder Vanluchene/Van den Bogaart (oder auch andere der üblichen Verdächtigen) auftauchen, sondern der Vermerk «cancelled». Das hat es seit Installation des FIM-Cups 1971 als Vorläufer von Europameisterschaft (1975) und WM (1980) nicht gegeben.
Aber diese Entscheidung der WM-Organisatoren ist absolut nachvollziehbar. Um einen Grand Prix durchführen zu können, brauchen die Veranstalter schon unter normalen Rahmenbedingungen eine beträchtliche Vorlaufzeit und dabei Planungssicherheit. Verbunden sind mit diesen Vorbereitungen viel Arbeit, sprich Einsatz von zahlreichen engagierten Helfern. Und Geld, denn schließlich verschlingt die Durchführung eines solchen Rennens eine beträchtliche Summe. Und die kann nur durch den Verkauf von Eintrittskarten sowie Zuwendungen meistens regionaler Sponsoren eingespielt werden. Geister-Veranstaltungen ohne Publikum – das mag bei Formel 1 oder MotoGP funktionieren. Keinesfalls aber bei Randsportarten, die primär vom physisch anwesenden Publikum leben. So stellt das auch Martin Bena, CEO von Apo Multimedia als Promoter, in der entsprechenden Pressemitteilung klar.
Grundsätzlich hätte es die Möglichkeit gegeben, Grands Prix mit speziellen Hygienekonzepten durchzuziehen. Aber jeder, der schon in Roggenburg, Jinin oder Rudersberg war, weiß, dass solche Konzepte nicht strikt umsetzbar sind. Woher sollen auch die sachkundigen Helfer kommen, die Abstandsregeln etc. überwachen? Auch eine Begrenzung der Zuschauerzahlen ist nicht machbar, weil dann – siehe oben – wichtige Einnahmen aus Eintrittskartenverkauf und Gastronomie fehlen.
Um ein Motocross durchführen zu können, bedarf es überdies behördlicher Genehmigungen. Selbst wenn diese erteilt wurden, gibt es letztlich keine Sicherheit. Wie schnell die Situation unter besonderen Umständen kippen kann, zeigt als Beispiel die Absage des Eisspeedway Inzell wenige Tage vor dem Rennwochenende. Die Teams aus Russland waren zum Zeitpunkt der Absage bereits auf dem Weg nach Oberbayern. So mussten FIM/WSC bei ihrer Entscheidung nicht nur die Belange der Veranstalter berücksichtigen, sondern auch das Wohl der Akteure und ihrer Teams im Auge haben.
So bleiben für die Seitenwagen-Fans zwei Hoffnungen: Erstens, dass die WM 2021 wieder in geordneten Bahnen verläuft. Und zweitens, dass ab dem Sommer zumindest noch Rennen zur Deutschen Meisterschaft und zum Veteranencup stattfinden. Da sind Aufwand und Kosten überschaubarer, ebenso der Zuschauer-Andrang.