Willemsen/Stupelis: Dream Team auf drei Rädern
Daniël Willemsen startet in diesem Jahr mit Kaspars Stupelis
Wer das Gespann von Daniël Willemsen noch nicht live erlebt hat, der hat etwas verpasst! Abgesehen von seiner Pace fällt sein spektakulärer und beherzter Fahrstil sofort ins Auge. Niemand hängt tiefer in der Kurve als er, keiner geht ans Limit wie er. In Rechtskurven schleift sein Passagier nur Millimeter über dem Boden, damit das ca. 300kg schwere Gefährt nicht die Haftung verliert.
Nach den beiden WM-Erfolgen in den Jahren 2003 und 2004 wechselte Beifahrer Stupelis zu Etienne Bax, mit dem er 2015 und 2019 ebenfalls noch zweimal Weltmeister wurde.
Zusammen bringt es das niederländisch-lettische Team auf stattliche 14 WM-Titel. Nach Jahren der Trennung fanden sie in dieser Saison wieder zusammen: Daniël Willemsen und Kaspars Stupelis sind ein absolutes 'Dream Team' auf drei Rädern.
«Ich dachte letztes Jahr schon ans Aufhören», meinte Daniël Willemsen im Interview der Woche. «Nur dann, wenn ich einen erstklassigen Passagier für das nächste Jahr finde, mache ich weiter. Dann bot sich plötzlich die Chance, mit Kaspars zu fahren.»
Zur Erinnerung: Willemsen musste sich nach dem verheerenden Unfall seines Bruders Marcel nach einem neuen Beifahrer umsehen. Nach dem ersten WM-Titel mit Marcel Willemsen im Jahre 1999, wurde er mit Sven Verbrugge, Reto Grütter, Gertie Eggink, Kenny van Gaalen und eben Kaspars Stupelis Weltmeister und mit 10 WM-Titeln der erfolgreichste Seitenwagencrosser der Geschichte.
«Ich begann schon im Alter von 5 Jahren mit meinem Bruder», erklärte er im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Auch wenn ich mit mehreren Beifahrern erfolgreich war, mein bester Passagier war mein Bruder», erklärte Daniël im 'Interview der Woche'.
«Es gab natürlich zuerst noch ein paar Sachen zu besprechen», erklärt Daniël. «Aber es war ein sehr kurzes Gespräch. Alle Hindernisse waren schnell aus dem Weg geräumt. Jetzt sind wir beide sehr froh, dass wir wieder ein Team bilden.»
Wie aber kam es zu der neuen Konstellation? «Nach der erfolgreichen Saison 2019 kam es zur Trennung mit Etienne Bax. Es war ganz klar seine Entscheidung», erklärt Stupelis. «Ich musste mich nach einem neuen Team umschauen und seitdem ich mit Daniël fuhr, sind inzwischen viele Jahre vergangen. Manchmal waren wir schon sehr nah dran, aber letztendlich hat es nicht geklappt. Bis jetzt.»
Also trafen sich Willemsen und Stupelis im November 2019 zu einem Saisonvorbereitungsrennen in der Ukraine. Das Gefühl war sofort wieder da, auch das Selbstvertrauen kehrte schnell zurück.
«Wenn wir unsere Egos außen vorlassen und uns auf unser Können und unsere Erfahrung konzentrieren, dann können wir noch einmal sehr erfolgreich werden. Daniël kennt alle Strecken und technisch ist sein Bike sicher das Beste, das es gibt, denn er produziert ja die Gespanne der meisten Spitzenteams», erläutert Stupelis.
Diese Situation ist Fluch und Segen zugleich. Daniël Willemsen hat sich in Lochem mit 'WSP Racing' ein Unternehmen aufgebaut, das sich auf die Produktion von Renngespannen spezialisiert hat. Dort habe ich ihn auch am späten Freitagnachmittag erreicht. Während sich jeder Hobbymotocrosser ein Crossbike beim Händler käuflich erwerben kann, ist ein Gespann stets eine Einzelanfertigung und Eigenkonstruktion. Willemsen produziert Crossgespanne und Quads. «Ungefähr 60 Maschinen produzieren wir im Jahr», erklärte er. Das ist für Daniël bereits ein Fulltime-Job. Zum Training fehlt ihm deshalb oft die Zeit. «Daran muss ich arbeiten, denn auch die anderen Teams arbeiten hart und das Feld wird von Jahr zu Jahr stärker.»
Ob das letzte Kalenderupdate der Seitenwagenmotocross-WM Bestand hat, werden die nächsten Wochen zeigen. Die deutschen Fans haben insofern Glück, dass das Saisonfinale am 20. September in Rudersberg stattfinden soll. Zu diesem Zeitpunkt sind hoffentlich wieder Rennen mit Zuschauern möglich. Und wer Daniël Willemsen mit Kaspars Stupelis noch nicht live gesehen hat, sollte sich diesen Leckerbissen auf keinen Fall entgehen lassen!
Kalender der Seitenwagen WM 2020, Stand 30. April
12. Juli, Estland, Lange Motokekus,
30. August, Schweiz, Roggenburg
06. September, Slowenien, Orehova Vas
13. September, Tschechische Republik, Jinin
20. September, Deutschland, Rudersberg