Mike Gwerder: Nach «kriminellen Runden» im Finale
Mike Gwerder in Dortmund
Im Motocross ist die Schweiz dank eines Jeremy Seewer und Valentin Guillod eine kleine Macht. Ebenso im ADAC MX Masters, wo stets einige Eidgenossen die Startlisten zieren und mit Nico Greutmann und Ryan Oppliger 2024 die Titel in den beiden Support-Klassen ADAC MX Youngster Cup und ADAC MX Junior Cup 85 abräumten. Im deutschen Supercross sind Schweizer aber seit jeher dünn gesät.
Bei den ADAC-Youngstern war Mike Gwerder aus dem nördlich von Zürich unweit der deutsch-schweizerischen Grenze gelegenen Stadel 2023 Gesamtvierter und galt im vorigen Jahr als einer der Titelanwärter. Ein Kreuzbandriss beim Motocross-Training im letzten April kostete ihn die komplette Saison, doch nun stand er ziemlich überraschend beim 40. ADAC Supercross Dortmund am Startgatter.
«Die Idee, Supercross zu fahren, stammt nicht von mir, sondern von Lukas Brübach vom Team Luke’s Racing – Hertrampf Gruppe. Er hatte mich schon für Stuttgart angefragt, aber das für mich zu früh. Kurz vor Dortmund hat er mich wieder angerufen und gefragt, ob ich Bock auf Dortmund hätte. Natürlich hatte ich Bock, musste aber erst einmal klären, ob das von meinen Sponsoren und meinem Team HTS KTM her okay ist. Seit Mitte Dezember bin ich auch endlich wieder im Motocross-Training, da habe ich zugesagt und let’s go», erklärte der 22-Jährige nach seinem ersten Supercross seiner Karriere.
Erwartungsgemäß hatte der Novize in der Westfalenhalle nach lediglich zwei Tagen SX-Training zunächst hartes Brot zu kauen, doch nach zwei Nichtqualifikationen fürs Abendprogramm am Freitag und Samstag erlebte er am Finaltag gleich mehrere kleine Sternstunden. Diesmal schaffte er es über das Last-Chance-Quali-Race zunächst in den Main-Event, um in diesem in seinen Halbfinale als Fünfter direkt ins Finale einzuziehen. Beim Showdown wurde er zwar nur Elfter und somit Vorletzter, doch war das unterm Strich mehr als er sich erträumt hatte.
«Das konnte sich sehen lassen», resümierte er anschließend gegenüber SPEEDWEEK.com. «Die ersten paar Fahrten waren ziemlich schwierig. Ich war halt der Fahrer, über den man gesagt hat, ,auf den muss man aufpassen, der ist kriminell unterwegs‘. Das habe ich auch von anderen so gehört, aber solche Sachen nehme ich als Motivation auf und nicht negativ. Ich zeige denen dann gern das Gegenteil und was ich kann. Es wurde von Tag zu Tag besser und am Sonntag war ich im Finale.»
Dabei wollte er in erster Linie dabei sein und Spaß haben sowie «nichts riskieren, weil Verletzungen hatte ich schon genug und meine Saison 2025 wird sehr lang.» In dieser wird Mike Gwerder aus Altersgründen zum Teil in die 450er-Klasse aufsteigen und neben der Schweizer Meisterschaft in Deutschland im ADAC MX Masters antreten. Dazu wird er ein paar ausgewählte WM-Läufe in der MX2 bestreiten. «Also in Frauenfeld und Teutschenthal will ich auf jeden Fall WM fahren, die zwei sind schon mal sicher. Was noch dazu kommt, werden wir sehen. So fünf, sechs WM-Läufe wären cool.»
Während er weiter für das ungarische Team HTS KTM in Deutschland und der Schweiz antreten wird, läuft es bei ihm in Sachen WM-Einsätze derzeit auf mehr oder weniger Privatauftritte hinaus.
Und Supercross? «Im nächsten Winter könnte ich mir vorstellen, wieder Supercross zu fahren. Das hat Spaß gemacht, das war schon geil. Dann aber auf jeden Fall mit mehr Vorbereitung», blickte Gwerder in die etwas fernere Zukunft.