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Speer Racing: Corona führte zu Innovationen

Von Esther Babel
Wolfgang Finsler und David Fuchs

Wolfgang Finsler und David Fuchs

Inzwischen dürfen die Trainingsveranstalter wieder Events in Deutschland und im europäischen Ausland anbieten. Normalbetrieb ist aber auch den Lockerungen im Zuge der Corona-Pandemie noch nicht angesagt.

David Fuchs und Wolfgang Finsler, Geschäftsführer des Trainingsanbieters Speer Racing, dürften nach dem Auftauchen des Corona-Virus und den damit verbundenen Einschränkungen so manch schlaflose Nacht hinter sich gebracht haben. Doch wie alle anderen Veranstalter auch, ließ man die Hirnwindungen glühen, um nach dem Ende des Lockdowns mit neuen Hygiene-Konzepten und Abstandsregeln der Krise die Stirn zu bieten. Manche Änderungen erwiesen sich dabei als so erfolgreich, dass sie auch nach dem noch nicht absehbaren Ende der Corona-Pandemie weiter im Programm bleiben werden.

Fuchs und Finsler gewähren im SPEEDWEEK.com-Interview einen Blick auf ihre Gemütslage während des Lockdowns, auf die neuen Konzepte und geänderten Bedingungen, und die Zukunft mit Corona.

SPEEDWEEK.com: Für viele Firmen hat sich durch die Corona-Pandemie und den Lockdown nichts geändert, für andere alles. Wo ordnet ihr euch als Trainingsveranstalter da ein?

David Fuchs: Für uns als Anbieter von Motorrad-Fahrtrainings bedeutete der Lockdown wie für die gesamte Veranstaltungsbranche mehr als zwei Monate völligen Stillstand. Besonders bitter für uns war, dass der Lockdown kurz vor Ostern kam. Zu keiner Zeit des Jahres haben wir so viele parallele Veranstaltungen. Normalerweise sind wir über die Osterfeiertage auf vier verschiedenen Rennstrecken in drei Ländern unterwegs. Das hat uns kalt erwischt. Insgesamt sind uns knapp 40 Veranstaltungstage verloren gegangen. Inzwischen können wir zum Glück wieder Events anbieten, da unsere Veranstaltungen im Freien und auf einer ausreichend großen Fläche stattfinden. Damit können wir die aktuell gültigen Abstands- und Hygieneregeln problemlos einhalten.

Es gibt immer mehr Lockerungen bei den Regeln. Begrüßt ihr das oder seht ihr das eher kritisch?

Wolfgang Finsler: Wirtschaftlich gesehen begrüßen wir die Lockerungen natürlich. Aber die Krise ist nicht vorbei und auch das Virus ist noch da. Deshalb hat für uns der Infektionsschutz nach wie vor oberste Priorität. Schließlich haben wir auch eine große Verantwortung für unsere Kunden, für die Arbeitsfähigkeit der ganzen Branche und auch der Rennstrecken. Das Thema Sicherheit hat durch die Corona-Pandemie eine neue Dimension bekommen. Letztlich kommt es darauf an, dass jeder Einzelne weiterhin die Regeln einhält. Das Schlimmste wäre ein Ausbruch auf einer Veranstaltung oder eine zweite Welle und ein erneuter überregionaler Lockdown.

Welche Einschränkungen gelten aktuell (Stand Ende Juni) noch für euch und für eure Kunden?

David Fuchs: Der Fahrbetrieb ist im Prinzip ohne Einschränkungen möglich. Da die Teilnehmerzahl inklusive Begleitpersonen und Personal weit unter 1000 liegt, können unsere Veranstaltungen überall stattfinden. Die Aufhebung der innereuropäischen Reisebeschränkungen ermöglicht zudem einerseits wieder Veranstaltungen im Ausland und andererseits auch unseren ausländischen Kunden die Teilnahme an unseren Events in Deutschland. Grundsätzlich gelten immer noch überall die Hygiene- und Abstandsregeln.

Wolfgang Finsler: Mit unserem umfangreichen Hygienekonzept laufen unsere Prozesse vor Ort nahezu kontaktlos ab. Die Teilnehmer werden im Vorfeld digital gebrieft und fahren bei der Einfahrt ins Fahrerlager an unserem Drive-in-Schalter vorbei, wo alle Formalitäten erledigt werden. Danach ist kein weiterer Kontakt zu unseren Mitarbeitern oder zu anderen Teilnehmern mehr nötig. Die Boxenplätze werden zugewiesen, so dass wir Kontakte nachverfolgen können. Die Kontaktbeschränkungen und die maximale Personenzahl bei Ansammlungen variieren regional. Mitunter sind sanitäre Anlagen nicht in vollem Umfang zugänglich und Essen wird nur zum Mitnehmen angeboten. Alles in allem sind das Einschränkungen, mit denen wir und unsere Kunden gut leben können.

Was hat euch das Erstellen eines Hygiene-Konzepts und dessen Umsetzung gekostet?

Wolfgang Finsler: Vor allem viele Nerven und schlaflose Nächte. Aber die Mühen haben sich gelohnt. Schließlich durften wir als erster Veranstalter nach dem Lockdown auf den Hockenheimring und nach Oschersleben zurückkehren. Gerade der Drive-in-Schalter funktioniert bestens und die Kunden sind begeistert. Wir planen, ihn auch nach Corona beizubehalten, da wir hier einen echten Komfortgewinn für den Kunden sehen, der nicht wie bisher mehrere Punkte anlaufen muss und somit viel entspannter und auch fokussierter in den Track Day starten kann.

Corona hat bei euch also zu Innovationen geführt?

David Fuchs: Auf jeden Fall. Die Corona-Pandemie ist eine Herausforderung nie gekannten Ausmaßes. Sie zwingt uns, alles auf den Prüfstand zu stellen. Mitunter stellt man dann fest, dass doch nicht alles so oder so sein muss, sondern auch anders gelöst werden kann. Krisen fördern immer auch Potenziale zutage, sofern man bereit ist, die Herausforderung anzunehmen.

Die Regeln waren am Anfang schon hart. Alle Duschen an den Rennstrecken gesperrt zum Beispiel. Nicht jeder hat ein schickes Wohnmobil. Hatten eure Kunden Verständnis oder gab es auch mal Zoff?

Wolfgang Finsler: Unsere Kunden hatten sehr viel Verständnis, auch wenn die Regeln den einen oder anderen natürlich vor Probleme stellte. Die meisten waren aber so froh, überhaupt wieder fahren zu können, dass sie sich mit den Einschränkungen arrangieren konnten.

Inzwischen geht wieder was auf den Rennstrecken. Brummt der Laden wieder oder wie ist die Lage?

Wolfgang Finsler: Mit unserem Hygienekonzept können wir alle Auflagen erfüllen. Reine Fahrtrainings können also uneingeschränkt stattfinden. Auch unser Instruktortraining haben wir so angepasst, dass wir es unter Wahrung der Abstandsregeln durchführen können.

David Fuchs: Abgesehen vom Infektionsgeschehen gibt es aber viele weitere Unsicherheiten. So hat Corona den Terminkalender aller Rennserien von der MotoGP bis zur Formel 1 durcheinandergebracht. Damit stehen auch unsere Termine teilweise unter Vorbehalt. Das erschwert unsere Lage.

Anders als andere Veranstalter verzichtet ihr nach wie vor auf Rennen. Warum?

David Fuchs: Wir halten derzeit Hobby-Rennen für nicht konform mit den geltenden Verordnungen und hoffen sehr, dass uns das Thema nicht insgesamt irgendwann auf die Füße fällt.

In anderen Ländern ist das Corona-Virus noch sehr aktiv, in anderen rollt gerade die zweite Welle an. Vorbei ist der Spuk also noch längst nicht. Wie rüstet ihr euch für die Zukunft?

David Fuchs: Die Krise und ihre wirtschaftlichen Folgen sind noch lange nicht vorbei. Der Umsatzausfall, der nicht aufzuholen ist, sowie vor allem die Unplanbarkeit bedrohen nach wie vor unsere ganze Branche. Wir haben aus diesem Grund eine zwingend erforderliche Änderung unserer AGB vorgenommen, die die Bedingungen für unsere Kunden verschlechtert. Hierfür haben wir sehr viel Kritik geerntet, aber auch Verständnis. Wir sind aber überzeugt, dass es anders nicht geht, wenn wir alle zusammen diese Krise überstehen wollen.

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