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Sepp Haider: Feierabend nach «50 Jahren quer»

Von Gerhard Kuntschik
Haider mit dem Opel Kadett GSi, mit dem er die DRM 1989 gewann, und dem Manta 400 Gr. B

Haider mit dem Opel Kadett GSi, mit dem er die DRM 1989 gewann, und dem Manta 400 Gr. B

«50 Jahre quer» stand auf der Einladung, die die Salzburger Rallye-Enthusiasten Peter Freisinger und Michael Winkler zur Feier für Sepp Haider verschickten. Es wurde ein grosses Familien- und Nostalgietreffen.

Es war im Oktober 1974, die Benzinkrise war gerade so halbwegs überstanden, als bei der zur EM zählenden ÖASC-Rallye zwei junge Salzburger erstmals ihr Talent überprüfen wollten. Nun, der damals 21-jährige Sepp Haider und sein 23-jähriger Beifahrer Jörg Pattermann schieden nach einem «Absturz» (O-Ton Haider) des VW Käfers mit Nummer 54 aus. Doch die Lust auf mehr war geweckt.

Seinen Eltern, Hoteliers in Saalbach, hatte Haider seine Abwesenheit aus dem Berufsalltag mit einem «Klassentreffen in Niederösterreich» erklärt. Ein Jahr später die gleiche Ausrede, aber danach war die Geschichte nicht mehr haltbar. Zu bekannt war der wilde Sepp bereits.

Wobei der Bezug zu «50 Jahre» eigentlich die erste Rallye des ehemaligen GM-Werkfahrers war, denn seit dem Karriereende 1999 war Haider als Instruktor bei Audi für die Driving-Experience-Aktivitäten der Ingolstädter, VIP-Betreuung und Ausbildung von Nachwuchsrennfahrern tätig. Und da ging es mehr um Beherrschung denn Risiko.

Und so waren unter den Gratulanten auch drei, die bei Haider lernen durften: Der aktuelle DTM-Jungstar Ricardo Feller aus der Schweiz, die Extreme-E-Weltmeisterin (im Team von Nico Rosberg) Mikaela Ählin-Kottulinsky und die ungarische F3-Pilotin Vivien Keszthelyi. Die Schwedin, Enkelin des früheren Audi-Werkfahrers Freddy Kottulinsky, erzählte dazu: «Ich habe die Begeisterung für das Rallyefahren vom Opa mitbekommen. Als der Opa nicht mehr da war, war der Sepp mein Opa.» Der plötzlich so Bezeichnete nahm es mit Humor.

Es traf sich auch günstig, dass Haiders Gewinn der Deutschen Rallye-Meisterschaft (1989) genau 35 Jahre her ist. Danach war er als Instruktor bei einem Kurs auf dem Österreichring dabei, an dem auch Niki Lauda und Gerhard Berger teilnahmen. «Ich lernte beide da näher kennen. Der Gerhard gratulierte mir nachher schriftlich zu meinem Meistertitel.» Nachsatz Haider: «Per Telex. Das hab‘ ich noch heute.» Man sieht: Fast noch Steinzeit...

Außer Autos – ob front-, heck- oder allradgetrieben – «verbrauchte» Haider, der 1988 mit dem leider viel zu früh verstorbenen Ferdi Hinterleitner die zur WM zählende Neuseeland-Rallye im Frontantrieb-Opel gegen alle Allrad-Konkurrenz gewinnen konnte, vor allem Beifahrer: 21 sollen es in der langen Karriere gewesen sein, wie Motorsport-Guru Armin Holenia recherchierte.

Der erste, Pattermann, und der letzte, der Tiroler Stefan Eichhorner, waren natürlich unter den Gästen. Pattermann, der u. a. mit Franz Wittmann und Werner Grissmann WM-Punkte einfuhr, berichtete dazu: «Als Beifahrer bist du eigentlich Sekretär des Fahrers. Du entwirfst Servicepläne, kümmerst dich um Ersatzteile, organisierst alles.»

Die filmischen Dokumente zu Haiders Quertreiberei samt aller Erfolge lieferte über viele Jahre der begnadete Helmut Deimel. Haider hatte ihn früh schon kennengelernt: «Ich wusste, wo der Helmut steht, da wollte ich besonders spektakulär um die Ecke biegen.» Was seine Beifahrer relativierten: «Nicht nur wegen Deimel. Sepp kam überall quer daher.»

Eine jahrzehntelange Freundschaft verbindet Haider mit Christian Geistdörfer und Walter Röhrl, die Doppel-Weltmeister und fast schon Ehren-Pinzgauer. Der Münchner Geistdörfer sagte dazu: «Wir hatten eine saugeile Zeit. Bei den Rallyes und privat im Glemmtal.» Und er vergaß nicht zu erwähnen: «Elf Mal war der Sepp für uns in Monte Carlo als Eisspion unterwegs. Ein unglaublich herausfordernder Job. Vier Mal gewannen wir, auch dank ihm.» Übrigens, Röhrl und Geistdörfer siegten bei der Monte in den 1980ern auf vier verschiedenen Fabrikaten.

Der lange Abend war voll von Anekdoten, die die langjährigen Weggefährten Wilfried Wiedner (25 Jahre lang auch Haiders Partner als Audi-Instruktor), Gabi Husar, Rudi und Manfred Stohl, Ernst Harrach, Achim Mörtl, Raimund Baumschlager, Reinhard Hainbach und Herbert Grünsteidl zum Besten gaben.

Und es könnte sich aus diesem Abend noch etwas anbahnen. Ob er nicht einmal ein «modernes» Rallyeauto von heute probierten möchte, wurde Haider von Moderator Andi Gröbl gefragt. Baumschlager, der ein Team führt und Autos vermietet, offerierte spontan einen Test. Und der Sepp bekam leuchtende Augen.

Comeback mit 71 Jahren? Na ja... Ein anderer rückfällig Gewordener namens Marcel Hirscher ist ja doch etwas jünger und war weniger lang weg vom Spitzensport.

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