Matthias Dolderer über das Mysterium G-Kraft
«Unserer Körper sprechen mit uns», sagt der deutsche Fluglehrer und Air Race-Pilot Matthias Dolderer. Und hier spricht Dolderer mit SPEEDWEEK.com.
Ist das Red Bull Air Race der Sport mit der höchsten G-Belastung?
Ich denke schon. Astronauten sind beim Start einer höheren G-Belastung ausgesetzt, aber das kann man nicht wirklich als Sport bezeichnen, oder?
Was ist der Unterschied zwischen +G und –G?
Bei +G rinnt das Blut vom Kopf zu den Füssen. Bei –G passiert das Gegenteil. Das ganze Blut will in den Kopf, was den Druck im Schädel erhöht. Das fühlt sich sehr unnatürlich an.
Wie kämpft man dagegen an?
Wir Air Race-Piloten haben sehr viel Erfahrung im Kunstflug, also sind wir daran gewöhnt. Wir haben gelernt, mit G-Belastungen umzugehen. Du kannst nicht viel machen, um gegen –G anzukämpfen, ausser deine Toleranz langsam zu steigern.
Für +G hilft es auch, im Fitnessstudio zu trainieren. Je mehr Muskelkraft man hat, desto leichter wird es. Aber auch ein Bodybuilder-Champ ohne Erfahrung wird bei 5 bis 6G in Ohnmacht fallen.
Und wie hilft Erfahrung?
Unsere Körper sprechen mit uns und wir lernen ihnen zuzuhören. Es gibt viele Muskel in unserem Körper, die ein Gedächtnis haben. Sie erinnern sich, was als nächstes kommt und was jeder einzelne Muskel zu tun hat, um einen Blackout zu verhindern. Massnahmen, wie die Zehen einzurollen, die Füsse und Beine anzuheben, und den Oberkörper anzuspannen, verlangsamen den Blutfluss vom Kopf abwärts.
Inwieweit beeinträchtigen G-Kräfte die Leistungsfähigkeit?
Die Hirnaktivität geht etwas hinunter. Das heisst, dass die Fähigkeit zu denken und klar zu sehen, beeinträchtigt wird. Dagegen kämpfen wir an. Der G-Anzug, den wir während des Rennens tragen, ist eine sehr grosse Hilfe, denn er vermindert die Belastung auf unseren Körper. Ein wichtiger Sicherheitsaspekt.