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Glanzarbeit der Psyche

Von Nadja Zele
Maclean im Gespräch mit seinem Coach Larumbe.

Maclean im Gespräch mit seinem Coach Larumbe.

Das Red Bull Air Race ist Motorsport par excellence, der extreme Leistung von Pilot und Maschine fordert. Tollkühn sind hier alle, lebensmüde ist niemand.

Das hier ist kein Autorennsport. Man kann im Air Race nicht einfach seinen maroden Boliden am Streckenrand parken und sich die Füsse im Kiesbett abstreifen, wenn der Motor hochgeht. Im Flugsport muss man in jeder Mikrosekunde absolut alles richtig machen, um sich überhaupt jemals wieder zu spüren. Rennpiloten wissen was sie tun, sie wissen welche Gefahren ihr Sport birgt. Die eigenen Grenzen sind ihnen bewusst, werden nicht kopflos überschritten. Damit das auch so bleibt, sind regelmässige Seelenreinigungen mit anschliessender Hirnprogrammierung der wohl wichtigste Schlüssel.

Sportpsychologe Eneko Larumbe coacht seit November 2008 den spanischen Air Racer Alejandro Maclean. «Der Unterschied zwischen Alex vor Saisonbeginn 2009 und jetzt ist wirklich bemerkenswert. Er arbeitet mit System, analysiert besser, bringt dadurch mehr Leistung und ist viel sicherer. Wenn ich ihn in die Strecke fliegen sehe, kann ich mich jetzt zurücklehnen, das war früher nicht so. Die Performance des Piloten, die Rennanalyse, das hat sich stark geändert.»

Der in Madrid weilende und waltende und aus dem nordspanischen Navarra stammende Larumbe ist Uni-Professor und befasste sich in seiner Doktorarbeit mit der seelischen Verfassung von Marathonläufern vor dem Start. Mittlerweile macht er seit mehr als zehn Jahren Sportler wettkampffit. Schwimmer, Marathonläufer, Fussballer, Tennisspieler, Radfahrer und seit einem Jahr eben auch einen Rennpiloten. «Meine Funktion ist es nicht, auf Fehler aufmerksam zu machen, sondern Alex so zu führen, dass er seine Fehler selbst erkennt. Er bekommt täglich jede Menge Inputs, ist von vielen Menschen umgeben. Früher hat er sich damit anders auseinandergesetzt. Gibt ihm heute jemand einen Ratschlag, dann überprüft er diesen scheinbar gut gemeinten Rat auf seine Richtigkeit. Er denkt jetzt in Zahlen. 2008 dachte er über Gefühle, Positionen und Ergebnisse nach. Jetzt konzentriert er sich auf die Performance, auf Laufzeiten, er fliegt, um sich selbst zu überbieten.»

Viel Druck
Larumbe hat oft genug bewiesen, dass seine Arbeitsweise der richtige Weg zur Nummer eins ist, doch irgendwie scheint das hier im Red Bull Air Race noch nicht ganz zu klappen. «Wir brauchen bessere Resultate. Vielleicht brauchen wir aber auch mehr Geduld und das ist hier nicht einfach. Auf dem Piloten lastet extrem viel Druck. Er muss beweisen, dass er wirklich gut fliegt, die Wünsche der Sponsoren erfüllen, Pilot und Manager sein, Mensch und im Fall von Alex auch als Mann und Vater seine Aufgaben erfüllen. So kann man den Fokus ziemlich schnell verlieren.»

Gut, beachtlich, aber ein ähnliches Konfrontationsfeld hat doch fast jeder Sportler. Doch, so Larumbe, im Red Bull Air Race kommen noch zwei Denkthemen dazu, die es in vielen Sportarten sonst nicht gibt oder die schon stark minimiert sind. «Das Air Race ist ein Risikosport. Jedes Mal, wenn der Athlet mit seinem Flieger in die Rennstrecke taucht, steht sein Leben auf dem Spiel. Dazu kommt, dass die Piloten derzeit auch noch ihr Team managen. Jedes Segment verlangt von ihnen Höchstleistungen ab. Motivation, Selbstvertrauen, all das was in anderen Sportarten ganz vorne steht, versteht sich hier von selbst.»

Die blanke Angst

Wer im Teamsport einen Wettkampftag erlebt, an dem nichts so läuft, wie es sollte, dann können andere das Schlimmste vielleicht noch verhindern. Im Red Bull Air Race muss der Pilot die Suppe selbst auslöffeln. «Wenn du hier nicht lieferst, dann endet es im Desaster. Das ist eben so im Risikosport. Du spürst vor dem Rennen die blanke Angst. Dein Leben steht auf dem Spiel. Du darfst nicht verbissen-aggressiv ins Rennen gehen, du musst dich absolut sicher fühlen, das ist das Wichtigste.»
 

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