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Lukas Pesek (BMW): Comeback mit Titelgewinn

Von Andreas Gemeinhardt
Lukáš Pešek (BMW): «Im Augenblick mag ich die Langstrecken-Rennen lieber»

Lukáš Pešek (BMW): «Im Augenblick mag ich die Langstrecken-Rennen lieber»

Die Karriere von Lukas Pesek schien bereits gelaufen zu sein, doch in der Langstrecken-WM und in der Alpe Adria Road Racing Championship stellte er sich erfolgreich den neuen Herausforderungen.

Mit einem Doppelsieg beim Saisonfinale der Alpe Adria Road Racing Championship machte Lukas Pesek auf dem Slovakiaring den Titelgewinn in der Superbike-Klasse perfekt. Es war für den 30-jährigen Tschechen die Krönung einer erfolgreichen Saison, denn er ging mit der BMW S 1000 RR nicht nur in der Alpe Adria Road Racing Championship an den Start, sondern auch auf der Langstrecke, einer Disziplin, an der er inzwischen großen Gefallen gefunden hat.

So trat Pesek 2016 mit mehreren BMW-Teams in der Endurance-Weltmeisterschaft (EWC) an: Mit dem Team BMW Motorrad CSEU, mit dem er auch den Meistertitel in der Alpe Adria Road Racing Championship gewonnen hat, mit Rosetta Motorrad39 bei den 8 Stunden von Suzuka, und mit Rico Penzkofers Team Penz13.com BMW Motorrad, mit dem er bei den berühmten 24 Stunden von Le Mans die Pole-Position holte und bei den 8 Stunden von Oschersleben den dritten Podiumsplatz eroberte.

Pesek startete seine Karriere zunächst in der tschechischen 125er-Meisterschaft und betrat 2002 die internationale Bühne. Sein Weg führte ihn über die 250ccm-Europameisterschaft sowie die 125ccm-, 250ccm- und Moto2-Weltmeisterschaft bis in die MotoGP, in der er in der Saison 2013 antrat. Er gewann in Achtelliterklasse zwei Grand Prix und erreichte insgesamt zwölf Podiumsplatzierungen. Danach war vorerst Schluss. Vor zwei Jahren trat der Tscheche vom aktiven Rennsport zurück, doch anschließend startete er sein erfolgreiches Comeback.

Lukas, herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Titels 2016 in der Superbike-Klasse der Alpe Adria Road Racing Championship. Wie würdest Du Deine Saison in dieser Serie zusammenfassen?
Die Saison ging für uns sehr gut los mit einem Doppelsieg beim Auftakt. Aber dann konnte ich bei den Rennen des zweiten Wochenendes nicht antreten, weil ich im Qualifying gestürzt war. Dadurch verpasste ich die Chance, eine Menge Punkte zu holen. Vor dem Finale lag ich sieben Punkte hinter dem Spitzenreiter und meine einzige Chance, noch den Titel zu gewinnen, war ein weiterer Doppelsieg. Das habe ich dann geschafft. Es war großartig – für mich und für das Team, denn sie haben all ihre Kraft dafür investiert, und wir haben dann unser Ziel erreicht und den Titel gewonnen.

Die Alpe Adria Road Racing Championship war nicht Dein einziges Betätigungsfeld mit der BMW S 1000 RR in dieser Saison. Du bist auch in der FIM Endurance World Championship gefahren, für das Team BMW Motorrad CSEU, für Rosetta Motorrad39 und für die Mannschaft von Penz13.com, mit der Du die Pole in Le Mans und den Podiumsplatz in Oschersleben geholt hast. Renneinsätze für verschiedene BMW Teams, das macht Dich zum perfekten Beispiel eines Mitglieds der großen weltweiten BMW Motorrad Motorsport-Familie. Fühlst Du Dich auch selbst als Teil der Familie?
Ja, natürlich. Mit BMW Rennen zu fahren, ein Teil dieser Familie zu sein und Support aus München zu erhalten, das hat mir die Chance eröffnet, einen Platz in den Endurance-Teams zu bekommen und in der EWC fahren zu können. Ich fahre sehr gerne Langstrecken-Rennen und ich hoffe, dass ich diesen Weg in der nächsten Saison weiter gehen kann.

Was magst Du mehr? Sprintrennen oder Langstreckenrennen, in denen Du Dir die Aufgaben mit anderen Fahrern teilst?
Es ist großartig, beide Rennvarianten bestreiten zu können. Ich liebe Sprintrennen, aber sie kamen mir immer sehr lang vor, bis ich zum ersten Mal Langstreckenrennen gefahren bin. Aber sobald ich meine ersten Langstrecken-Erfahrungen gesammelt hatte, waren die Sprintrennen auf einmal sehr kurz (lacht). Ich mag beides. Du gehst sie mit komplett unterschiedlichen Strategien an, aber im Moment sind die Langstreckenrennen für mich die größere Herausforderung. Denn ich lerne immer noch bei jedem Rennen dazu. Das ist wirklich aufregend. Deshalb würde ich sagen, dass ich im Augenblick die Langstreckenrennen ein bisschen mehr mag.

Was war dein schönster Moment in der Saison 2016?
Jedes Mal, wenn du gewinnst, ist es der beste Moment. Mein Ziel ist es, immer zu gewinnen. Dafür fahre ich Rennen. Deshalb war jeder Sieg ein toller Moment und das Podium bei den 8 Stunden von Oschersleben. Es war mein erstes Podium überhaupt in der Endurance World Championship und es war einfach magisch!

Hast du engeren Kontakt zu anderen BMW-Fahrern?
Ja, im letzten Jahr habe ich Mathieu Gines und Kenny Foray kennengelernt, und in diesem Jahr sind wir zusammen in einem Team in der Langstrecken-Weltmeisterschaft gefahren. Beide sind echt nette Jungs, und wir drei haben gemeinsam, dass wir immer den Sieg ins Visier nehmen.

Was sind deine Stärken als Fahrer? Und was sind deine Schwächen?
Das ist schwer zu sagen. Vielleicht solltest Du diese Fragen den anderen stellen. Sagen wir mal so, meine Stärke ist: Wenn ich ein Ziel habe, dann tue ich alles dafür, es zu erreichen. Eine Schwäche könnte sein, dass ich mich manchmal über die anderen Jungs auf der Strecke ärgere (lacht).

Vor zwei Jahren, 2014, hattest Du eine schwierige Zeit, als Du nicht wusstest, ob Du deine Rennkarriere überhaupt fortsetzen kannst. Was ist dann passiert, wie hat sich das Blatt wieder gewendet?
2014 hatte ich schon entschieden, mit dem Rennfahren aufzuhören, weil ich nicht damit zufrieden war, wie die Saison 2013 gelaufen war. Ich bin damals in der MotoGP gefahren, hatte aber kein konkurrenzfähiges Motorrad. Ich habe dann einige junge Fahrer betreut und dadurch natürlich weiter die Rennen verfolgt. Ich arbeitete auch mit jungen Moto3-Piloten in der Alpe Adria Road Racing Championship. Und eines Tages, 2015, fragte mich der Besitzer des Team BMW Motorrad CSEU einfach, ob ich fahren wolle. Ich sagte: 'Nein, nein, nein, danke der Nachfrage, aber ich habe kein Interesse‘. Aber dann brachten sie eines Tages die BMW S 1000 RR mit an die Strecke. Es war ein Trackday mit freiem Fahren, und es hat mich einfach interessiert, das Bike einmal auszuprobieren, weil ich noch nie zuvor eine BMW gefahren war.

Ich ging also raus auf die Strecke und spürte, wie einfach es ist, dieses Motorrad zu fahren. Ich hatte von der ersten Runde an das Gefühl, zu wissen, wie dieses Bike zu fahren ist. Das Team fragte mich dann, ob ich im nächsten Rennen fahren wolle. Ich entschied, einfach mal am freien Training am Donnerstag teilzunehmen und sagte: Wenn ich schnell bin, dann fahren wir das Rennen. Wenn nicht, dann lassen wir das. Ich hatte aber die Tatsache unterschätzt, dass die Leute schon wussten, dass ich kommen würde, als ich noch gar nicht an der Strecke war. Jeder sprach darüber, und ich stand sofort unter Druck. Und weil ich es mag, Druck zu haben, sagte ich: Okay, lass uns das Rennen fahren, auch wenn ich weiß, dass ich nicht stark genug bin. So fing ich an, mit der BMW S 1000 RR Rennen zu fahren und so begann auch das neue Kapitel für mich.

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