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Giacomo Agostini und das «Rennen seines Lebens»

Von Thorsten Horn
Giacomo Agostini mit unter anderen Martin Wimmer im Museum in Zschopau

Giacomo Agostini mit unter anderen Martin Wimmer im Museum in Zschopau

Bei seinem Besuch im Deutschen Enduro Museum Zschopau im Vorfeld der ADAC Sachsenring Classic plauderte Giacomo Agostini passend dazu auch über MZ und den Sachsenring sowie das «Rennen seines Lebens».

In den ehemaligen Produktionshallen von MZ musste am Donnerstagabend unweigerlich auch die Sprache auf jene Marke kommen. Dazu sagte Giacomo Agostini: «Wie enthusiastisch die Fans die MZ-Fahrer angefeuert haben, war großartig. MZ hatte damals mehrfach auch Mike Hailwood für verschiedene Rennen engagiert. Oft fiel er aus oder landete nicht allzu weit vorn. Aber auf dem Sachsenring war er immer sehr schnell. Einmal hat er dort auch mit der MZ gewonnen (1963 die Klasse bis 250 ccm, Anm. D. A.). Aber das war vor meiner Zeit.»

Des Weiteren führte er aus: «Die Fans am Sachsenring waren damals schon einzigartig. Es war eine tolle Kulisse und es hat mir immer viel Spaß gemacht, dort zu fahren. Ich habe an die Rennstrecke viele gute Erinnerungen und eine weniger schöne. Es war 1967, als ich bei hoher Geschwindigkeit gestürzt bin. Bis auf eine gebrochene Nase ging es zwar glimpflich aus, aber ins Krankenhaus kam ich trotzdem. Als ich dort die vielen anderen verunfallten Leute sah und ihre Schreie vor Schmerzen hörte, bin ich zurück ins Hotel. Eine halbe Stunde später kam die Polizei und brachte mich wieder ins Krankenhaus.»

Um ein Haar wäre Giacomo Agostini 16-facher Weltmeister, denn noch vor seinem ersten Titelgewinn 1966 in der Halbliterklasse war er 1965 schon ganz dicht dran. «Das letzte Saisonrennen fand in Japan statt und Conte Agusta war der Meinung, dass ich dort als Neuling und wir gegen die japanischen Marken ohnehin keine Chance hätten. Deshalb sollten wir nicht nach Suzuka gehen. Ich habe ihn so lange angefleht, bis er mir zwei Motorräder und drei Mechaniker mitgegeben hat und wir dort starten konnten. Im Rennen habe ich dann bis wenige Runden vor Ende geführt und wäre Weltmeister geworden, doch dann war eine Lötstelle der Zündung defekt und alles war vorbei.»

An der Stelle endet die Geschichte allerdings noch nicht. «Ich hatte für die ganze Zeit einen Dolmetscher zur Verfügung gestellt bekommen. Der wich dann aber kaum eine Sekunde von meiner Seite und war 24 Stunden am Tag um mich rum. Der war fast wie ein Bodyguard. Für meine Niederlage hat er sich dann selbst mit schuldig gefühlt, sodass er eine brennende Zigarette nahm, sich diese vorn in die Hose steckte und auf der Haut ausdrückte. Das war wie Harakiri, unglaublich», erinnert er sich.

Bei all seinen Siegen empfand er die größte Befriedigung nach einem Triumph auf der Isle of Man, wo er zehn Mal gewann. Eben da fuhr er 1967 auch das Rennen seines Lebens, wenngleich dieses mit einer Niederlage endete. «Es war sehr schwer, Mike Hailwood auf der Isle of Man zu schlagen, aber 1967 hätte ich es beinahe geschafft. Die Rennen gingen damals über sechs Runden gleich 360 Kilometer. Da mussten wir mehrmals tanken und Öl nachfüllen. Zu Beginn der letzten Runde hatte ich sechs oder sieben Sekunden Vorsprung, doch dann riss die Kette. Nach dem Rennen kam Mike Hailwood zu mir und sagte: ‚Du bist eigentlich der Sieger des Rennens. Ich habe nur wegen deines Defektes gewonnen.‘ Am Abend nahm er mich zur Party mit. Ich denke, er hat mich genauso respektiert, wie ich ihn fast verehrt habe.» Dazu sei angemerkt, dass «Ago» sein Helm-Design an jenes vom schon eher berühmten Mike Hailwood angelehnt hat, es nur mit der italienischen Flagge darstellte.

Zum Thema Verletzungs- und Unfallgefahr befragt, sagte er: «Ja, es gab damals viele Stürze mit schlimmen Folgen und jeder einzelne war sich der Gefahren bewusst. Ich habe diesen Sport so geliebt, da habe ich das einfach ausgeblendet Heute ist es vergleichsweise sicher, wofür wir schon damals gekämpft haben. Ich erinnere nur an den Streik aller Spitzenfahrer 1974 auf dem Nürburgring.»


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