Schweizer Talente: Doppelsieg der Phommara-Brüder
Levin (li.) und Lenoxx Phommara
Der Schweizer Levin Phommara beendete seine Premierensaison 2022 im Northern Talent Cup mit nur drei Pünktchen auf dem 26. Gesamtrang. Ergo hatte man ihn beim Saisonauftakt 2023 im Rahmen der Superbike-WM in Assen nicht auf dem Zettel. Dennoch gewann der 15-Jährige das erste Rennen im Regen.
Im zweiten Lauf durften die nordeuropäischen Talente bei trockenen Bedingungen auf dem TT-Circuit ausrücken. Das wusste sein eineinhalb Jahre älterer Bruder Lenoxx zu nutzen, um im Familienduell in Sachen Saisonsiege gleichzuziehen. Zudem verließ der Vorjahresachte in seinem nun schon dritten Cup-Jahr Assen als Tabellenleader, unmittelbar vor seinem deutlich kleineren Bruder Levin.
Sein Saisonziel, den Cup zu gewinnen, hatte Lenoxx Phommara schon vor Assen ausgegeben, woraufhin er seinen Worten erste Taten folgen ließ. Damit dies klappen kann, hat Lenoxx nach eigener Aussage über den Winter noch einmal einen großen Schritt gemacht, wozu er SPEEDWEEK.com erklärte: «Ich habe etwas anders und richtig gut trainiert. Ich bin jetzt bereit, um um den Titel zu kämpfen. Ich will Punkt für Punkt sammeln und mich so in die Spitze kämpfen.»
Am Samstag hatte ihm sein Bruder die Show gestohlen. «Ich wollte ihm nach, doch Levin war richtig stark. Ich habe aber wichtige Punkte gesammelt. Dann konnte ich es ihm zeigen», brachte Lenoxx seine kleine, wenngleich gönnerhafte Genugtuung nach dem zweiten Rennen zum Ausdruck.
Dass auch er als NTC-Pilot in die MotoGP kommen möchte, verwundert auf Grund des aktuell eingeschlagenen Wegs nicht und er nennt Fabio Quartararo als sein Vorbild. «Ich möchte genauso enden wie er. Mein Ziel ist dieses Jahr auch, nächstes Jahr in den Red Bull Rookies Cup zu kommen und parallel dazu in Spanien zu fahren.»
Quartararo ist auch das Vorbild von Levin. Konform gehen die beiden zudem in Sachen Saisonziel, denn den Titel hat auch der jüngere und deutlich kleinere Phommara, spätestens nach seinem Sieg im Regenrennen in Assen, fest im Visier. Das birgt natürlich die Gefahr von Zwistigkeiten innerhalb der Familie, was Levin in Kauf nehmen würde: «Ich weiß nicht, ob Lenoxx das auch weiß, doch darüber reden wir später.»
Nachdem er im vorigen Jahr, seinem NTC-Premierenjahr, Letzter wurde, hatte kaum einer mit ihm als Auftaktsieger gerechnet. Das sieht Levin ein bisschen anders. «Seit dem Einführungslehrgang für 2023 in Oschersleben wusste ich, dass ich in diesem Jahr vorn mitkämpfen kann. Dass ich in Assen Erster werde, habe ich aber nicht erwartet.»
Zugute kam ihm das nasse Geläuf: «Als wir auf Regenreifen rausgefahren sind, war ich Letzter. In der ersten der drei Besichtigungsrunden konnte ich alle Fahrer problemlos überholen. Da habe ich gewusst, dass ich der Schnellste bin und das Rennen gewinnen kann. Ich wusste zwar nicht, ob die anderen schon alles gegeben haben, aber mit dieser Einstellung bin ich ins Rennen gegangen.»
Mit seinen 1,60 Metern hat Levin eine vorteilhafte Jockey-Figur, doch das wird nicht so bleiben. «Ich werde noch wachsen und laut Analyse von meinem Doktor größer als mein Bruder, aber das kommt erst noch.»
Ob er auch erfolgreicher wird, muss sich zeigen. Das Familienduell verspricht so oder so Spannung, vielleicht sogar Brisanz.