Klaus Witt: «Die besten Bahnsportzeiten hinter uns»
Klaus Witt vergangenes Wochenende beim Eisspeedway-GP in Assen
Der mittlerweile 75-jährige Schleswig-Holsteiner Klaus Witt kam 1963 «aufgrund meiner frechen Klappe», wie er selbst sagt, zum Sprecherjob. «Ich war in Wedel beim Rennen und der Mann im Turm hat nicht immer genau gesagt wer fährt. Da habe ich mich bei Rennleiter Willy Hartz beschwert und der hat mir das Mikro in die Hand gedrückt und gesagt, dann solle ich es gefälligst selbst, aber besser machen.»
Ab da ging es los mit der Sprecherkarriere für den gelernten Fernsehtechniker, der seinen Beruf für den Bahnsport nie aufgab. «Wenn ich beispielsweise in Landshut oder Pfarrkirchen war, also ziemlich weit weg von zuhause, ging es noch am Sonntagabend zurück nach Wedel. Also spät in der Nacht ins Bett und am nächsten Morgen um 6 Uhr in der Früh raus aus den Federn.» Mit zirka 20 Rennen pro Saison fing es an, später war Klaus Witt in der Saison kein Wochenende mehr daheim. «Ohne die Unterstützung meiner Familie wäre das natürlich nicht möglich gewesen.»
Die Tätigkeit als Stadionsprecher hat den rüstigen Mitsiebziger jung gehalten. «Man lernt so viele Leute kennen und man sieht die junge Fahrergeneration heranwachsen und sich entwickeln. Man ist in dieser Position mit jedem Fahrer per Du und es wird nie langweilig.»
Viele Persönlichkeiten sind Klaus Witt in Erinnerung geblieben: «Ich kann sie wirklich nicht alle aufzählen, aber Roelof Thijs, Don Godden, Ivan Mauger, Barry Briggs, natürlich Simon Wigg, Peter und Phil Collins und Georg Hack, wo ich mit dem Hubschrauber zu seinem Abschiedsrennen eingeladen wurde, und Rennleiter Reimer Hinrichsen vom MSC Jübek sind mir ganz besonders im Gedächtnis geblieben.»
Es gab auch schwarze Stunden für Klaus Witt auf der Bahn. «Als Walter Diener in Schwarme tödlich verunglückte, habe ich überlegt aufzuhören. Und bei Werner Maltzahns Sturz ebenfalls in Schwarme, habe ich gedacht, so schlimm sah das doch nicht aus. Aber er hatte sich die Halsschlagader aufgerissen. In den späten 1970ern war ich zu Besuch bei Trevor Banks in England. Sein Bruder Graham musste bei einem Rennen als Fahrer einspringen und er kam vor unseren Augen zu Sturz und verstarb. Das war furchtbar.»
Aber Klaus Witt machte weiter als Sprecher, denn Methanolgeruch ist für ihn ein Lebenselixier. «Wenn ich den nicht in der Nase habe, fehlt mir etwas.» Als ganz besondere Ereignisse sind ihm zwei Events aus dem Jahr 1983 in Erinnerung: «Das war der Gewinn der Team-WM im Eisspeedway in Berlin und Egon Müllers Sieg in Norden. Aber auch die WM-Endläufe auf der Langbahn in Esbjerg und beim Speedway in Vojens, die Flutlichtrennen in Landshut und die Eisspeedway-Finales in Assen sind unbedingte Highlights meines Sprecherlebens.»
Mittlerweile tritt Klaus Witt kürzer: «Ich gehe dahin, wo ich noch Lust zu habe und zu dem Veranstalter, der mich haben will. Aber eines ist mal klar, die besten Bahnsportzeiten haben wir hinter uns. Ich aber war dabei, ich habe die schönsten Zeiten miterlebt.»