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BMW: Die Fehler rächen sich

Kolumne von Günther Wiesinger
Sind Ruben Xaus (li.) und Troy Corser die richtige Wahl?

Sind Ruben Xaus (li.) und Troy Corser die richtige Wahl?

Nach einem Jahr Superbike-WM wird bei BMW über die Ursachen der Zeitrückstände gerätselt.

Troy Corser büsste in Portimão 1,7 sec ein, Ruben Xaus mehr als 2 sec. In Phillip Island lagen beide Fahrer wiederum über eine Sekunde hinter der Spitze.
Projektleiter Rainer Bäumel spricht von Set-up-Problemen.

Aber die Ursachen sind vielfältiger.
Die Fahrer stehen in der Kritik. Dass beim zweifachen Weltmeister Troy Corser (38) die Fitness zu wu¨nschen übrig lässt und sein Bierkonsum für einen Weltklassefahrer unüblich hoch ist, hat ihn einst schon seinen Vertrag bei Aprilia gekostet.
Corser ist ein begnadeter Rennfahrer. Aber ein Asket ist er nie gewesen.

Noch verwunderlicher war die Verpflichtung von Rubén Xaus (32). Er gilt als Bruchpilot und Spezialist für V2-Motorräder, seine besten Tage sind vorbei.
Warum Corser und Xaus gleich fix für zwei Jahre verpflichtet wurden, ist schwer zu verstehen. Ein Ansporn für aussergewöhnliche Anstrengungen war es nicht.

Ich bedauere die mittelmässigen BMW-Ergebnisse. Leider ist für 2010 keine dramatische Steigerung zu erwarten.
BMW hat zwar mit der S 1000 RR auf Anhieb ein vorbildliches Superbike hingestellt, das den Vergleich mit den Japanern und Aprilia oder Ducati nicht zu scheuen braucht. Aber bei der Rennversion, der Fahrerwahl und beim Testteam (mit Alex Hofmann) hat sich Aprilia als weitblickender erwiesen.

Nach dem Ausstieg bei der Dakar-Rallye hat BMW-Motorrad-Sportchef Bertl Hauser jahrelang ein neues Betätigungsfeld für die Bayern gesucht und dem Vorstand schliesslich die Superbike-WM ans Herz gelegt. Ob das weitblickend war, mögen die BMW-Bosse beurteilen.

Dass die Superbike-WM bei den Printmedien und beim Fernsehen ein Mauerblümchendasein führt, war bekannt.
Dass Pirelli den Begriff «Einheitsreifen» nicht allzu wörtlich nimmt und die Spitzenteams nicht dasselbe Material erhalten wie die Rennställe im Mittelfeld, hat sich auch längst herumgesprochen.
Dass WM-Promoter Flammini Italiener ist und ihm Ducati und Aprilia besonders nahestehen, war allseits bekannt.
Dass das seriennahe Superbike- Reglement bei mässigen Resultaten wenig Spielraum für technische Verbesserungen lässt, ist auch kein Geheimnis.
Dass man bei einem neuen Projekt neben einem Routinier wie Corser auch einen jungen Wilden verpflichten hätte sollen, müsste ebenfalls einleuchten.

Jetzt ist zu befürchten, dass BMW noch länger auf diesem Niveau dahindümpelt. Denn bei solchen Ergebnissen wird kein Siegfahrer andocken.

Rund 10 Millionen Euro steckt BMW pro Jahr ins Superbike-WM-Projekt.
BMW-Chef Hendrik von Kuenheim meint, MotoGP koste das Fünffache. Das bezweifle ich. Denn für das GP-Projekt haben sich wegen der höheren Werbewirksamkeit Sponsoren wie Telefónica interessiert.
Ein MotoGP-Motor muss jetzt 1800 km durchhalten, ein Superbike-Motor wird nach 1000 km gewechselt.
Die Dorna schüttet 30 Millionen Euro im Jahr an die MotoGP-Teams aus; Flammini ist nur auf Gewinnmaximierung bedacht.

Es ist unbestritten: Bei BMW wurden strategische Fehler gemacht.
Auch Davide Tardozzi wird nicht viel bewirken.
Sportchef Bertl Hauser wirkt überfordert.
Warum überrascht uns das nicht?

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