Reitwagen BMW tastet sich an Bosch heran
Andrew Pitt
«Als wir das Thema Elektronik vor der Saison diskutiert haben, stand für mich fest, dass ich nur auf drei Lieferanten zurückgreifen kann: Magneti Marelli, Motec und Bosch», bemerkt Motorsport-Direktor Andreas Werth. «Bosch stellt viele Hardware-Komponenten für Serienmotorräder her. Zudem reden Bosch und BMW dieselbe Sprache und sind nur 200 km voneinander entfernt. Das Bosch-System ist neu, gleichzeitig aber unbeabsichtigt gut darauf eingerichtet, wie BMW Motorräder baut.»
Bosch ist ein neuer Hersteller im Superbike-Fahrerlager. Obwohl die Elektronik laut Werth bereits auf einem hohen Level ist: «Dass sie noch niemand fährt, ist ähnlich wie damals, als Bridgestone in den GP-Sport einstieg. Weil sie neu waren, griff kein Spitzenteam auf sie zurück. Und weil kein Spitzenteam damit fährt, gibt es kein Folgegeschäft. Für Bosch ist das Projekt aber weniger aus Marketingsicht, sondern mehr technisch relevant. Techniker sind immer erstaunt, wenn sie ein gutes Produkt herstellen, es aber niemand haben möchte. Im Rennsport braucht es aber mehr, um ein gutes Produkt fertigzustellen. In dieser Phase sind wir momentan. Wir wollen beweisen, dass die Bosch-Elektronik funktioniert.»
Die ersten beiden Rennen in Phillip Island und Portimao vertraute Reitwagen BMW auf die BMW-Standard-Elektronik, die Tests mit Bosch laufen aber bereits auf Hochtouren. «Mit BMW-Motorrädern tut man sich mit Bosch leichter als beispielsweise mit Kawasaki», weiss Werth. «Um einen Serienmotor zu steuern, funktioniert die BMW-Elektronik hervorragend. In dem Moment, wo du die Basisdaten des Motors veränderst, musst du auch die Elektronik verändern. Das ist bei BMW aber extrem zeit- und geldaufwändig. Und das haben wir nicht. Entscheidet man sich für mehr Entwicklungsfreiheit beim Motor, muss man auf ein Elektronikpaket zurückgreifen, das dafür gemacht ist.»