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Startaufstellung: Tom Sykes wittert Betrug am Fan

Von Ivo Schützbach
In den zweiten Läufen sehen wir in der Superbike-WM 2017 eine veränderte Startaufstellung. «Es gibt zu viele Unfälle, einige Fahrer sind jetzt zu verbissen und übertreiben es», kritisiert Kawasaki-Ass Tom Sykes.

Seit dem Beginn der Saison 2016 sehen wir überwiegend die Werksfahrer von Kawasaki und Ducati auf dem Podium. Von 36 Podestplätzen vor den Rennen in Misano am kommenden Wochenende gingen 2017 erdrückende 35 an diese beiden Hersteller.

Dabei hat WM-Vermarkter Dorna für 2017 eine geänderte Startaufstellung für das zweite Rennen am Sonntagnachmittag eingeführt; sie ist ein Mix aus dem Resultat von Rennen 1 und dem Ergebnis der Superpole. So sollten die Rennen spannender werden.

Wie sich zeigte, ändert die neue Startaufstellung aber nichts am finalen Ergebnis. Nach Donington Park sind die Diskussionen über die Sinnhaftigkeit der neuen Regel heftig entbrannt: Weltmeister Jonathan Rea (Kawasaki) ist im zweiten Rennen von Startplatz 10 aus innerhalb einer Runde an die Spitze gestürmt. Weil seine einzigen Widersacher Tom Sykes (Kawasaki) und Chaz Davies (Ducati) nicht so schnell durchs Feld kamen, konnte der Nordire an der Spitze unbehelligt eine One-Man-Show abziehen.

«Wir haben etwas anderes von diesem System erwartet – wahrscheinlich ist der Abstand der Top-Piloten zum Rest einfach zu groß», analysierte Dorna-Manager Daniel Carrera. «Wäre das nicht der Fall, würde das System einen anderen Rennverlauf ermöglichen. Wir wollten durch diese Änderung etwas anderes anbieten und zudem anderen Piloten die Gelegenheit geben, an der Spitze zu fahren. Dann würden mehr Piloten um die Weltmeisterschaft kämpfen. Wir schauen uns das zum Ende der Saison genauer an und entscheiden dann, wie wir weitermachen.»

Sykes: «Verwerft die Regel!»

Klar gegen die Regelung spricht sich der WM-Zweite Tom Sykes aus. «Es braucht keine veränderte Startaufstellung», hält der Engländer fest. «Als Profi sage ich: Verwerft die Idee. Es gibt zu viele Unfälle, einige Fahrer sind jetzt zu verbissen und übertreiben es. In der ersten Runde gibt es ein riesiges Durcheinander, insgesamt ändert sich aber nicht viel. Jonathan war in Donington nach einer Runde Erster, ich war nach sieben Runden Zweiter. Die veränderte Startaufstellung kreiert mehr Spannungsfelder und mehr Gefahr – so sieht es aus.»

«Jonathan startete in Donington in Reihe 4 – hinter mir», so Sykes gegenüber SPEEDWEEK.com. «Die Umstände haben aber mich benachteiligt. Jonathan blieb in der ersten Kurve außen und hatte dadurch eine viel bessere Linie. Die Leute wurden durch die veränderte Startaufstellung um einen großen Kampf gebracht – das war ein Piss ins Freudenfeuer. Ich verlor die ersten vier Runden viel Zeit, weil ich mit anderen Fahrern kämpfen musste – dann war Jonathan enteilt. Es ist nicht mein Job, mir darüber einen Kopf zu machen – ich bin nur ein Fahrer. Würden die besten Fahrer fünf Runden lang kämpfen, okay. Aber so oder so, nach einer Runde ist einer der Top-Jungs vorne. Verbessert das die Show? Ich glaube nicht. Ich meine sogar, dass es die Show zerstört. Davies hatte im ersten Rennen in Donington zu Beginn eine sehr starke Pace, er kämpfe mit Jonathan und mir. Im zweiten Lauf fuhr Jonathan nach der ersten Runde davon, dann kam ich, dann kam Chaz. Für jeden Fan war Rennen 1 die bessere Show.»

Sein Landsmann Leon Camier, dieses Jahr schon mehrfach Profiteur des neuen Systems, stimmt ihm zu: «Ob ich aus der ersten oder dritten Startreihe komme, hat keine Auswirkung auf das Ergebnis. Meine Chancen erhöhen sich dadurch zwar. Aber wenn die schnellen Jungs keine Fehler machen und nicht hängen bleiben, während sie durch das Feld pflügen, das ändert sich für uns nichts. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie mich überholen.»

Max Biaggi gehört zu den Befürwortern

Auch wenn sich am Endergebnis nichts ändert, so ist doch in den ersten Runden für viel Aktion gesorgt, es gibt zahlreiche spektakuläre Überholmanöver. So schilderte das auch Max Biaggi vor seinem schweren Supermoto-Unfall am vergangenen Wochenende. «Es ist spannend für all diejenigen, welche die Rennen verfolgen», bewertete der Superbike-Weltmeister von 2010 und 2012 die Regeländerung aus seiner Zuschauerrolle. «Für die Fahrer macht es das Rennen noch einmal schwieriger, denn wenn sie gewinnen, müssen sie von hinten starten. Das kann natürlich einige Schwierigkeiten mit sich bringen, doch sind es gute Fahrer, bewältigen sie die Situation.»

Ähnlich beurteilt das auch Yamaha-Werksfahrer Michael van der Mark: «Wer hat in Donington nach einer Runde geführt? Rea – von Startplatz 10. Warum also die Beschwerden? Okay, einige Fahrer sind schwer zu überholen. Wenn du aber schnell bist und dich auf deinem Motorrad wohlfühlst, dann sollte es kein großes Problem sein. Die Ergebnisse sind am Ende eh die gleichen, also sollte sich keiner zu heftig beschweren.»

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