Stefan Bradl: «Jetzt hörst du kein Schimpfen mehr»
Honda ist mit der neuen Fireblade bislang nicht konkurrenzfähig
«Honda und BMW sind wahrscheinlich die Einzigen, die sich über eine Einheits-Elektronik freuen werden», spottete ein Teammitglied von Kawasaki in Anspielung darauf, dass deren Cosworth-Elektronik nicht auf dem höchsten Stand der Technik ist.
Honda setzt als einziger Hersteller in der Superbike-WM ein Steuergerät sowie die dazugehörige Software von Cosworth ein. Die britische Firma wurde als Tuningschmiede für Formel-1-Motoren bekannt, vor Jahren wurde Elektronik-Experte PI dazugekauft, es ist also auch auf diesem Gebiet Knowhow vorhanden.
Trotzdem steht Honda einer Einheits-Elektronik von Magneti Marelli offen gegenüber, diese wird für 2019 vorgeschrieben. Der weltgrößte Motorradhersteller arbeitet mit diesem Zulieferer auch in MotoGP und beim Langstrecken-Klassiker Suzuka Eight Hours. Spätestens seit dem missglückten Misano-Wochenende Mitte Juni wird darüber nachgedacht, auch in der Superbike-WM auf Marelli umzurüsten.
Stefan Bradl hat die Umstellung von einer Prototypen- auf eine Einheits-Elektronik bereits in MotoGP mitgemacht: «Dort waren wir am Anfang auch alle extrem skeptisch, es hat sich aber schnell eingebürgert. Jetzt hörst du kein Jammern oder Schimpfen mehr, das hat sich gut durchgesetzt.»
«Wichtig ist, dass die Meisterschaft interessanter wird», unterstrich der Bayer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «So wie es momentan ist, mit Kawasaki und Ducati vorne, ohne irgendeinen anderen Hersteller, der da ranschnuppern kann, da muss man wieder etwas Fairness reinholen. Aber ganz klar: Kawasaki und Ducati haben die letzten Jahre den besten Job gemacht. Wenn man wie jetzt weitermacht, dann wird man den Abstand nie aufholen. Ich glaube, dass das gerecht wäre. Die Meisterschaft muss interessant werden, das tut jedem gut und ist für alle wichtig.»
Wird sich mit einer Standard-ECU an den Kräfteverhältnissen etwas ändern? Bradl: «Das wird sich zeigen, ich weiß es nicht. Ich gehe aber davon aus, dass alle enger zusammenrücken. Die, die am meisten Erfahrung damit haben, werden es am schnellsten hinkriegen. Es wird ein halbes Jahr dauern, bis alle damit zurechtkommen, das war in MotoGP auch so. Aber das wäre ein erster Schritt, damit in der ganzen Serie alle ein bisschen zusammenrücken. Auf die Renndistanz haben einige Hersteller extrem großen Rückstand, nicht nur Honda. Man kann das Ganze so weiterlaufen lassen, Kawasaki ist damit natürlich super happy. Und Ducati vermutlich auch. Aber der Rest, BMW, Aprilia, Honda – wenn man so weitermacht, werden Kawasaki und Ducati irgendwann eine eigene Meisterschaft haben.»