Loris Baz: Was mit der BMW-Elektronik nicht stimmt
BMW-Einzelkämpfer Loris Baz
Startplatz 19, die Ränge 11 und 15 in den Rennen: Loris Baz kam bei der Superbike-WM in Aragón böse unter die Räder. In der Superpole war er 0,440 sec langsamer als Markus Reiterberger auf seiner Pole-Runde in der Superstock-1000-EM – auf dem 25 PS schwächeren Serienbike mit profilierten Reifen. In seiner schnellsten Rennrunde konnte Baz mit dem Superbike auch nur 0,338 sec schneller fahren als Reiti in seiner. Diesen Zeitgewinn erwirtschaftete er auf den zwei langen Geraden, wo es auf pure Motorleistung ankommt.
Es ist offensichtlich: Bei Althea BMW läuft einiges schief.
Baz pilotiert die einzige S1000RR in der diesjährigen Weltmeisterschaft. Nachdem Honda auf die Elektronik von Magneti Marelli gewechselt hat, sind BMW und Aprilia die einzigen Hersteller, die eine eigen Hard- und Software einsetzen. Alle anderen verwenden Marelli.
Während die APX-Elektronik von Aprilia noch aus Zeiten stammt, als in der Superbike- und MotoGP-WM elektronisch alles erlaubt war, baut BMW auf eine weiterentwickelte Version der Serienelektronik der S1000RR.
Althea-Teamchef Genesio Bevilacqua kritisiert seit Jahren, dass sich BMW in der Superbike-WM nicht ausreichend einbringt, durch das vielgescholtene Kundensport-Programm ist das nicht möglich. Dieses erlaubt BMW lediglich, Teams mit Werks-Motoren und -Elektronik auszurüsten, um die Chassis-Entwicklung müssen sie sich selbst kümmern.
Während der Reihenvierzylinder der S1000RR regelmäßig in höchsten Tönen gelobt wird, ist die Elektronik nicht auf dem besten Stand der Technik. «Die APX ist in einer anderen Welt», urteilte Jordi Torres, der 2016 und 2017 BMW fuhr und von Aprilia kam.
Nach den ersten drei SBK-Events hält auch BMW-Neuzugang Loris Baz mit seiner Meinung nicht mehr hinter dem Berg.
Loris, weshalb hattest du in Aragón so große Probleme?
Seit Thailand hat sich für uns nichts geändert. Ich sage das nicht gerne, aber unsere Resultate spiegeln wider, wo wir momentan stehen. Wir haben verschiedene Sorgen, aber besonders mit der Elektronik sind wir am Limit angelangt. Wir haben uns sehr auf diese fokussiert, und versuchen nun auch den Rest zu verbessern. Eine Schande.
Mit dem Chassis bist du zufrieden?
Ich mag vor allem die Front, ich hatte noch mit keinem Motorrad so ein gutes Gefühl für die Front.
Mit der Beurteilung des Hecks tue ich mir schwer. Wenn der Grip abreißt, dann sehr aggressiv. Ich kann nicht sagen, ob das vom Motorrad oder der Elektronik kommt. Ich vermute, es liegt an beidem. Aber mit einer Spitzenelektronik kriegt man das in den Griff.
Das Reglement erlaubt euch jetzt ein Motor-Upgrade, BMW konzentriert sich aber auf die Entwicklung der Elektronik.
Das ist der richtige Weg. Der Motor ist stark, man könnte ihn höchstens ein bisschen sanfter machen. Was wir wirklich brauchen, ist eine bessere Elektronik. Was sollte die Elektronik besser machen?
Das Hauptproblem ist, dass sie zu langsam reagiert. Weil sie manchmal so langsam arbeitet, entstehen Probleme.
Die BMW-Elektronik ist eine verbesserte Version der Serienelektronik und keine spezielle Rennsport-Elektronik: Ist das der Knackpunkt?
Ganz sicher. Ich sage zwar, dass die Elektronik nicht gut ist, wir sind an den Schnellsten aber trotzdem nahe dran. Aber andere haben eine Elektronik wie in der MotoGP-Klasse oder sogar besser. Für ein Serienmotorrad hat die BMW eine hervorragende Elektronik. Aber wir kämpfen gegen Teams, die Besseres haben. Jeder weiß aus der MotoGP-WM, dass die Elektronik den Unterschied ausmacht.
Die Elektroniker von BMW hören auf dich?
Ja, natürlich. Das Team und die Leute von BMW pflegen eine sehr gute Beziehung. Für Assen bekommen wir kein Elektronik-Update, aber für die Rennen danach ist eines angekündigt. Wir müssen positiv denken, weil wir mehr können, als wir bisher gezeigt haben. Ich kann nicht mehr tun, als so gut wie möglich fahren.