Sensation bahnt sich an: Wechselt SMR zu Ducati?
2015 gewann Shaun Muir Racing (SMR) mit Joshua Brookes und Yamaha die Britische Superbike-Meisterschaft. 2016 erfolgte mit BMW der WM-Einstieg, das Jahr war genauso erfolglos wie das folgende, in dem das britische Milwaukee-Team mit Aprilia-Werksmaschinen antrat.
In Donington Park sorgte Lorenzo Savadori Ende Mai mit Platz 5 im ersten Rennen für das beste Saisonergebnis. Die Aprilia RSV4, deren Basis inzwischen zehn Jahre auf dem Buckel hat, ist nicht mehr so schlagkräftig, wie sie es bis Ende 2015 war. Damals gewann Jordi Torres das letzte Superbike-Rennen für den Hersteller aus Noale.
Hinzu kommt, dass sich Aprilia ganz der MotoGP-Klasse verschrieben hat und SMR nicht nur viel Geld für die Motorräder und die personelle Unterstützung bezahlen, sondern sich auch in die Entwicklung einbringen muss.
«Aprilia liefert uns die Motorräder und die Motoren, sie stellen uns Elektronik-Ingenieure, erarbeiten die Strategien und haben ein Entwicklungsprogramm. Genau das wünsche ich mir, aber ohne dafür einen Scheck auszustellen», stellte Muir im Gespräch mit SPEEDWEEK.com klar. «Ein Hersteller stellt uns all das, wir kümmern uns um die Logistik, das Personal und das Management – es ist ganz einfach. So wie es Provec für Kawasaki macht und Feel Racing für Ducati.»
Muir ist nach drei Jahren in der Superbike-WM nicht mehr bereit, viel Geld bei einem Hersteller hinzublättern und dann auf den Rängen 5 bis 15 herum zu dümpeln.
Aprilia-Rennchef Romano Albesiano hat er deshalb schon vor Wochen mitgeteilt, dass es die Zusammenarbeit in der jetzigen Form nächstes Jahr nicht mehr geben wird. Der Italiener sagte seinerseits, dass Aprilia nur dann in der Superbike-WM bleibt, wenn ein finanzkräftiges Team die Rechnung dafür bezahlt.
Muir hat seine Fühler deshalb in alle Richtungen ausgetreckt. Die letzten Wochen gab es für den umtriebigen Engländer vier Szenarien: Aprilia schraubt die Forderungen deutlich zurück, bringt sich mehr ein und es geht gemeinsam weiter.
Außerdem sprach der Teamchef mit Suzuki und BMW. Doch bei Suzuki erhält er nicht die gewünschte Unterstützung, bei BMW wird es vor Juli keine Entscheidung geben, ob es über das jetzige Kundensport-Programm hinaus 2019 mehr Engagement in der Superbike-WM gibt. Sinn würde das machen, dann kommt die neue S1000RR auf den Markt.
Die vierte Option für Muir war der Ausstieg aus der Superbike-WM.
Jetzt gibt es eine fünfte Möglichkeit
Wie vor dem Superbike-WM-Event in Brünn am kommenden Wochenende durchsickerte, kann sich Muir den Umstieg auf Ducati vorstellen!
Ducati setzt dieses Jahr vier 1199 Panigale ein, drei bei Aruba und eine bei Barni. Die neue V4 mit 1103 ccm ist bereits auf dem Markt, das Superbike mit 1000 ccm kommt erst für nächste Saison.
Aruba denkt darüber nach mit drei Maschinen weiter zu machen, Barni würde gerne auf zwei Motorräder aufstocken und Muir würde im Fall des Wechsels zum Hersteller aus Bologna ebenfalls zwei V4 einsetzen. 2019 sind also bis zu sieben Ducati in der Startaufstellung möglich.
Den Deal, dass der Hersteller für die Bikes und Technik aufkommt und sich SMR um den Rest kümmert, bekommt Muir bei Ducati nicht. Er geht aber davon aus, für deutlich weniger Geld als er jetzt bei Aprilia bezahlt, besseres Material zu erhalten.
Ducati testet seit Herbst 2016 mit der neuen V4, Ende Januar stellte man sich erstmals den Gegnern auf der Rennstrecke. Sämtliche Experten gehen davon aus, dass Ducati bis zum WM-Start 2019 Ende Februar in Australien ein schlagkräftiges Paket geschnürt haben wird. Und da alle Ducati in der Superbike-WM bis auf Details technisch identisch sind, haben auch Kundenteams gute Chancen auf Podestplätze, wie der WM-Sechste Javier Fores aus dem Barni-Team dieses Jahr schon mehrfach bewies.