Rätselraten bei Red Bull Honda: Was läuft schief?
Leon Camier
Leon Camier landete als Bester der drei Honda-Fahrer auf Rang 12 – 1,066 sec hinter der Bestzeit von Jonathan Rea (Kawasaki). Der Engländer war nur 0,038 sec schneller als sein Red-Bull-Teamkollege Jake Gagne, Patrick Jacobsen aus dem Satelliten-Team Triple-M büßte als 17. eine zusätzliche Sekunde ein.
Für gewöhnlich ist Camier sehr analytisch und bringt Probleme genau auf den Punkt. Als sich SPEEDWEEK.com Freitagabend mit ihm traf, wirkte er ratlos.
In 1:42,883 min fuhr Camier in der Nachmittagshitze auf Rennreifen gleich schnell wie während des Tests Ende August in Portimao bei kühleren Bedingungen. Die Pace ist also besser als damals, einige der Gegner konnten aber zulegen, die Leistungsdichte erhöhte sich. «Wir sind besser, aber nicht gut genug», hielt er fest.
So qualifizierte sich Camier als Zwölfter nicht einmal direkt für die Superpole 2 am Samstagmorgen (11.30 Uhr MESZ), in diese kommen nur die Top-10 nach den drei freien Trainings. Das Honda-Ass muss den Umweg über Superpole 1 gehen, von dort kommen lediglich die zwei Schnellsten in Superpole 2, in der dann die Startplätze 1 bis 12 ausgefahren werden.
«Ich habe ein besseres Ergebnis erwartet», gab der 32-Jährige zu. «Der Test in Portimao war schwierig für uns, ich war nach meiner Suzuka-Verletzung körperlich nicht gut beisammen. Mir tat alles weh und wir hatten viel zu erledigen. Wir konzentrierten uns deshalb nicht auf die Performance. Dann starteten wir in dieses Wochenende und es funktionierte nicht – aus welchen Gründen auch immer. Ich weiß es nicht. Wir haben in jedem Training große Änderungen vorgenommen, in der dritten Session fanden wir die richtige Richtung. Wir müssen aber noch zwei bis vier Zehntelsekunden finden, dann sind wir dabei. Es ist nicht so, dass wir eine Million Meilen entfernt sind, aber es liegen alle eng beisammen.»
Zum drittplatzierten Jordi Torres (MV Agusta) fehlt Camier eine halbe Sekunde.
«Wenn wir uns die Leute anschauen, die konstante Zeiten fahren können, dann bin ich in den Top-6, wenn ich die drei oder vier Zehntelsekunden finde», überlegte Camier. «Es liegt an der Abstimmung. Das Motorrad bremst nicht so wie ich will, es lenkt nicht so ein, das Chassis vermittelt mir kein gutes Gefühl.»
Lässt sich sagen, ob alle Neuigkeiten, die ihr während des Tests probiert habt, auch ein Fortschritt sind? Oder habt ihr möglicherweise in die falsche Richtung gearbeitet?
«Das ist möglich», räumte Camier ein. «Wir haben viele Software-Sachen probiert, mit denen wir Schritte nach vorne und wieder zurück machten. Solche Dinge musst du erst unter Kontrolle bringen. Im dritten Training war es aber so, wie es sein sollte. Wir müssen jetzt nur noch etwas feintunen und etwas Zeit finden, dann sind wir in einer guten Ausgangslage. Die Jungs werden sich genau anschauen, was funktioniert hat und was nicht. Die ersten zwei Trainings gab es mit der Elektronik ein bisschen ein Durcheinander, inzwischen fühlt sie sich normal an. In Portimao ist es schwierig, alles richtig hinzubekommen. Die Zeiten liegen eng beisammen. Um hier stark zu sein, muss alles passen. Ich war auf dieser Strecke immer stark.»