MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Exklusiv: Marco Melandri über die Trennung von Ducati

Von Ivo Schützbach
Marco Melandri

Marco Melandri

Nach der Saison 2018 werden Marco Melandri und Ducati in der Superbike-WM getrennte Wege gehen. «Man hat mir gesagt, dass es für mich keinen Platz mehr gibt», sagte der 22-fache Sieger im Exklusiv-Interview.

Am 23. August teilte Ducati offiziell mit, dass in der Superbike-WM 2019 Chaz Davies und Alvaro Bautista das Aruba-Werksteam bilden werden.

Marco Melandri, der an jenem Tag bei Testfahrten in Portimao weilte, gab SPEEDWEEK.com vor Ort ein sehr emotionales Interview, in dem seine ganze Enttäuschung aus ihm herausbrach und er sein Unverständnis über die Entscheidung äußerte.

Ducati holte den heute 36-Jährigen für die Saison 2017 aus dem ungewollten Ruhestand zurück, nachdem es 2015 zwischen Melandri und dem erfolglosen Aprilia-MotoGP-Team zum Bruch gekommen war.

Melandri bedankte sich für das Vertrauen mit bis heute 19 Podestplätzen, darunter drei Siegen. In seinem ersten Jahr wurde er WM-Vierter, nach 18 von 26 Läufen in dieser Saison liegt er auf Gesamtrang 5 – 25 Punkte hinter dem Vierten Tom Sykes (Kawasaki) und 55 Punkte hinter dem Dritten Michael van der Mark (Yamaha).

Marco, weshalb hat dein Interview mit SPEEDWEEK.com für so viel Wirbel gesorgt?

Das größte Problem waren die italienischen Medien.

Sicher, als ich das Interview gab, war ich sehr deprimiert und enttäuscht. Der Plan war, dass ich mit Aruba Ducati weitermache. Und dann erfuhr ich plötzlich, dass mich ein anderer Fahrer ersetzen wird.

In diesem Interview möchte ich einiges klarstellen, es gab einige Missverständnisse. Ich habe nicht gesagt, dass mir Ducati oder Aruba etwas Schlechtes taten. Ich brachte nur meine Enttäuschung darüber zum Ausdruck, wie sich innerhalb einer Woche alles ändern kann.

Die italienischen Medien haben dein Interview genommen und einfach Sachen dazu gedichtet. Du hast deinen Job ordentlich erledigt.

Hast du damals weitere Interviews zu diesem Thema gegeben?

Nein, niemandem. Ich habe keine Textmeldungen auf dem Handy geschrieben, keine Interviews gegeben, nichts.

Unser Interview wurde also geklaut und verändert?

Genau. Sie haben es übernommen, Worte hinzugefügt und sorgten damit für riesige Verwirrung.

Der italienische Stil ist sehr populistisch.

Nachdem das Interview überall in Italien publik wurde: Hast du mit einigen dieser Journalisten gesprochen?

Nein, ich habe nur mit dir geredet.

Dein Vertrag mit Ducati endet nach dieser Saison, natürlich hast du dich auch mit anderen Herstellern über 2019 unterhalten. Wurde das bei Ducati falsch aufgenommen?

Ich glaube, es wäre so oder so genau so gekommen. Hätte ich etwas anders gemacht, wäre das Ergebnis doch dasselbe gewesen. Ich verstehe das, so läuft es nun mal.

Wäre deine Saison anders verlaufen, wenn du in der ersten Saisonhälfte nicht ständig mit dem instabilen Motorrad zu kämpfen gehabt hättest?

Sicher. In Thailand und Aragon hätte ich um den Sieg kämpfen können. In Brünn hatte ich ein kleines technisches Problem, das mich aus dem Kampf um den Sieg riss. Wir hatten dieses Jahr viel Pech. Aber selbst wenn ich die Meisterschaft anführen würde, wäre das Ergebnis gleich.

Gibt es ein persönliches Problem zwischen Teilen des Teams und dir?

Nein, das glaube ich nicht. Das war eine geschäftliche Entscheidung. Das Business diktierte die Wahl von Ducati. Ich kenne die genaue Geschichte dahinter nicht. Ich glaube, es gab in verschiedenen Situationen Missverständnisse.

Für den Fall, dass das Milwaukee-Team von Aprilia zu Ducati wechselt: Wäre das eine Möglichkeit, um mit Ducati weiterzumachen?

Ducati hat mir gesagt, dass es für mich in keinem ihrer Teams Platz gibt.

Was hast du angestellt, dass Ducati so böse auf dich ist?

Ich weiß es nicht, das musst du sie fragen.

In Interviews war zu lesen, dass es zum Zerwürfnis zwischen dir und Ducati-Sport-Direktor Paolo Ciabatti gekommen ist.

Ich habe das letzte Mal 2011 mit ihm gesprochen, als er noch für Infront gearbeitet hat.

Damals waren wir unterschiedlicher Meinung, weil ich mich dafür stark machte, dass in der Superbike-WM eine Safety-Commission eingeführt wird. Er wollte aber nicht, dass die Fahrer mit dem Race-Director sprechen.

Dann gab es ein Rennen auf dem Nürburgring, wo es wie aus Eimern goss. Ich habe dafür gestimmt, das Rennen zu beenden. Laverty und ich waren damals Teamkollegen, wir hatten beide die Hand erhoben, um damit zu signalisieren, dass man abbrechen muss – es regnete zu stark. Anschließend stürzte Johnny Rea auf der Geraden. Später sagte Ciabatti zu mir, dass er meinte, Laverty und ich hätten uns während des Rennens gegrüßt. Danach haben wir nie mehr miteinander gesprochen.

Die vertraglichen Belange hast du mit Ducati Corse General Manager Gigi Dall’Igna abgewickelt?

Ja. Mit ihm hatte ich nie ein Problem.

Du hast in deinem letzten SPEEDWEEK-Interview gesagt, dass es einige Leute bei Ducati gibt, die nie hinter dir standen. Meintest du damit Paolo Ciabatti oder hast du von Leuten aus dem Superbike-Team gesprochen?

Zu den Leuten im Team hatte ich immer ein gutes Verhältnis.

Wie gesagt, meine Beziehung zu Paolo war nie sehr gut. Wir haben aber nie miteinander gesprochen, weil das beruflich nicht notwendig war. Er ist in die Superbike-Belange kaum eingebunden.

Du hast keine Idee, weshalb es zwischen dir und Ducati Ärger gab?

Nein. Es gibt ja auch in Wirklichkeit keinen Ärger zwischen uns. Das muss mit Bautista zusammenhängen.

Aruba-Boss Stefano Cecconi erklärte wiederholt, dass er mit dir weitermachen möchte, und dass der italienische Markt für seine Firma sehr wichtig ist. Jetzt hat sein Team einen Fahrer aus Wales und einen aus Spanien unter Vertrag genommen. Das verstehe ich nicht.

Mir geht es gleich wie dir. Auch ich habe mehrfach mit ihm gesprochen, auf einmal erzählte er mir, dass ich draußen bin. Ich verstehe es nicht. Alles war okay, dann hat es sich auf einmal geändert. Da geht es um etwas Größeres als mich. Es gab auch kein Problem in der Beziehung zwischen Ducati und mir, für mich war alles okay.

WM-Promoter Dorna macht keinen Hehl daraus, dass sie gerne gute spanische Fahrer aus der MotoGP-Klasse in der Superbike-WM haben möchten. Haben sie sich bei der Fahrerwahl eingemischt?

Ich weiß es nicht.

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