Hat Marco Melandri gelogen? Ducati-Manager wehrt sich
Marco Melandris Exklusiv-Interview auf SPEEDWEEK.com sorgte vergangenen Donnerstag beim Top-Management von Ducati für reichlich Empörung. Der Italiener bezichtigte Stefano Cecconi, Teamprinzipal und Geschäftsführer von Hauptsponsor Aruba, ihn hintergangen zu haben. Außerdem behauptete er, dass niemand ihm mitgeteilt habe, dass er seinen Job verlieren würde. «Ich erfahre so etwas aus den Medien, mich rief keiner von Ducati an, ich bekam auch keine E-Mail», so Melandri.
Melandri gilt als schwieriger Charakter, die letzten zwei Jahre konnte man aber den Eindruck gewinnen, dass die Ehe mit Ducati harmoniert, von keiner Seite hörte man ein schlechtes Wort über den anderen. Jetzt prangert er an, dass «einige Leute bei Ducati nie hinter mir standen.»
Der 36-Jährige vermutet, dass der Vertrag mit Bautista von langer Hand von dessen Manager Simone Battistella eingefädelt wurde, der auch für Ducatis MotoGP-Star Andrea Dovizioso arbeitet. Außerdem soll WM-Promoter Dorna die Finger im Spiel gehabt haben. Der spanischen Agentur kommt es gelegen, mit Bautista einen bekannten spanischen Fahrer ins Superbike-Fahrerlager zu transferieren.
Hinter vorgehaltener Hand ist bei Ducati zu hören, Melandri habe sich mit Sport-Direktor Paolo Ciabatti überworfen, dessen klare Aussagen zum Thema Melandri/Bautista deuten darauf hin. Es wird auch kolportiert, Melandri hätte übertrieben hohe Gehaltsforderung gestellt. Das ist angesichts seines geringen Salärs in den Jahren 2017 und 2018, Melandri spricht von 150.000 Euro in zwei Jahren, während Teamkollege Chaz Davies laut ihm 1,3 Millionen Euro bekam, möglich. Gleichzeitig behauptet er, mit Ducati «nie über Geld geredet» zu haben.
Das mag stimmen, sein Manager Alberto Vergani hat das aber garantiert getan, sonst hätte er den Job verfehlt.
Dass Melandri auch mit anderen Herstellern verhandelt, allen voran Yamaha, dürfte bei Ducati kaum jemandem sauer aufgestoßen sein – das gehört zum Geschäft.
Die Geschichte, Melandri habe versucht Aruba zu Yamaha zu locken, scheint an den Haaren herbeigezogen. Denn erstens hat das IT-Unternehmen Aruba mit Ducati einen Vertrag bis Ende des Saison 2019. Und zweitens ist Aruba nicht nur Hauptsponsor, sondern auch Teameigentümer.
Ducati-Teammanager Serafino Foti versuchte im Interview mit SPEEDWEEK.com Licht ins Dunkel zu bringen.
Sera, wurde die Entscheidung bezüglich Bautista auf höchster Ebene von Dall’Igna und Ciabatti getroffen oder bist du in solche Prozesse ebenfalls involviert?
Solche Entscheidungen werden von Ducati und Aruba gemeinsam getroffen, da bin ich auch dabei. Wir haben diese Entscheidung auch nicht aus einem Grund getroffen, sondern aus vielen.
Natürlich wollen wir die Saison mit Marco noch bestmöglich beenden. Ich möchte mich auch bei ihm bedanken, er hat die letzten zwei Jahre großartige Arbeit erledigt.
Wann wird Bautista erstmals auf dem Superbike sitzen?
Wahrscheinlich erst im November, durch den MotoGP-Kalender ist das momentan unmöglich. Er ist auch noch auf seinen MotoGP-Job konzentriert.
Der erste SBK-Wintertest in Aragón ist direkt vor dem Valencia-GP, Bautista wird also erst beim zweiten Test in Jerez dabei sein?
Für Alvaro ist wichtig, dass er das Motorrad so schnell wie möglich testet. Ich werde wahrscheinlich kommende Woche mit Dall’Igna und Ciabatti darüber reden.
In Aragón kann er wegen des Valencia-GP unmöglich dabei sein.
Sollte das Milwaukee-Team von Aprilia zu Ducati wechseln: Kannst du dir vorstellen, Melandri in der Ducati-Familie zu behalten?
Wir haben uns noch nicht über dieses Thema unterhalten, wir werden schauen, ob es eine Möglichkeit gibt.
Marco ist unser Fahrer, ein unglaublich guter Fahrer. Er verdient eine weitere Chance – auch auf einem anderen Motorrad.
Warum denkt das Ducati-Management, dass Bautista geeigneter ist?
Aus viele Gründen. Wir hatten einige Angebote auf dem Tisch und haben uns für Alvaro entschieden.
Kannst du die Enttäuschung von Marco nachvollziehen?
Natürlich, aber so läuft es im Leben und im Rennsport. Es ist immer wichtig, nach vorne und nicht zurück zu schauen.
Melandri sagte im Interview mit SPEEDWEEK.com, dass das Schlimmste für ihn sei, dass ihn niemand von Ducati vorab informiert habe, dass er seinen Job verliert. Dass er das aus den Medien erfuhr.
Wir sprachen mehrfach mit seinem Manager Alberto Vergani und auch mit ihm. Ich stimme ihm deshalb nicht zu.
Er hat also gelogen?
Ich stimme ihm nicht zu. Wir haben gesprochen und Marco und auch Alberto informiert.