Chaz Davies: Schrauben ausgerissen – ein Schlamassel
Chaz Davies ist hart im Nehmen
Gleich zweimal brach sich Chaz Davies während der neunwöchigen Sommerpause das rechte Schlüsselbein. Erst flog er beim Training mit dem Mountainbike über den Lenker, als er in einer Senke mit dem Vorderrad in ein Sumpfloch geriet. Dann wurde er beim Supermoto per Highsider aus dem Sattel katapultiert.
Weil der Bruch schief stand, musste der Knochen nach dem ersten Sturz operiert und mit einer Platte stabilisiert werden. Diese wurde halsseitig mit drei Schrauben verankert und zum Schultergelenk hin mit fünf Schrauben.
Beim Supermoto-Unfall wurde eine der fünf äußeren Schrauben herausgerissen. Ob das so entstandene Loch im Knochen von alleine zuwächst, lässt sich noch nicht sagen. Außerdem steht der Knochen jetzt schief, eine Knochenspitze drückt auf die Haut der Schulter. «Möglicherweise muss die Platte im November entfernt werden, dann wir das Schlüsselbein noch mal gebrochen und wieder neu zusammengesetzt», erzählte Davies SPEEDWEEK.com im Vier-Augen-Gespräch.
Jemand, der sich noch nie einen Knochen gebrochen hat, kann sich nicht vorstellen, wie er in diesem Zustand zweimal auf Platz 4 preschen und den zweiten WM-Rang verteidigen konnte – bei über 30 Grad Celsius Hitze und auf einer körperlich extrem anstrengenden Strecke.
«Letzte Woche habe ich viel Physiotherapie gemacht. Wann immer ich mir einen Knochen breche, mache ich eine spezielle Diät – das hilft», erklärte der Ducati-Werksfahrer. «Ein Schlüsselbeinbruch ist eine weit verbreitete Verletzung im Motorrad- und Fahrrad-Rennsport. So ein Bruch ist nicht so schlimm: Du verschraubst ihn mit einer Platte und der Knochen ist sofort stabil. Wenn du aber die Platte bei einem weiteren Sturz beschädigst und es dir die Schrauben aus dem Knochen reißt, dann steckst du in Schwierigkeiten. So geht es mir momentan. Sollte ich noch einmal stürzen – mein Schlüsselbein ist momentan nicht stabil. An der Bruchstelle klafft eine Lücke, die Knochenstücke zieht es auseinander und sie sind nicht an der korrekten Stelle, es gibt kaum noch Material für die Schrauben, damit sie halten, weil sie ausgerissen wurden. Ein Schlamassel.»
Mit diesem Wissen im Hinterkopf ließ es Davies am Freitag verhalten angehen und beendete die drei freien Trainings nur als 15.
«Am Freitag habe ich definitiv daran gedacht – und bin gestürzt», schmunzelte der 31-Jährige. «Mit meiner Erfahrung weiß ich, womit ich davonkomme und was nicht geht. Ich habe mein Glück während des Rennens am Sonntag genug strapaziert, es gab einige haarige Momente – ich wollte es nicht übertreiben. Also habe ich die Situation akzeptiert, wie sie ist und schaue jetzt nach vorne.»
Nach 20 von 26 Läufen liegt Davies als WM-Zweiter 116 Punkte hinter Kawasaki-Star Jonathan Rea, der voraussichtlich beim nächsten Event in Magny-Cours am letzten September-Wochenende seinen vierten WM-Titel in Folge einfährt. Auf Michael van der Mark (Yamaha), Tom Sykes (Kawasaki) und Marco Melandri (Ducati) hat Davies 20, 64 und 75 Punkte Vorsprung.