Ten Kate: Doch noch eine Zukunft in der Superbike-WM?
Seit Monaten kündigte sich an, dass Honda Japan die Peinlichkeit der Resultate in der Superbike-WM nicht weiter hinnehmen wird. Seit 2017, da wurde erstmals von Honda nicht ein Podestplatz erobert, schauten sich die japanischen Topmanager genauer an, wie von ihrem europäischen Ableger Honda Motor Europe (HME), seit 2003 für die Superbike-WM verantwortlich, das Geld ausgegeben wird. Honda Japan schickte letztes Jahr eine Abordnung nach Donington Park und dieses Jahr nach Assen und Portimao.
Als sich der Autor dieser Zeilen am 25. Oktober 2018 beim SBK-Finale in Katar mit Manager Kervin Bos vom langjährigen Honda-Partnerteam Ten Kate Racing zum Gespräch traf und ihn fragte, wie Ten Kate damit umgeht, dass die Honda Racing Corporation (HRC) für 2019 Werksmaschinen stellt, das japanische Moriwaki-Team in die Superbike-WM schickt und das Althea-Team neuer Logistikpartner wird, konnte er das nicht glauben.
Am folgenden Tag sagte Bos: «Was du mir erzählt hast, ließ mir keine Ruhe, ich habe die ganze Nacht telefoniert und mich schlau gemacht – es stimmt wohl.»
Die Zeichen waren unübersehbar, in Katar saß bereits ein hochrangiger Moriwaki-Mitarbeiter in der Althea-Box und machte sich mit den Arbeitsabläufen vertraut.
Am Dienstag, 30. Oktober, gab es in Amsterdam ein Treffen zwischen den Entscheidungsträgern von Honda sowie Gerrit und Ronald ten Kate. Den beiden Niederländern wurde mitgeteilt, dass die Zusammenarbeit mit Ten Kate Racing beendet sei.
Am 6. November gab Honda auf der Messe in Mailand seine Rennsportaktivitäten für 2019 bekannt. In der Superbike-WM kommen erstmals seit 2002 wieder Werksmaschinen von HRC zum Einsatz, als Fahrer wurden Leon Camier und für viele unverständlich der 36-jährige Japaner Ryuichi Kiyonari verpflichtet.
Honda Motor Europe ist in der Superbike-WM zukünftig ebenso außen vor wie Ten Kate.
Ten Kate und HME sind jetzt damit beschäftigt die Trennung zu vollziehen, nach insgesamt 25 Jahren Zusammenarbeit ein umfangreiches Unterfangen. Die Vorbereitungen für die Superbike-WM 2019 liefen bereits auf Hochtouren und Ten Kate ist mit vielen Dingen in Vorleistung gegangen.
Ob und wie es mit Ten Kate in der Superbike-WM weitergeht, ist offen. Im Team ist zu hören, dass es der Wunsch ist weiterzumachen.
Ducati und Aprilia haben auf Anfrage von SPEEDWEEK.com dementiert, dass es Gespräche mit Ten Kate gibt – was sich jederzeit ändern kann. Suzuki wäre ein möglicher Partner, bei Suzuki Japan ist aber zu erfahren, dass sich eine mögliche Unterstützung lediglich in der Größenordnung von 500.000 Euro abspielt. Und das in Material.
Gegenüber ihren Kunden ist ein Markenwechsel von Ten Kate schwer vermittelbar, alles im Geschäft in Nieuwleusen ist exklusiv auf Honda ausgerichtet. Andererseits trat das deutsche Team Triple-M dieses Jahr auch mit Honda an, Eigentümer Matthias Moser ist zugleich Chef von Ducati Frankfurt. «Geschäft ist Geschäft und Racing ist Racing», pflegt der Hesse zu sagen.
Ten Kate steht unter massivem Zeitdruck: Bereits am letzten Februar-Wochenende beginnt auf Phillip Island in Südaustralien die Superbike-WM 2019 – in 14 Wochen.
Gleichzeitig kann Ten Kate strukturelle Voraussetzungen für einen Hersteller bieten, wie kein anderes Team in der Superbike-WM.