Offiziell: Honda mit echtem Werksteam in der SBK-WM
Das Honda-Werksteam 2019: Leon Camier und Ryuichi Kiyonari (in der Mitte)
Auch wenn Honda in den letzten Wochen über alles Tun den Mantel des Schweigens hüllte, waren doch zahlreiche Details zur zukünftigen sportlichen Ausrichtung des weltgrößten Motorrad-Herstellers in der Superbike-WM durchgesickert, die soeben bei der offiziellen Präsentation in Mailand allesamt bestätigt wurden.
Seit 2004 war Ten Kate Racing Hondas Aushängeschild in der Superbike-WM, 2007 gewannen sie mit James Toseland die Weltmeisterschaft. Ab 2019 kümmert sich das italienische Althea-Team von Genesio Bevilacqua um die Logistik, die letzten drei Jahre auf BMW unterwegs und 2011 auf Ducati mit Carlos Checa Weltmeister.
Seit 2017, da wurde erstmals von Honda nicht ein Rennen gewonnen, schauten sich die japanischen Topmanager genauer an, wie in der Superbike-WM das Geld ausgegeben wird. Sie schickten letztes Jahr eine Abordnung nach Donington Park und dieses Jahr nach Assen und Portimao.
Je nach Engagement der anderen Sponsoren bezahlte Honda Motor Europe (HME) die letzten Jahre bis zu 80 Prozent des 4-Millionen-Euro-Budgets des Superbike-Teams. Damit gibt Honda nicht so viel aus wie Kawasaki und Ducati, operiert aber auf dem Level von Yamaha.
Offensichtlich stimmen Preis/Leistung für Honda Japan bei Ten Kate nicht mehr.
Die Honda Racing Corporation (HRC), zuständig für die Werkseinsätze in MotoGP, der Japanischen Superbike-Meisterschaft, beim Suzuka Eight Hours, der Rallye Dakar, der Motocross-WM und in der US-MX- und SX-Meisterschaft, beschloss deshalb, sich zukünftig wieder selbst um die Entwicklung des Superbikes zu kümmern. Das gab es in SBK seit dem Titelgewinn von Colin Edwards 2002 nicht mehr.
Dass das prestigeträchtige Langstreckenrennen in Suzuka seit vier Jahren gegen Erzrivale Yamaha verloren wird, ist zusätzliche Motivation.
Um der werksseitigen Rückkehr keinen allzu offiziellen Anstrich zu verleihen, arbeitet HRC mit dem japanischen Moriwaki-Team zusammen.
Als Fahrer wurden wie von SPEEDWEEK.com angekündigt der diesjährige Pilot Leon Camier sowie der 36-jährige Japaner Ryuichi Kiyonari verpflichtet.
Kiyonari spricht fließend Englisch und soll als Brücke zwischen Althea, Moriwaki und HRC dienen. Doch Experten sind sich einig: Der dreifache Britische Meister gehört längst nicht mehr zu den Schnellsten, seine Verpflichtung ist zumindest fragwürdig.
Als dritten Fahrer möchte Althea-Chef Bevilacqua auf eigene Kappe seinen Zögling Alessandro Delbianco in die Superbike-WM bringen, dieses Jahr wurde der 21-Jährige Siebter der Superstock-1000-EM.
Wie es mit Ten Kate weitergeht, ist unklar. Dass Honda Ten Kate komplett abserviert, ist schwer vorstellbar, handelt es sich doch um den größten Honda-Händler der Niederlande. Dem Vernehmen nach gibt es Pläne, dass sich Ten Kate zukünftig um die kleineren Klassen Supersport 600 und Supersport 300 kümmern soll.
In der Supersport-WM dominierte Ten Kate über viele Jahre und wurde mit Fabien Foret, Chris Vermeulen, Karl Muggeridge, Sébastien Charpentier, Andrew Pitt, Kenan Sofuoglu und Michael van der Mark insgesamt neunmal Weltmeister.
Honda möchte sich zukünftig auch in der Supersport-300-WM einbringen und arbeitet an der Homologation der CBR250RR. Bislang ist nur die klobige und nicht konkurrenzfähige CBR500R homologiert.