Leon Camier (Honda): «Kann es nicht in Worte fassen»
Leon Camier hat viel Vertrauen in HRC
Leon Camier brachte die beste Honda mit 1,140 sec Rückstand auf Platz 13. Der Engländer fuhr 1/10 sec schneller als im Phillip-Island-Test 2018, der Rückstand zur Spitze hat sich aber um 0,2 sec vergrößert, weil Alvaro Bautista (Ducati) 0,3 sec schneller fuhr als Jonathan Rea (Kawasaki) bei seiner Bestzeit im Vorjahr.
Honda hat sich für die Weltmeisterschaft 2019 neu aufgestellt. Mit Moriwaki Althea haben sie ein neues Team, erstmals seit 2002 werden die Motorräder wieder von der Honda Racing Corporation (HRC) vorbereitet, die für alle Werksauftritte zuständig ist.
Wunder darf deswegen keiner erwarten. Das Projekt wurde erst vergangenen Oktober angekurbelt, das Team Moriwaki Althea Honda ist neu, es hat keinerlei Daten für die Rennstrecken und muss jeweils bei null beginnen.
Aus genannten Gründen bewerten die Spitzenmanager von Honda Motor und HRC den Test auf Phillip Island als positiv. Natürlich sind sie mit den Platzierungen und Rückständen von Camier (13.) und Teamkollege Ryuichi Kiyonari (15.) nicht zufrieden, aber es wurde zumindest schnell der Level des Vorgängerteams von Ten Kate und Honda Motor Europe erreicht.
SPEEDWEEK.com sprach mit Leon Camier, wie der Phillip-Island-Test zu werten ist.
Leon, woran habt ihr am Motorrad gearbeitet?
Für uns gibt es viel Arbeit, mit der Elektronik und dem Chassis. Wir waren zum ersten Mal mit diesem Motorrad hier und hatten entsprechend keine Informationen aus der Vergangenheit. Im Chassis sehe ich aktuell das meiste Potenzial für mich. Mein Gefühl für das Motorrad ist nicht schlecht. Wollen wir aber schneller werden, müssen wir weiterarbeiten und schauen, wie ich das Gefühl bekomme, das ich mir wünsche.
Was erwartest du dir von den ersten Rennen am kommenden Wochenende?
Ich weiß es nicht. Es wird sicher kein leichtes Wochenende, alle sind deutlich schneller als letztes Jahr. Hoffentlich können wir noch einige Fortschritte erzielen.
Deine Pace ist besser als vor einem Jahr, der Rückstand zur Spitze ist aber gewachsen. Wie beurteilst du deine Situation?
Das Gefühl für das Motorrad könnte nicht unterschiedlicher sein. Ich kann das nicht in Worte fassen, unglaublich.
Als wir letztes Jahr hierher kamen, hatte das Motorrad schon einige Entwicklung hinter sich und es lagen viele Informationen vor. Außerdem wurde das letztjährige Bike auf Pirelli-Reifen entwickelt.
Das jetzige Motorrad ist zum ersten Mal hier und wurde mit Bridgestone-Reifen für Suzuka entwickelt. Uns fehlen noch so viele Informationen. Wir gehen es Schritt für Schritt an. Bei jeder großen Änderung wollen wir sicherstellen, dass sie in die richtige Richtung geht.
Es wird seine Zeit dauern, wir sind nicht morgen oder übermorgen bereit. Aber wir werden Fortschritte erzielen. Dieses Motorrad hat viele Stärken, diese müssen wir aber erst herausarbeiten.
Hattet ihr viele Teile zum Testen dabei wie Schwingen, Umlenkungen, Gabelbrücken etc.?
Nein. Wir hatten eine andere Umlenkung. Es gab nicht viele Sachen zu probieren bezüglich der Geometrie. Es ging eher darum, aus den vorhandenen Teilen das Maximum herauszuholen und dann den nächsten Schritt zu machen.
Eine Schwierigkeit ist, dass dieses Motorrad ganz anders reagiert als das letztjährige. Es ist kaum zu glauben. Dieses Motorrad ist unglaublich stabil.
Bedeutet anders auch besser?
Es gibt Vor- und Nachteile. In Anbetracht dessen, dass wir erst ein paar Tage auf Pirelli-Reifen gefahren sind, war das zu erwarten.
Wenn du Änderungen vornimmst, reagiert das Motorrad erwartungsgemäß?
Nein. Obwohl das nach wie vor eine Honda ist, ist sie total anders. Wir haben einige Sachen probiert und das Bike reagierte ganz anders, als ich erwartet habe.
Wird es in Thailand einfacher für euch, weil ihr in Buriram bereits getestet habt?
Wir werden vom Start weg eine Basis haben. Wir werden aber definitiv nicht schnell genug sein. Du hast richtig gesagt, wir sind jetzt so schnell wie letztes Jahr. Alle anderen sind aber schneller.
Phillip Island hat einen sehr speziellen Charakter und Buriram ist ebenfalls besonders, weil es dort sehr heiß ist. Werdet ihr bis zum Europa-Auftakt Anfang April in Aragon eine Basis haben?
Das hoffe ich. Unsere Basis wird dann zumindest so sein, wie wir sie für unser Paket am besten halten. Dann gibt es hoffentlich einige neue Teile zum Probieren. Fest steht, wir werden das Ruder nicht auf die Schnelle herumreißen, das wird ein längerer Prozess. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich die Dinge bessern.
Wie fühlt sich der HRC-Motor an?
Die Leistungsentfaltung ist sehr linear, der Motor ist wirklich schön zu fahren. Das ist positiv. Von der Leistung her ist er nicht schlecht, der Speed passt.
Merkst du im Team, dass jetzt HRC dahintersteht?
Ja, sie sind alle hier. Und es sind die richtigen Leute hier. HRC hat verglichen mit dem was ich gewohnt war, eine sehr strukturierte Arbeitsweise. Das ist gut, bei einem Motorrad kann man sich mit der Abstimmung sehr schnell verirren. Die Arbeitsweise ist sehr kalkulierbar, das wird sich auf Dauer auszahlen.
Wir sind mit diesem Motorrad erst einige Tage auf Pirelli-Reifen unterwegs. Es wird eine Weile dauern, bis HRC genau verstanden hat, was es für diese Reifen braucht.