Wie Johnny Rea mit der andauernden Demütigung umgeht
Misstrauisches beäugen: Jonathan Rea (li.) und Alvaro Bautista
Vor allem auf längeren Geraden kämpft Jonathan Rea gegen die schnelle Ducati Panigale V4R und deren kleinen und leichten Piloten Alvaro Bautista derzeit mit stumpfen Waffen. «Der Kawasaki fehlen 25 PS – es ist, als käme ich mit einem Messer zu einer Schießerei», hielt der vierfache Weltmeister nach sechs zweiten Plätzen in den ersten sechs Rennen fest.
«Ich gewöhne mich daran, nicht zu gewinnen», meinte Rea nach seinen drei Niederlagen auf dem Chang Circuit in Buriram. «Das will ich aber nicht. Im Moment sind Alvaro und Ducati die Referenz. Ich fühle mich mental gut und sehr stark, ich akzeptiere die Situation. Ich ziehe einfach weiter mein Ding durch und hoffe, dass uns einige der kommenden Strecken in die Karten spielen. Jeder spricht über den Speed der Ducati, Alvaro leistet aber auch großartige Arbeit. Seine Pace über eine Renndistanz durchzuhalten, ist außergewöhnlich. Ich ziehe meinen Hut vor ihm. Er treibt mich an, härter zu arbeiten. Was wir mit dem Motorrad noch machen sollen, weiß ich nicht – wir sind schon auf einem sehr guten Level mit ihm. Mit den Leistungen von mir und dem Team bin ich zufrieden. Aber es stimmt schon, das ist eine neue Erfahrung für mich. Wenn du verstehst was los ist, dann kannst du das auch leicht akzeptieren.»
Nach 71 Siegen und 140 Podestplätzen weiß Rea genau, was er und sein Motorrad können. Kawasaki hat er seine Wünsche ins Aufgabenheft diktiert, auf die Schnelle werden aber keine großen Verbesserungen möglich sein, das gibt das restriktive Reglement der Superbike-WM nicht her.
Deshalb hofft der Nordire auf «klassische Superbike-Strecken wie Imola, Portimao, Magny-Cours und Laguna Seca, schwierige Strecken, auf denen Erfahrung und eine gute Abstimmung der Schlüssel zum Erfolg sind. Alles wird davon abhängen, wie sich Ducati dort schlägt. Bislang leisten sie herausragende Arbeit und geben den Ton an. Es ist an uns, sie zurecht zu stutzen.»
Rea gegenüber SPEEDWEEK.com weiter: «Wir gehen mit frischer Motivation in jedes Rennwochenende und versuchen uns zu überzeugen, dass wir einen guten Job erledigen können. Wir müssen die Lücke schließen, die Saison ist sehr lang. Ich weiß, wie man während einer Saison alles auf die Reihe bekommt. Ich war auch schon früher in dieser Position und musste kämpfen. Man muss 39 Rennen gut fahren, nicht nur sechs. Ich muss weitermachen und darf den Glauben nicht verlieren. Ich weiß, dass ich gut fahre und mein Team ist eines der besten im Fahrerlager. Wir versuchen immer, das Beste aus unserem Motorrad zu holen. Wenn wir gewinnen, dann gewinnen wir. Und wenn wir Zweiter werden, dann werden wir eben Zweiter.»
25 Punkte Rückstand auf Bautista lassen sich theoretisch schnell aufholen: Seit diesem Jahr gibt es neben 25 Punkten für die Siege in den beiden Hauptrennen weitere zwölf Punkte für den ersten Platz im Sprintrennen. Pro Rennwochenende werden gesamt 62 Punkte vergeben.