MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Glühender Stahl: In Imola werden die Bremsen gekillt

Von Kay Hettich
Brembo rüstet in der Superbike-WM die meisten Teams aus

Brembo rüstet in der Superbike-WM die meisten Teams aus

In der härtesten Bremszone auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari in Imola werden Superbikes um 190 km/h abgebremst. Die High-Tech-Produkte aus Stahl geraten an ihre Grenzen.

Der Autodromo Internazionale Enzo e Dino Ferrari besteht aus 22 Kurven verteilt auf 4936 Meter, die Startgerade ist gerade mal 358 Meter lang – die Zahlen lassen auf den ersten Blick nicht vermuten, dass in Imola Durchschnittsgeschwindigkeiten um 170 km/h erreicht werden und die Beanspruchung der Bremsen so hoch wie kaum auf einer anderen Piste ist.

Drei Schikanen fordern der Lebensversicherung für die Fahrer alles ab: Den ersten harten Bremspunkt in der Kurve Traguardo erreichen die Superbikes auf einer fliegenden Runde mit 289 km/h, eingebogen wird mit 104 km/h. Die Variante Alta wird bei 235 km/h angebremst, gefahren wird die Schikane mit 91 km/h. Kurz vor dem Zielstrich erreichen die Piloten die Variante Bassa, in der von 237 km/h auf nur noch 72 km/h verzögert wird.

Die Vielzahl weiterer Kurven sorgt dafür, dass die Stahlbremsscheiben jeweils nur kurze Zeit zur Abkühlung haben. Bremsenspezialist Brembo stuft Imola daher in der höchsten Kategorie der Beanspruchung ein. In der Kategorie 5 stufen die Italiener ansonsten nur noch Donington Park und Buriram/Thailand ein. Vor allem Kawasaki hatte in Vergangenheit häufiger Probleme mit überhitzten Bremsen, was sich auf Rennstrecken wie Buriram, Imola und Donington im Rennverlauf massiv auf die Performance auswirkte.

Bremsscheiben aus rostfreiem Stahl funktionieren am besten bei Temperaturen zwischen 370 und 560 Grad: wenn sie kälter sind, müssen die Fahrer weniger konstante Reaktionen des Bremshebels in Kauf nehmen. Wenn die Temperaturen um bis zu 40 Grad höher werden, funktioniert die Bremse zwar noch, die Beläge werden aber schneller abgenutzt. Bei Temperaturen, die darüber hinaus gehen, besteht ein hohes Risiko, dass sich die Bremsfunktion verschlechtert. Zur Temperaturmessung der Scheiben werden Lacke verwendet, auf den Sätteln Aufkleber, deren Farbe temperaturempfindlich reagieren.

Bei den Superbike-Meetings 2018 in Imola und in Donington erlaubte die FIM den Teams daher testweise, die Vorderbremsen mit Kühlsystemen ausgestattet werden. Dies sind Konstruktionen, die den Fahrtwind zur Kühlung auf die Stahlscheiben umleiten. Der Effekt war erstaunlich: Bis zu 30 Grad wurden die strapazierten Bauteile durch den Luftstrom heruntergekühlt!

Ab der Superbike-WM 2019 ist der Einsatz solcher Kühlsysteme erlaubt – auf jeder Rennstrecke.


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