MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Chaz Davies: «Es ist die Schuld der FIM und Dorna»

Von Gordon Ritchie
Chaz Davies unterstrich seinen Standpunkt

Chaz Davies unterstrich seinen Standpunkt

Drei von vier Fahrer, welche in der SBK Safety Commission sitzen, waren der Meinung, dass auf der Rennstrecke in San Juan am Samstag kein Rennen gefahren werden kann. Niemand hörte auf sie.

In der SBK Safety Commission sitzen die Rennfahrer Jonathan Rea, Chaz Davies, Eugene Laverty und Leon Camier, außerdem Vertreter von WM-Promoter Dorna und dem Motorrad-Weltverband FIM.

Dieses Gremium soll für bestmögliche Sicherheit auf den Rennstrecken der Superbike-WM sorgen, Missstände anprangern und beseitigen.

In San Juan wurde in erschreckender Weise offensichtlich, wie wenig man auf die Fahrermeinung gibt, wenn es übergeordnete Interessen von anderen Seiten gibt.

14 von 18 Fahrer waren sich einig, dass man bei heißen Bedingungen auf dem San Juan Villicum Circuit kein Rennen fahren kann, weil das Teeröl im Asphalt warm wird und durch die Belagsoberfläche drückt. Auf das Rennen verzichteten letztlich nur sechs, nämlich Sandro Cortese, Marco Melandri (beide GRT Yamaha), Leon Camier, Ryuichi Kiyonari (beide Honda), Chaz Davies (Aruba Ducati) und Eugene Laverty (Go Eleven Ducati).

Alle anderen gaben dem auf sie ausgeübten Druck nach oder sahen in den Ereignissen eine Möglichkeit, persönlich zu profitieren.

Im Rennen sahen wir keinen Sturz, aber auch keinen Sport. Die Fahrer trugen ihre Maschinen wie auf rohen Eiern um die Strecke, keiner näherte sich dem Limit auch nur an, weil die Sturzgefahr bereits wenige Zentimeter neben der Ideallinie unkalkulierbar groß war.

«Wir wussten aus Sitzungen der Safety Commission in den letzten Monaten von Verantwortlichen der Dorna und FIM, dass die Strecke in San Juan nicht so ist, wie sie sein sollte», verriet Ducati-Werksfahrer Chaz Davies SPEEDWEEK.com. «Als wir ankamen, fanden wir die Dinge so vor, wie sie sind. Da war es eigentlich schon zu spät. Die Strecke erfüllt nicht die Homologationsvorgaben, zudem war so viel Schmutz auf der Strecke, das ist verrückt. Es ist verrückt, so in ein Wochenende zu starten.»

Der Waliser weiter: «Freitagnacht empfahlen wir, so viel wie möglich mit Autos auf der Strecke zu fahren, das hatten wir bereits vorab innerhalb der Safety Commission empfohlen – um die Strecke zu reinigen. In FP3 am Samstagmorgen waren alle angenehm überrascht, wie sehr sich die Strecke verbessert hatte und wie die Ideallinie einen Meter breiter wurde. Da konnten wir zum ersten Mal richtig Motorrad fahren, das war positiv. Dann begann die Superpole – und es war ein Witz. Es war dermaßen rutschig, dass jeder strauchelte. Keiner brachte eine gute Runde zustande, nach jedem Fehler hast du einfach die Bremse losgelassen und bist eine weite Linie gefahren. Danach war für mich klar, dass wir bei solchen Bedingungen kein Rennen fahren können. Bei solchen Verhältnissen braucht es nicht viel, dass etwas passiert. Aus diesem Grund bin ich nicht gefahren. 14 von 18 Fahrer hatten dieselbe Meinung, dann standen aber auf einmal eigene Interessen im Vordergrund und es herrschte auch viel Druck von außen. Letztlich muss so etwas jeder für sich entscheiden. Auch ich stand unter Druck. Nicht von außen, ich machte ihn mir selbst. Ich hätte fahren sollen, in der Startaufstellung stehen sollen. Aber wenn du deinen Standpunkt nicht klar machst, dann kommen wir das dritte Jahr hierher und es ändert sich wieder nichts. Der Punkt ist: Manchmal musst du etwas unternehmen, um eine Reaktion zu erzwingen. Einige von uns haben das getan, wir hätten aber mehr Unterstützung gebraucht. Vor allem von Jonathan Rea, er findet mehr Gehör als jeder andere. Das ist enttäuschend.»

«Von der Seite der Organisatoren wurden massive Fehler gemacht», unterstrich der dreifache Vizeweltmeister. «Es ist die Schuld der FIM und Dorna, es liegt in ihrer Verantwortlichkeit, dass wir auf Strecken kommen, die in Ordnung sind. Jede Strecke ist neben der Ideallinie schmutzig. Aber es gibt schmutzig und es gibt dreckig. Sie wissen um die Bedingungen in Argentinien, diese Strecke wird nicht regelmäßig genützt. Die Frage ist: Wenn die Strecke nicht sicher genug ist, warum kommen wir dann hierher? Ich weiß es: Weil wir eine Weltmeisterschaft haben und das eine großartige, fantastische Rennstrecke ist. Aber wenn sie keine Homologation erhält, oder wenn sie die Strecke nicht in einen Zustand bringen, dass sie ab FP1 parat ist, dann sollten wir nicht hierher kommen. Jeder faselt nur herum, alle lassen es auf sich zukommen. Das war die Attitüde in der Safety Commission während der letzten Monate. Ich sah es kommen. Jetzt sind wir hier und es ist, wie es ist. Der Asphalt wurde erst am Dienstag fertig. Wäre er zwei Wochen vor dem Rennwochenende fertig geworden, wäre es trotzdem zu spät gewesen.»

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