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Weshalb Jonathan Rea über Rücktritt nachgedacht hat

Von Jonathan Rea
Kawasaki-Pilot Jonathan Rea ist 2019 zum fünften Mal in Folge Superbike-Weltmeister geworden. Der Nordire redete nach der Saison ausführlich über seinen Werdegang und seine Motivation.

Die meisten Fahrer machen ihren Weg an die Spitze recht schnell, aber ich kämpfte jedes Wochenende ums Überleben. Geografisch gesehen war es sehr schwierig für mich, denn aus Nordirland mussten mein Vater und ich zu Beginn meiner Karriere ständig mit dem Schiff nach England reisen, um zu den einzelnen Veranstaltungen zu kommen. Mein Vater regelte alles perfekt, auch in den schwierigsten Zeiten verstand er mich immer und beeindruckte mich. Denn egal was er machte, es wirkte sich positiv auf meine Karriere aus.

Am meisten gelernt habe ich in den schwierigen Jahren meines Lebens. Die Zeit im Motocross half mir das zu erreichen, was ich erreicht habe. Ich kämpfte mich durch harte Momente und Stürze, die beinahe mein Karriereende bedeutet hätten, bevor ich ein Champion wurde.

In der Superbike-WM ist die Technik sehr wichtig, aber die Menschen machen immer noch den Unterschied. Ich habe die WM-Titel gewonnen, weil ich immer ein gutes Paket hatte. Aber es geht um mehr, du musst auch deine Erwartungen steuern und vor allem das Fahren genießen.

2016 habe ich über den Rücktritt nachgedacht. Früher war es mein Ziel, mindestens eine Weltmeisterschaft zu gewinnen. Mein Großvater sagte immer zu mir: «Eines Tages wirst du Weltmeister.» Das habe ich immer wieder aufgesagt und es motivierte mich ständig, nicht aufzugeben. Ich hätte nach der Saison 2015 glücklich zurücktreten können, aber ich genieße das Fahren zu sehr, dass ich das Gefühl nicht aufgeben kann. Mein Ziel ist, weiterhin zu gewinnen, denn es macht mir so viel Spaß.

Ich habe es noch nicht realisiert, dass ich schon wieder Weltmeister geworden bin. Es kam so unerwartet für mich in Magny-Cours zu siegen, dass ich nicht darauf vorbereitet war, als es geschah. Ich glaube, erst wenn ich zu den FIM-Awards gehe, die Trophäe und die Medallie entgegennehme und mit all den anderen Champions den Raum teile, werde ich es begreifen.

In diesem Jahr habe ich gelernt nicht aufzugeben und mehr an mich selbst zu glauben. Von außen sehe ich aus wie der «Iceman», aber es war nicht einfach, ganz besonders als wir merkten, wie stark die neue Ducati ist. Alvaro Bautista brachte ein sehr hohes Level und wir mussten alles geben, zu jeder Zeit. Wir punkteten 2019 in jedem Rennen, darauf bin ich sehr stolz.

Ich bin nicht so blöd, dass ich glaube, für immer gewinnen zu können. Ich weiß, dass Fahrer kommen werden oder ein neues Motorrad oder ein Paket aus beidem, dass uns schlagen wird. Vielleicht auch eine Verletzung. Es könnten schwierige Momente werden, aber ich möchte es versuchen und so weitermachen wie bisher.

Es gibt einen kleinen Teil in mir, der hoffte eine Chance mit konkurrenzfähigem Material in der MotoGP-Weltmeisterschaft zu bekommen. Aber ich bekam diese Möglichkeit nie und deshalb kann ich es auch nicht bedauern.

In jeder Saison gönne ich mir einen Saisonabschlussbonus. Ich besitze eine Uhrensammlung, denn ich kaufte mir die erste in Katar, als ich das erste Mal nach Katar kam, damals war ich noch ich der Supersport-WM unterwegs. Es ist eine Art Geschenk an mich selbst am Ende eines Jahres.

Niemand weiß, dass ich einen starken Glauben und das Gefühl habe, dass jemand auf mich aufpasst. Wenn ich wegen etwas verwirrt bin, frage ich nach Hilfe und bekomme immer einen sehr guten Ratschlag. Ich erinnere mich daran, in diesem Jahr bei einem Rennen die Boxengasse verlassen zu haben, und ich fragte nach Hilfe. Anschließend passierte etwas, was ich nicht erzählen kann, und es veränderte das Jahr gravierend. Das ist der Grund dafür, dass ich immer während der Auslaufrunde in den Himmel schaue.

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