Gutes Zeugnis für Sandro Cortese: Kann alles fahren
Chris Vermeulen war 2003 Supersport-Weltmeister auf Ten-Kate-Honda und wurde im selben Team 2004 und 2005 in der Superbike-WM Vierter und Zweiter, ehe ihn Suzuki für die MotoGP-WM 2006 verpflichtete. Wegen einer langwierigen Knieverletzung trat er Ende 2011 mit 28 Jahren vom Rennsport zurück. In Le Mans wurde er 2012 kurz rückfällig, als er Colin Edwards im Forward-MotoGP-Team auf der Suter-BMW ersetzte.
Heute kümmert sich der 37-Jährige um seine Geschäfte in Australien, arbeitet als Experte fürs Fernsehen und verfolgt nach wie vor intensiv die MotoGP- und Superbike-WM.
Seit Sandro Cortese 2018 ins SBK-Fahrerlager kam, hat Vermeulen auch ein Auge auf den Schwaben. Nach seinem Moto3-WM-Titel 2012 wurde Cortese Champion in der Superport-Klasse und fährt seit 2019 Superbike-WM. Für GRT Yamaha brauste er in seinem ersten Jahr 20 Mal in die Top-10, eroberte mit Rang 6 in Jerez seine beste Platzierung und schaffte es mehrfach in die erste Startreihe.
Weil Cortese Ende 2019 ohne Arbeitgeber dastand, testete er im Winter für das Barni-Team eine Ducati Panigale V4R. Wenige Tage vor dem Saisonbeginn auf Phillip Island unterschrieb der Berkheimer bei Pedercini Kawasaki und hatte vor dem ersten Rennen nur wenige Stunden auf der ZX-10RR.
Zum dritten Mal innerhalb vier Monaten musste sich Sandro auf ein anderes Motorrad und Team einstellen, schlug sich mit den Rängen 13, 11 und 9 aber beachtlich. Das hinterließ bei Teamchefs wie Lucio Pedercini und Manuel Puccetti Eindruck, auch Chris Vermeulen staunte.
«Cortese ist ein sehr talentierter Motorradfahrer, ein zweifacher Weltmeister in sehr unterschiedlichen Kategorien», meinte Vermeulen gegenüber SPEEDWEEK.com. «Er imponiert sehr, von ihm werden wir noch einiges sehen. Ein guter Fahrer kann ein gutes Motorrad fahren. Aber ein großartiger Fahrer, kann in jeder Klasse gewinnen. Cortese ist ein großartiger Fahrer. Troy Corser war auch so. Was er damals auf der Foggy Petronas zeigte, war zeitweise außergewöhnlich. Wenn er es zusammenbrachte – wir kennen Troys Lebensstil. Er hatte sehr viel Talent – ebenso wie Jonathan Rea. Ja, er sitzt auf der Kawasaki und gewann bis letztes Jahr alles, aber er ist sehr abgebrüht, wie er ein Motorrad auf der Rennstrecke fährt. Er ist eindrucksvoll, fährt intelligente Linien und schont den Reifen zur richtigen Zeit.»
«Auf dem Papier ist die Superbike-WM diese Saison die stärkste seit Jahren», meint Vermeulen. «Ich war immer schon von Leon Camier beeindruckt und dachte mir, wenn er eine Chance in einem Topteam erhalten würde, könnte er etwas zeigen. Jetzt hat er ein gutes Motorrad, verletzte sich aber im Winter. Alex Lowes wird langsam erwachsen. Schnell war er immer, daran gibt es keine Zweifel. Es fehlte ihm nur immer an Konstanz.»
Nach den ersten drei Rennen in Australien führt Kawasaki-Werksfahrer Alex Lowes die Weltmeisterschaft mit 51 Punkten an, es folgen Scott Redding (Ducati, 39) und Toprak Razgatlioglu (Yamaha, 34). Cortese als einziger Deutscher im Feld ist mit zehn Punkten Zwölfter.
Kalender Superbike-WM 2020, Stand 20. April:
28.02.–01.03. Phillip Island/Australien
03.07.–05.07. Donington Park/Großbritannien
31.07.–02.08. Oschersleben/Deutschland
21.08.–23.08. Assen/Niederlande
28.08.–30.08. Aragon/Spanien
04.09.–06.09. Portimão/Portugal
18.09.–20.09. Cataluñya/Spanien
02.10.–04.10. Magny-Cours/Frankreich
09.10.–11.10. San Juan/Argentinien
23.10.–25.10. Jerez/Spanien
06.11.–08.11. Misano/Italien
Abgesagt: Imola/Italien
Ohne Termin: Losail/Katar