Trostlos: Auch SBK-Ersatzkalender ist nicht haltbar
Volle Tribüne in Assen: Vor 1. September 2020 sicher nicht
Am 15. April beschloss die deutsche Bundesregierung, dass bis zum 31. August 2020 keine Großveranstaltungen erlaubt sind. Die bayerische Landesregierung hat am 21. April sogar das Oktoberfest in München abgesagt, das vom 19. September bis 4. Oktober hätte stattfinden sollen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nannte es angesichts der Covid-19-Seuche «unverantwortlich», das Oktoberfest auszurichten, das jährlich über sechs Millionen Gäste lockt.
Für die Superbike-WM in Oschersleben sind zwar nur einige Zehntausende Zuschauer zu erwarten, angesichts der Coronapanik ist es aber nur schwer vorstellbar, dass sich die Behörden von Sachsen-Anhalt über die Empfehlungen der Bundesregierung hinwegsetzen und die Rennen vom 31. Juli bis 2. August genehmigen.
Auch der bereits von April auf Ende August verlegte Event in Assen wackelt. Die niederländische Regierung hat am Abend des 21. April verlautbart, dass es bis 1. September 2020 keinerlei öffentliche Veranstaltungen geben wird. Assen ist auf das Wochenende davor angesetzt.
Auf das letzte August-Wochenende ist Aragon datiert. Doch Finanzministerin Maria Jesus Montero sagte vor wenigen Tagen: «Spanien wird die touristischen Aktivitäten erst wieder aufnehmen, wenn es eine Garantie für außerordentlich sichere Bedingungen gibt, sowohl für unsere Bürger als auch für unsere Besucher.»
Das könnte bedeuten: Die drei SBK-Events in Spanien können 2020 ebenso wenig stattfinden wie die vier MotoGP-Rennen.
Dass in Donington Park am ersten Juli-Wochenende gefahren werden kann, glaubt auch niemand. Bislang gelten die Ausgangsbeschränkungen in Großbritannien bis 7. Mai, Sportevents wurden bereits Ende März bis 1. Juni untersagt.
Großbritannien ist bei der Ausbreitung und Bekämpfung des SARS-CoV-2-Virus mehrere Wochen hinter Südeuropa, Österreich und Deutschland, es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Regierung unter Boris Johnson die Maßnahmen verlängert. Großbritannien beziffert im Zusammenhang mit Covid-19 über 16.000 Tote, nur die USA, Italien, Spanien und Frankreich sind stärker betroffen.
Europaweit sind beinahe alle Grenzen geschlossen. Erste Öffnungen wird es vorerst nur bilateral zwischen Ländern geben, die das Gröbste hinter sich haben, etwa zwischen Österreich und Bayern.
Im MotoGP- und Formel-1-Paddock werden deshalb längst Pläne geschmiedet, wie zumindest ein Teil der Weltmeisterschaft ab Sommer oder Herbst unter Ausschluss der Öffentlichkeit gerettet werden kann.
Für die Superbike-WM wird das bislang ausgeschlossen, sie lebt von den Fans vor Ort. Gleichzeitig betont Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta, dass unter allen Umständen vermieden werden muss, dass sich «auch nur ein Mensch» auf einem der Rennen ansteckt.
Mit Medikamenten gegen die Lungenkrankheit SARS-CoV-2 ist nicht vor Sommer zu rechnen, Experten wie Professor Adrian Hill von der Universität Oxford stellen einen Impfstoff bis frühestens Oktober 2020 in Aussicht.
Die Lösung Geisterrennen wird deshalb täglich aktueller, die Dorna braucht einen Plan B. Denn sonst läuft sie Gefahr, dass sämtliche Privatteams in der Superbike-WM, das sind zehn von 15, diese Saison nicht überleben. Von den beiden Supersport-Klassen, in denen es keine Werksteams gibt, ganz zu schweigen.
Für die Teams ist zweitrangig, vor wie vielen Zuschauern gefahren wird. Überlebensnotwendig ist, dass gefahren wird.
Kalender Superbike-WM 2020, Stand 22. April:
28.02.–01.03. Phillip Island/Australien
03.07.–05.07. Donington Park/Großbritannien
31.07.–02.08. Oschersleben/Deutschland
21.08.–23.08. Assen/Niederlande
28.08.–30.08. Aragon/Spanien
04.09.–06.09. Portimão/Portugal
18.09.–20.09. Cataluñya/Spanien
02.10.–04.10. Magny-Cours/Frankreich
09.10.–11.10. San Juan/Argentinien
23.10.–25.10. Jerez/Spanien
06.11.–08.11. Misano/Italien
Abgesagt: Imola/Italien
Ohne Termin: Losail/Katar