Erfolgsdruck: Honda musste Ducati-Konzept kopieren
Mit der VTR1000 SP1/SP2 bewies Honda, dass man auch V2 kann
Mit 17 gewonnenen Superbike-Titeln und 358 Laufsiegen führt Ducati mit Abstand die Statistik der Superbike-WM an. Nur 17 Siege wurden mit der neuen V4R eingefahren, alle anderen Erfolge wurde mit dem traditionellen V2-Konzept erreicht. Carl Fogarty und Troy Bayliss waren die dominierenden Ducati-Piloten in den 1990er und zu Beginn der 2000er Jahre. Zu dieser Zeit waren für Twins 1000ccm erlaubt, für Vierzylinder-Bike 750ccm.
Honda hatte 1997 mit John Kocinski den letzten WM-Titel mit der legendären RVF750 mit V4-Motor gewonnen und sah sich wegen zunehmender Erfolglosigkeit genötigt, auf das Konzept seines Konkurrenten umzuschwenken. Es kostete die japanischen Ingenieure Überwindung, denn die Expertise von Honda mit Vierzylindern ist bekannt – und im GP-Sport scheute sich Honda in den 1960er auch nicht, eine 250er mit Sechszylindermotor zu bauen!
Aber 1999 fuhr nicht nur Ducati mit dem V2. Aprilia brachte die RSV1000 und in der Bimota SB8R werkelte ein Suzuki-Twin!
Honda entwickelte für seine VTR1000 ein eher konventionelles V2-Triebwerk, auffällige Besonderheit waren eigentlich nur die seitlich angebrachten Kühler. Das Bike debütierte in der Superbike-WM 2000 in Kyalami/Südafrika furios – am ersten Rennwochenende der Saison räumte Colin Edwards beide Laufsiege ab! Mit acht Siegen und zwölf Podestplätzen gewann der Texaner die Meisterschaft und beendete damit die Ducati-Ära an der Spitze der Superbike-WM.
«Ich hörte 1998 erstmals davon, dass Honda einen Twin bauen wird», erinnert sich Edwards. Im Februar 1999 haben wir das Bike auf Phillip Island und in Eastern Creek erstmals getestet. Es war quasi im Serientrimm und echt langsam. Auf der Geraden waren wir 20-25 km/h langsamer, auf die Runde fehlte eine ¾ Sekunde auf die RC45. Wir wussten aber das lag daran, dass es noch nicht entwickelt war. Es gab noch keinen nennenswerten Kit oder dergleichen.»
Edwards wurde 2001 Vizeweltmeister und wiederholte 2002 seinen Titelgewinn mit der SP2. «Wir haben die Superbike-WM gewonnen und Ducati geschlagen – das Motorrad war großartig. Aber das Bike von 2002 war noch besser! Es lag an der Entwicklung. Die ersten beiden Jahre fuhren wir die SP1, erkannten ihre Schwachpunkte und merzten sie für die Saison 2002 aus», sagte Ewards.
Nach der Saison 2002 zog sich Honda werksseitig zurück. Ab 2004 war das niederländische Ten Kate Team der verlängerte Arm von Honda in der Superbike-WM, von nun an wurde die CBR1000RR eingesetzt. Den letzten WM-Titel fuhr der weltgrößte Motorradhersteller 2007 mit James Toseland ein. Seit 2019 bringt sich Honda wieder verstärkt in der seriennahen Meisterschaft ein, seit diesem Jahr mit einer radikalen Fireblade und einem echten Werksteam.