Hygiene-Konzept: Randy Krummenacher hat arge Zweifel
Misano-Test: Mit Mundschutz, Masken und Plexiglaswänden
Promoter Dorna hat für die restliche Saison einen provisorischen Kalender veröffentlicht, es soll noch bis zu zehn SBK-Events geben. Ersatzlos gestrichen sind bislang nur Imola und Oschersleben, dass die Überseerennen in Argentinien und Katar stattfinden, darf bezweifelt werden.
Ob in Ländern wie Frankreich, Großbritannien oder den Niederlanden gefahren werden kann, hängt von den nationalen Einschränkungen wegen der Lungenkrankheit SARS-CoV-2 ab. Im Idealfall dürfen im Spätsommer oder Herbst wieder Veranstaltungen mit Zuschauern stattfinden, dann wird es diese Rennen geben. Sind wegen der gesetzlichen Bestimmungen nur Geisterrennen ohne Fans möglich, haben diese Veranstalter keinen finanziellen Anreiz, einen SBK-Event auszutragen.
Dann wird es darauf hinauslaufen, dass auf jenen Rennstrecken gefahren wird, für die es Verträge mit der MotoGP- und Superbike-WM gibt. Das sind Barcelona, Aragon, Jerez und Misano. Auch Assen zählt dazu, dort kann man sich aber keine Geisterrennen vorstellen. Eventuell kommt es noch zu vereinzelten Einigungen, etwa mit Portimao.
Realistisch betrachtet sehen wir nach dem Auftakt in Australien Ende Februar ab August noch maximal sieben weitere Events.
Die Teams bereiten sich derzeit auf Rennen mit strengen Hygienevorschriften und unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor. KTM testete mit seiner MotoGP-Truppe auf dem Red Bull Ring in Spielberg, Ducati rückte mit MotoGP- und SBK-Teams in Misano aus. Dafür wurde das Personal in der Box reduziert, Arbeitsabläufe wurden geändert und Schutzausrüstung getragen.
«Wir konzentrierten uns vor allem auf die Organisation in der Box und die Arbeit unter den neuen Anforderungen», erklärte Ducati-Teamchef Marco Barnabo nach dem Misano-Test. «Wir mussten uns anpassen und Abstand halten. Eigenverantwortung ist von höchster Bedeutung.»
Alle Mechaniker trugen Handschuhe, Masken oder Gesichtsschutzschilde. Der Zugang zur Box wurde kontrolliert, auf einen kleinen Personenkreis reduziert und Plexiglasscheiben installiert. Selbst die Helme der Piloten sind in das Hygienekonzept integriert.
Auch für Randy Krummenacher, der statt Stammfahrer Leon Camier für Barni Ducati testete, war die Situation neu. «Barni ging das Thema extrem professionell an und hat alles respektiert, was vom Rennstreckenbetreiber vorgeschrieben wurde», schilderte der Schweizer SPEEDWEEK.com. «Es gab ein 20-seitiges Reglement, wie man sich verhalten muss. Das ist ziemlich heftig. Die Maske und die Einweghandschuhe musste ich den ganzen Tag tragen, sobald ich vom Motorrad abstieg. Für einen Rennfahrer ist das verdammt hart, es war heiß. Es hat aber alles sehr gut funktioniert, wir sind kein Risiko eingegangen und alle haben sich an die Regeln gehalten.»
«Ich sehe trotzdem große Fragezeichen», grübelte Krummi. «Wir waren acht Fahrer – ich kann mir nicht vorstellen, wie wir Rennen fahren können mit vielen Teams und uns so an die Regeln halten. Auch mit den Abständen, die wir einhalten müssen. Jeder hatte draußen seine zehn Quadratmeter, in denen er sich aufhalten konnte. Und dazu die Box.»
Der Supersport-Weltmeister sieht nur eine Lösung: «Vorab müssen alle im Fahrerlager negativ getestet werden, damit wir einen ziemlich normalen Ablauf haben, den es braucht. Mit den Abstandsregeln in der Box, im Fahrerlager, auf der Toilette und im Medical Center kann ich mir nicht vorstellen, dass es ein Rennen gibt mit 60 Teams, da geht der Platz aus. Ich habe mir genug den Kopf zerbrochen, wie das funktionieren soll, mir ist das inzwischen zu viel. Ich warte ab, bis uns irgendwann gesagt wird, was wir machen müssen.»
Provisorischer Superbike-Kalender 2020, Stand 2. Juni:
31.7.–2.8. Jerez/Spanien
7.–9.8. Portimao/Portugal
28.–30.8. Aragon/Spanien
18.–20.9. Barcelona/Spanien
2.–4.10. Magny-Cours/Frankreich
9.–11.10. San Juan/Argentinien
6.–8.11. Misano/Italien