Gehaltskürzung: Wo ist die Schmerzgrenze von Davies?
Chaz Davies steht seit sieben Jahren bei Ducati unter Vertrag
Für 2019 und 2020 bekommt Chaz Davies eine sechsstellige Jahresgage von Ducati bezahlt, die ihn zu den Besserverdienern in der Superbike-WM macht.
Der 33-Jährige sowie das Team Aruba.it können sich vorstellen, auch 2021 gemeinsam weiterzumachen, es wäre die achte Saison in Folge. Doch es gibt mehrere Hindernisse.
Ducati kreidet Davies an, dass er seit der Einführung der Panigale V4R zur Saison 2019 erst einen Sieg und elf Podestplätze erobert hat, während Bautista letztes Jahr für 16 Siege und 24 Podiumsränge sorgte. Davies’ neuer Teamkollege Scott Redding brauste in den ersten neun Rennen dieser Saison siebenmal in die Top-3, in Jerez gewann er zweimal.
Redding ist vor Aragon WM-Zweiter mit 132 Punkten, nur vier hinter Rea. Davies liegt mit 75 Punkten auf Platz 6.
Davies seinerseits ist nicht bereit eine drastische Gehaltskürzung hinzunehmen, weil er mit einem Sponsor zum Teambudget beiträgt. Außerdem stellt der dreifache Vizeweltmeister technische Forderungen an Ducati, wie sie die Maschine für ihn anpassen sollen.
«Wir diskutieren über viele Punkte», verriet Aruba-Teammanager Serafino Foti SPEEDWEEK.com. «Vor ein oder zwei Wochen haben wir mit den Gesprächen begonnen, jetzt suchen wir nach dem besten Kompromiss für beide Seiten. Wir haben unseren Job mit ihm noch nicht zu Ende gebracht und würden gerne weitermachen. Zusammen verfügen wir über viel Potenzial – außerdem sehe ich in diesem Fahrerlager keinen verfügbaren Fahrer, der besser ist als Chaz.»
Die Ehe Ducati und Davies macht Sinn, weil sie für beide Parteien die beste Lösung darstellt.
Ducati bekommt keinen besseren Fahrer, so lange nicht einer wie Cal Crutchlow oder Johann Zarco anklopft. Und bei ihnen ist auch nicht garantiert, dass sie schneller sind als Davies.
Und Davies hat keine Alternative zu Ducati. Er betont zwar, dass es in den Werksteams von Honda und Yamaha noch freie Plätze gibt, dort stehen aber Leon Haslam und Loris Baz kurz vor der Unterschrift. Kawasaki und BMW sind bereits besetzt. Und in einem Privatteam würde Davies nicht annähernd das Gehalt und die technische Unterstützung bekommen, wie er sich das vorstellt.
«Momentan reden wir nur mit Chaz», unterstrich Foti. «Aruba und Ducati haben vor zwei Wochen gemeinsam festgelegt, dass unser Ziel ist, den besten Kompromiss zu finden, um mit ihm nächstes Jahr weiterzumachen. Kommen wir zu keinem Kompromiss, müssen wir uns nach anderen Lösungen umsehen.»
Kompromiss bedeutet weniger Geld für Davies? «Die Situation heute ist eine andere, als vor zwei Jahren», betonte der Teammanager. «Damals war er Zweiter in der Weltmeisterschaft und kämpfte gegen Johnny Rea. Hinzu kommt, dass sich durch Covid-19 einiges verändert hat. Es geht für beide Seiten ums Geld, aber auch um andere Punkte. Wir versuchen unsere Probleme intern zu lösen.»
«Letztes Jahr war es nicht einfach für Chaz, aber ab Laguna Seca hat er viele Punkte gesammelt», bemerkte Foti. «Ich ging davon aus, dass er dieses Jahr dort anfängt, wo er letztes Jahr aufgehört hat. Lassen wir Phillip Island außen vor, wurde er Zweiter in Jerez. In Portimao hatten wir einige Probleme, im zweiten Hauptrennen wurde er aber Vierter – von Startplatz 14. Jeder dachte, dass Chaz mit dem Twin sehr schnell war und mit dem Vierzylinder-Bike noch besser sein müsste. Aber er und die V4R hatten Anfang 2019 keinen einfachen Start. Dann verbesserten wir das Motorrad und erwarten jetzt dieselben Ergebnisse, wie er sie früher holte.»
Mit 30 Siegen und 90 Podestplätzen ist Davies der nach Jonathan Rea (93/175/Kawasaki) und Tom Sykes (34/112/BMW) dritterfolgreichste Fahrer in der diesjährigen Startaufstellung.
Ducati pokert hoch. In der MotoGP-WM haben sie ihren Superstar Andrea Dovizioso bereits vergrault, der Vizeweltmeister schmeißt seinen Job zum Saisonende hin. Jetzt droht mit Davies die gleiche Misere.
Während zum Beispiel Honda seine Fahrer auch in der Coronasaison 2020 wie vereinbart bezahlt, feilscht Ducati wie auf dem Basar. Doviziosos ursprüngliche Gage für 2020 wurde um 40 Prozent reduziert, für 2021 bot ihm der Hersteller aus Bologna davon die Hälfte an. Bei Davies ist es ähnlich: Statt 700.000 Euro hat ihm Ducati um die 200.000 angeboten.
Ducati hat dieses Jahr wegen der behördlichen Bestimmungen aufgrund der Covid-19-Seuche keine Teamgäste. Es gibt weniger Rennen und damit weniger Gegenwert für die Sponsoren, also weniger Sponsorengeld.