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Ducati ließ Chaz Davies fallen – greift Aprilia zu?

Von Günther Wiesinger
Steht Chaz Davies vor dem Wechsel in die MotoGP zu Aprilia?

Steht Chaz Davies vor dem Wechsel in die MotoGP zu Aprilia?

Die Karriere von Chaz Davies könnte eine wundersame Wendung bekommen. Nachdem der Waliser beim Aruba.it Ducati Werksteam durch den Rost gefallen ist, hat er nun ein Angebot aus der MotoGP.

Obwohl Scott Redding die Superbike-WM 2020 als WM-Dritter beendete (zwei Siege, neun Podestplätze), wurde der 33-Jährige bei Aruba.it Ducati für die kommenden Saison durch den neun Jahre jüngeren Michael Rinaldi ersetzt – wie in der MotoGP verjüngert der italienische Hersteller auch sein Werksteam in der seriennahen Weltmeisterschaft.

Für den dreifachen Vizeweltmeister gibt nur noch eine reizvolle Möglichkeit in der Superbike-Weltmeisterschaft, im Ducati-Team Go Eleven. In einer perfekten Welt bekommt der Waliser dort eine Werksmaschine von Ducati, sämtliche Entwicklungsteile und die bestmögliche personelle Unterstützung. Dann hätte Davies weiterhin die Möglichkeit, um Siege mitzufahren. Dass dieser Deal zu Stande kommt, ist aber ungewiss.

Und jetzt ist durchgesickert: Aprilia verhandelt mit dem bei Ducati entlassenen Superbike-Star, der am 10. Februar 34 Jahre alt wird.

Denn nach der Verlängerung der Dopingsperre von Andrea Iannone von 1,5 auf 4 Jahre sucht das MotoGP-Team Aprilia Racing dringend einen Teamgefährten für Aleix Espargaró, der 2021 neben dem zehn Jahre älteren Valentino Rossi der zweitälteste MotoGP-Fahrer sein könnte. Denn Andrea Dovizioso (34) und Cal Crutchlow (35) steigen als Stammfahrer aus. 

Seit dem Bekanntwerden der verlängerten Sperre rennen die bisher arbeitslosen und verfügbaren Piloten den Aprilia-Managern die Türen ein. Dovizioso und Crutchlow haben Aprilia einen Korb gegeben. Dafür stehen jetzt junge Fahrer wie Di Giannantonio und Bezzecchi zur Diskussion, Aprilia Botschafter Max Biaggi hat auch Aron Canet ins Gespräch gemacht. Tito Rabat hat sich ebenfalls angeboten, aber seine Aussichten tendieren gegen Null.

Der Deal Aprilia/Chaz Davies hat dagegen durchaus große Erfolgsaussichten, da die Dorna Sports S.L. einen Vertrag mit dem Pay-TV-Sender BT Sport hat, der den Engländern nach Möglichkeit einen MotoGP-Fahrer pro Saison zusichert, dazu auch Briten in den zwei kleinen Klassen, also John McPhee in der Moto3 und Sam Lowes und Darren Dixon in der Moto2-Klasse.

BT Sport verliert jetzt innerhalb von zwei Jahren mit Crutchlow nach Smith und Redding den nächsten MotoGP-Stammfahrer, was für die Einschaltquoten einen heftigen Rückschlag bedeutet.

Nicht zuletzt deshalb hat Aprilia auch dem nach dem zweiten Aragón-GP in Ungnade gefallenen Briten Bradley Smith wieder ein Angebot als Test- und Ersatzfahrer gemacht.

Davies fuhr zwischen 2002 und 2006 die 125er- bzw. 250er-WM, wechselte für 2007 aber in die AMA. Als Alex Hofmann (damals Pramac Ducati) beim Meeting in Laguna Seca im FP1 stürzte und sich die linke Hand brach, sprang Davies kurzerhand in die Bresche und ersetzte den Deutschen bis zum Saisonende. Sein Debüt in der Superbike-WM gab er 2012 – mit Aprilia.

Chaz wolte in seiner Ducati-Zeit immer wieder in die MotoGP-WM umsteigen, es bekam jedoch bei Pramac nie einen Platz, weil dort Fahrer wie Iannone, Petrucci und Miller Vorrang hatten.

Davies war in sieben Jahren bei Ducati dreimal SBK-Vizeweltmeister, zweimal WM-Dritter. Er hat 28 WM-Laufsiege errungen, davon allerdings 25 mit der V2-Maschine. 2011 hat er die Supersport-WM auf Yamaha gewonnen.

Der Routinier dementiert die Gespräche mit Aprilia-Rennchef Massimo Rivola nicht. «Ja, Aprilia wäre für mich interessant», versichert Chaz Davies heute gegenüber SPEEDWEEK.com.

In Valencia war gestern zu hören: BT Sport und Dorna tun gemeinsam mit Aprilia alles, um den Deal über die Bühne zu bringen.

Die Moto2-Fahrer Bezzecchi, Canet und Di Giannantonio haben bei ihren Teams bereits neue Verträge unterschrieben. Außerdem wünscht sich Aleix Espargaró einen routinierten Teamkollegen, der ihm bei der Entwicklung der RS-GP20 helfen kann.

Aprilia Racing bemüht sich um Gefälligkeiten für die Dorna, weil das italienische Werk für die fünf Jahre von 2022 bis 2026 zwei eigene MotoGP-Startplätze haben will wie alle anderen Werke. Bisher nützt Aprilia seit 2015 durch ein Joint Venture die zwei Plätze des privaten Gresini-Teams.

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