Formel 1: Nächste Verstappen-Strafe kommt

Nach Brexit: Unangenehme Bürokratie für die Rennteams

Von Rob La Salle
Reisen nach und von Großbritannien aus wird schwieriger

Reisen nach und von Großbritannien aus wird schwieriger

Der britische Automobil-Motorsportverband «Motorsport UK» wollte von der Regierung wissen, wie die Teams nach dem vollzogenen Brexit vorgehen müssen. Auch vier SBK-Teams haben ihren Sitz in Großbritannien.

Seit dem 1. Januar 2021 müssen alle Lastwagen, die Waren nach Großbritannien einführen, durch den Zoll, unabhängig vom in letzter Minute ausgehandelten Freihandelsabkommen zwischen Großbritannien und der EU. Der Warenverkehr verläuft bislang erstaunlich reibungslos, weil in der zweiten Welle der Pandemie der Januar 2021 ruhiger ist als in Zeiten vor Corona. Aber natürlich bekommt auch der internationale Motorsport die Auswirkungen des Brexits zu spüren.

Vier SBK-Teams haben ihren Sitz in Großbritannien: BMW-Partner Shaun Muir Racing, Yamaha-Partner Crescent Racing, Brixx Ducati und das 300er-Team 109 Kawasaki.

Die Briten sind aus dem Staatenbund ausgestiegen, 27 europäische Länder verbleiben im EU-Binnenmarkt – mit einer Bevölkerung von 450 Millionen Menschen. Von den 27 EU-Staaten bilden 19 Staaten eine Wirtschafts- und Währungsunion. Am 1. Januar 2002 wurde der Euro als gemeinsame Währung für diese Länder eingeführt.

Jeder Lkw muss künftig bei der Einreise nach Großbritannien ein so genanntes Carnet ATA vorweisen, ein internationales Zolldokument, das alle erforderlichen Zolldeklarationen beinhaltet (ATA steht dabei für die französisch-englische Wortkombination «Admission Temporaire, Temporay Admission», also vorübergehender Einlass).

Das Carnet ermöglicht die vorübergehende zoll- und abgabenfreie Einfuhr von Waren in über 75 Länder im Rahmen von drei hauptsächlichen Übereinkommen: Ausstellungen, Messen und ähnliche Veranstaltungen, Muster zur Vorführung, Berufsmaterial.

Die Abwicklung hat bislang auch deshalb gut geklappt, weil die Briten ein Verzollungssystem aus der Schweiz abgeguckt haben. Die Formulare können von Transporteuren vor der Abfahrt elektronisch ausgefüllt werden, die komplette Verzollung geschieht digital. Am Zoll werden die Papiere von den Beamten nur noch gescannt. Kontrollen erfolgen stichprobenartig.

Jeder Team-Lkw, der 2021 zum Beispiel zum SBK-Event nach Donington Park fährt, muss in diesem Carnet jedes noch so kleine Teil aufzählen, das über die Grenze transportiert wird. Also alle Ersatzteile, das Werkzeug, die Boxendekoration, die Rennmaschinen, die Anzahl der Ersatzräder, Reifen, Ersatzmotoren, Verkleidungen, alle Computer, Kopfhörer, Sturzhelme, die gesamte Elektronik und so weiter.

Und genau dieses Material muss nach der Veranstaltung auch bei der Ausreise noch vorhanden sein. Es muss alles wieder exportiert werden, was vor dem Rennen ins Land gebracht wurde. Sonst werden Zollgebühren und Strafen fällig.

Das ist einer der Gründe, weshalb für Donington Park nur die Superbike-Klasse vorgesehen ist und die beiden Supersport-Kategorien in England pausieren.

Das mag sich auf den ersten Blick nicht sehr aufwändig anhören, wenn die Listen erst einmal erstellt sind. Und die älteren Teammitglieder kennen das System noch aus den 1990er-Jahren, als einige Staaten noch nicht zur EU gehörten. Trotzdem müssen alle betroffenen Teams umdenken. Denn wenn der Warenverkehr wieder anzieht, muss mit längeren Wartezeiten gerechnet werden.

Darauf wollen die Briten vorbereitet sein. Bislang wurden gemäß Jane Owen, der britischen Botschafterin in der Schweiz, in Großbritannien 740 Millionen Euro in den Aufbau eines Verzollungssystems nach Schweizer Vorbild investiert. «Unser Ziel muss darin bestehen, dass wir einen Lastwagen in maximal 90 Sekunden abfertigen können, so wie die Schweizer», sagt Owen.

Wie sieht es im umgekehrten Fall aus? Was müssen Briten beachten, die ausreisen wollen? Der britische Automobil-Motorsportverband «Motorsport UK» wollte Klarheit darüber, was britische Bewerber beachten müssen, wenn sie in Europa zu Rennen antreten wollen.

Natürlich brauchen auch sie grundsätzlich ein Carnet ATA. Die Gebühren für dieses Carnet werden auf zwei Ebenen fällig – Verarbeitungsgebühr und Prämie. Motorsport UK hat bei der Handelskammer in Birmingham eine verringerte Gebühr von 240 Pfund plus Mehrwertsteuer (267 Euro) ausgehandelt, das ist gut ein Drittel weniger als der übliche Gebührensatz.

Die Prämie wird so bezahlt: Entweder 40 Prozent des Warenwerts, was zurückbezahlt wird, oder eine Versicherungsprämie, um diese 40 Prozent abzudecken, welche nicht zurückbezahlt wird. Die Höhe der Prämie hängt nach Informationen der Handelskammer davon ab, wie wertvoll die Fracht ist, wo das Material hingeht und für wie lange das Carnet gültig sein soll. In dieser Zeit kann das Material mehrfach aus- und wieder eingeführt werden. Das Ganze geschieht online.

Einige Veranstalter Britischer Meisterschaften haben sich bereits dafür entschieden, ab 2021 auf Läufe im EU-Raum zu verzichten; vor dem Hintergrund des Brexits und der sich ständig ändernden Situation im Kampf gegen das Coronavirus.

Teams & Fahrer Superbike-WM 2021:

Honda: Alvaro Bautista (E), Leon Haslam (GB)
MIE Honda: Takahashi? Granado? Torres? Mercado?
BMW: Tom Sykes (GB), Michael van der Mark (NL)
Bonovo Action BMW: Jonas Folger (D)
RC Squadra Corse BMW: Eugene Laverty (IRL)
Pata Yamaha: Toprak Razgatlioglu (TR), Andrea Locatelli (I)
GRT Yamaha: Garrett Gerloff (USA), Kohta Nozane (J)
Ten Kate Yamaha: Baz? Cortese?
Gil Motor Sport Yamaha: Christophe Ponsson (F)
Kawasaki: Jonathan Rea (GB), Alex Lowes (GB)
Puccetti Kawasaki: Lucas Mahias (F)
Orelac Kawasaki: Isaac Vinales (E)
Outdo Kawasaki TPR: Loris Cresson (B), Baz?
Aruba.it Ducati: Scott Redding (GB), Michael Rinaldi (I)
Go Eleven Ducati: Chaz Davies (GB)
Motocorsa Ducati: Baz? Bassani? Cavalieri?
Brixx Ducati: Sylvain Barrier (F)
Barni Ducati: Tito Rabat (E)

Fett = bestätigt

Kalender der SBK-WM 2021:

23.–25. April Assen/Niederlande
07.–09. Mai Estoril/Portugal
21.–23. Mai Aragon/Spanien
11.–13. Juni Misano/Italien
02.–04. Juli Donington Park/Großbritannien*
03.–05. September Magny-Cours/Frankreich
17.–19. September Barcelona/Spanien
24.–26. September Jerez/Spanien
01.–03. Oktober Portimao/Portugal
15.–17. Oktober San Juan/Argentinien**
12.–14. November Lombok/Indonesien**
Datum offen Phillip Island/Australien**
Datum/Ort offen**

*nur Superbike
** ohne Supersport 300

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Dr. Helmut Marko: Freude in Texas, Ärger in Mexiko

Von Dr. Helmut Marko
​Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko spricht in seiner SPEEDWEEK.com-Kolumne über ermutigende Leistungen beim USA-GP und die Ernüchterung eine Woche später in Mexiko.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Do. 31.10., 01:45, Hamburg 1
    car port
  • Do. 31.10., 03:45, Hamburg 1
    car port
  • Do. 31.10., 04:30, ORF Sport+
    Motorsport: European Le Mans Series
  • Do. 31.10., 05:15, Hamburg 1
    car port
  • Do. 31.10., 05:25, SPORT1+
    NASCAR Cup Series
  • Do. 31.10., 05:30, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Do. 31.10., 06:00, Motorvision TV
    Superbike: Australian Championship
  • Do. 31.10., 07:50, Motorvision TV
    Tourenwagen: Supercars Championship
  • Do. 31.10., 12:30, ORF Sport+
    Motorsport: European Le Mans Series
  • Do. 31.10., 13:45, Motorvision TV
    Monster Jam Championship Series
» zum TV-Programm
6.66 27091103 C3010212015 | 5