Neukirchner über Rea: «Haga, Bayliss mehr gefeiert»
Max Neukirchner
Seit dem 29. September 2018 ist Jonathan Rea der erfolgreichste Superbike-WM-Pilot aller Zeiten, damals zog er mit dem Engländer Carl Fogarty gleich und eroberte seinen vierten WM-Titel. 2020 hält der Nordire bereits bei sechs Titeln – und im Gegensatz Fogarty holte Rea seine in Folge. Mit 99 Siegen und 185 Podestplätzen hat er inzwischen viel mehr vorzuweisen als Fogarty, der 59 Mal gewann und 109 Mal auf dem Podium stand.
Reas Erfolge alleine dem starken Kawasaki-Werksteam zuzuschreiben, für das er seit 2015 fährt, ist zu kurz gegriffen. Der bald 34-Jährige hatte mit Tom Sykes bis Ende 2018 einen der erfolgreichsten Superbike-Piloten als Teamkollege, demontierte diesen aber regelmäßig. Dessen Nachfolgern Leon Haslam und Alex Lowes erging es nicht besser.
2010 hatte Jonathan Rea bei Ten Kate Honda Max Neukirchner neben sich in der Box, der Sachse hat seine Genialität aus nächster Nähe erlebt.
«Ich kannte ihn schon, als er anfing Superbike-Rennen zu fahren», erzählte Neukirchner SPEEDWEEK.com. «Ich bin auch heute noch ein extremer Fan von Johnny. Er war immer schon sehr verschlossen und ist ein Mann, der sich extrem auf den Punkt konzentrieren kann. Das beweist er permanent mit seinen vielen Laufsiegen. Viel Rückhalt gab ihm, als er seine heutige Frau kennenlernte, die etwas älter ist als er. Dann kamen die Kinder. Er hat ein entspanntes Leben und kann sich immer auf das konzentrieren, was er gerade macht.»
Vor seinem Siegeszug mit Kawasaki bestritt Rea die Superbike-WM sechs Jahre lang für Honda und gewann jedes Jahr mindestens ein Rennen. In der Gesamtwertung schaffte er es aber nie über Rang 3 hinaus, das war 2014.
Am 6. Juli 2014 gelang Rea in Portimao der bis heute letzte Honda-Sieg im Trockenen. Den letzten Sieg überhaupt holte Nicky Hayden am 15. Mai 2016 im Regen von Sepang/Malaysia.
«Jeder weiß, dass die Honda nicht konkurrenzfähig war», unterstreicht Neukirchner. «Johnny hat mit Honda das Unmögliche wahr gemacht und musste sich dafür durchkämpfen. Er wollte unbedingt gewinnen und hat das hier und dort auch getan – das war der Wahnsinn. Ich habe das nicht fertigbekommen, obwohl ich alles versucht habe. Ich hatte nicht den Fahrstil, den man für eine Honda braucht. Ich nahm immer viel Geschwindigkeit mit in die Kurven hinein, aber das ging mit der Honda gar nicht. Johnny konnte sich anpassen und die Honda dann auch schnell bewegen. Ich habe in meiner Karriere Fehler gemacht, er machte alles richtig. Obwohl er damals bei Honda gutes Geld verdiente, hat er den Schritt gewagt sie zu verlassen und es damit besser getroffen.»
Was seine Dominanz und Erfolge betrifft, übertrumpft Rea die häufigsten Sieger der Superbike-WM – Fogarty (59), Bayliss (52), Haga (43), Sykes (34), Corser (33) und Edwards (31) – bei Weitem. Dabei hilft ihm, dass seit 2019 drei statt zwei Rennen pro Wochenende ausgetragen werden.
«Seine Leistung geht unter», bedauert Neukirchner, der mit zwei Siegen und zehn Podestplätzen erfolgreichste Deutsche der Superbike-Historie. «Fogarty, Haga oder Bayliss wurden viel mehr gefeiert. Die Kombination mit Kawasaki ist perfekt, gewinnen tut aber immer noch Johnny.»