SBK-Promoter Dorna: Bedauern wegen Oschersleben
Oschersleben fehlt auch 2021 im SBK-Kalender
Am letzten April-Wochenende soll in Assen die SBK-Weltmeisterschaft 2021 mit ihren Klassen Superbike, Supersport und Supersport 300 beginnen. Fragen bezüglich der Durchführbarkeit des Events tauchten auf, weil die Bürgermeister der Region Drenthe bis zum 1. Juni 2021 ein Verbot von Großveranstaltungen erlassen haben.
Damit zeichnet sich ab: Findet der Event auf dem TT Circuit in Assen planmäßig statt, dann ohne oder mit einer stark limitierten Anzahl Fans. Bei Promoter Dorna sowie dem lokalen Veranstalter ist zu hören, dass dies vorstellbar sei. In so einem Fall muss die Dorna auf die Antrittsgebühren verzichten und sich womöglich an den entstehenden Kosten vor Ort beteiligen.
Weil die spanische Agentur die SBK-Rechte bis 2036 besitzt, kann sie auch langfristig planen und verlustreiche Jahre wie 2020 und voraussichtlich 2021 in Kauf nehmen. Seit dem Rechteerwerb im Herbst 2012 hat die Dorna mit der Superbike-WM trotz Investitionen nie draufbezahlt, sondern immer mindestens eine schwarze Null geschrieben.
Angesichts von Reiseverboten, geschlossenen Grenzen, gestrichenen Flügen, Quarantäneverordnungen, Ausgangs- und Kontaktverboten sowie dem heftig kritisierten, schleppenden Impfbeginn in der Europäischen Union ist davon auszugehen, dass mindestens die Rennen bis zur Sommerpause vor wenigen oder sogar ohne Zuschauer stattfinden müssen.
Die Dorna rechnet intern damit, dass die meisten lokalen Promoter ihre Kosten für einen SBK-Event mit 5000 bis 10.000 zahlenden Zuschauern decken können – sofern keine Austragungsgebühren anfallen. Sind keine Fans an der Strecke erlaubt, könnten sich die Dorna und der lokale Veranstalter die Kosten teilen, so die Überlegungen. In einem hoffentlich besseren Jahr 2022 könnten die Verträge dann so gestaltet werden, dass sich die Verluste für die Rennstreckenbetreiber amortisieren lassen.
«Man darf den Einfluss eines solchen Events auf die Region nicht außer Acht lassen», mahnte SBK Executive Director Gregorio Lavilla im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Hotels, Restaurants, die lokale Ökonomie, weltweite Werbung im Fernsehen – die Region profitiert vielfältig. 20 bis 30 Prozent des normalen Zuschaueraufkommens bei einem gut besuchten Rennen sollten reichen, um die Kosten zu decken. Ich hoffe, dass sich die Lage mit der immer größeren Verbreitung des Impfstoffs und wärmerem Wetter zunehmend normalisiert. Die spanische Regierung sagt, dass sie bis September die Bevölkerung geimpft haben möchte.»
Die Motorsport Arena Oschersleben lässt sich für 2021 auf keinen SBK-Event ein, weil mit der unbeständigen politischen Lage in Deutschland und den herrschenden behördlichen Beschränkungen «nichts planbar ist», so Geschäftsführer Ralph Bohnhorst. Seit 2017 auf dem Lausitzring war die seriennahe Weltmeisterschaft nicht mehr in Deutschland.
«Das ist ein sehr konservativer Ansatz», bemerkte Lavilla. «Bis August ist es noch lange, man kann auch im Mai oder Juni noch entscheiden, ob ein Event stattfinden kann oder nicht. Außerdem sollte man die Rentabilität eines Events nicht alleine an den Ticketverkäufen festmachen, das halte ich nicht für den richtigen Ansatz. Zum Beispiel Estoril hat jetzt durch Tests eine viel größere Streckenauslastung, weil sie im Kalender sind. In einer Partnerschaft ist es immer das Gleiche: In guten wie in schlechten Zeiten. In Zeiten wie diesen zeigen sich loyale Partner.»
Lavilla bedauert sehr, dass es dieses Jahr keine Superbike-WM auf deutschem Boden gibt. «Angesichts der Größe des deutschen Markts, starken deutschen Fahrern wie Philipp Öttl und Jonas Folger sowie vier BMW in der Startaufstellung, ist das schade», hielt der Spanier fest. «Wenn wir etwas ausgemacht hätten, dann ist das nicht statisch. Mit uns ist eine gewisse Flexibilität möglich.»
Der Ex-Rennfahrer weiß, dass eine zweite Saison wie 2020 ohne Fans katastrophale Folgen hätte. «Dann können die Teams ihre Sponsoren nicht an die Rennstrecke bringen und die Firmen erhalten für ihr Engagement nicht so viel zurück, wie gewöhnlich», so Lavilla. «Das ist die schlechteste Situation. Ich gehe nicht davon aus, dass es dieses Jahr schlechter als 2020 sein wird. Käme es wirklich so, müssen wir den Kalender überdenken. Mit Covid-19 wären auch zwölf Events mehr als genug. Normal haben wir 12 oder 13 Events, wir reden aber nicht von einer normalen Situation.»
Kalender Superbike-WM 2021:
23.–25. April Assen/Niederlande
07.–09. Mai Estoril/Portugal
21.–23. Mai Aragón/Spanien
11.–13. Juni Misano/Italien
02.–04. Juli Donington Park/Großbritannien
03.–05. September Magny-Cours/Frankreich
17.–19. September Barcelona/Spanien
24.–26. September Jerez/Spanien
01.–03. Oktober Portimão/Portugal
15.–17. Oktober San Juan/Argentinien
12.–14. November Lombok/Indonesien