Sandro Cortese: «Das geht zu 99 Prozent in die Hose»
Sandro Cortese kennt seine Lage
«Realistisch betrachtet wird es wohl nicht möglich sein, dass ich dieses Jahr fahre», sagte Sandro Cortese im Exklusiv-Interview von SPEEDWEEK.com. «Erstens bin ich körperlich noch nicht in der Verfassung, zweitens gibt es kein Team, in dem ich sehe, dass ich zeitnah einen Vertrag unterschreiben könnte. Es ist ein seltsames Gefühl zu wissen, dass ich dieses Jahr wahrscheinlich nicht fahren werde.»
Voraussichtlich Ende April wird sich der Schwabe aus Illerbachen bei Memmingen die Platten und Schrauben aus den Wirbeln entfernen lassen, die er sich bei seinem schweren Sturz am 8. August 2020 in Portimao zertrümmert hat. Anschließend darf er zwar zwei Wochen lang keine Gewichte heben, kann sein Konditionstraining aber bereits nach wenigen Tagen wieder aufnehmen.
Natürlich hofft Cortese nicht darauf, dass sich einer seiner Fahrerkollegen in der Superbike-WM verletzt und so ein Platz für ihn frei wird. Er weiß aber auch, dass das die wahrscheinlichste Möglichkeit ist, um wieder Rennen fahren zu können.
«Ich mache mir nichts vor und weiß, wie schwierig die Rückkehr ist», sagte der ehemalige Moto3- und Supersport-Weltmeister. «Ich höre mich überall um, kann mir inzwischen aber auch andere Dinge vorstellen, mit denen ich als Rennfahrer dem Motorsport verbunden bleiben kann. Es geht nicht nur um meine Verletzung, sondern auch um die jetzige Situation mit Corona – ich halte sie für schlimmer als letztes Jahr. Damals gab es die ganzen Verträge mit den Sponsoren schon und man überbrückte das Jahr, jetzt ist es noch schwieriger.»
«Es geht ja nicht nur darum, dass mir einer ein Motorrad gibt und sagt fahr», ergänzte der 31-Jährige. «Ich muss ja auch von etwas leben und Geld verdienen. Ich habe nicht den Luxus, dass ich sagen kann, dass ich kein Geld brauche, weil ich genug habe und nur fahre, weil mir langweilig ist. Das ist mein Beruf, davon habe ich viele Jahre gelebt. Ich muss mir schon überlegen was es mir bringt, wenn ich beispielsweise ein Rennen als Ersatz fahren könnte. Dann bin ich ein Jahr nicht gefahren und war verletzt. Sagen wir mal, ich würde eine Werksmaschine von Kawasaki, Ducati oder Honda erhalten: Dann habe ich ein Rennen, in dem ich mich beweisen soll. Der Erwartungsdruck ist dann hoch, weil man auf einer Werksmaschine zeigen muss, was man kann. Das geht zu 99 Prozent in die Hose, weil du das Motorrad und das Team nicht kennst und lange nicht gefahren bist. Das Level ist mittlerweile sehr hoch und wird jedes Jahr höher, aus so einem Einsatz kannst du keinen Mehrwert ziehen. Wenn, dann muss es etwas sein, das auch für die Zukunft etwas sein könnte.»
«Keiner will mit einer Verletzung aufhören, man stellt sich sein Karriereende anders vor», hielt Cortese fest. «Dann denke ich aber wieder zurück, der liebe Gott hat mir so viel Glück mit auf den Weg gegeben, dass ich noch einmal die Chance habe, einen anderen Weg einzuschlagen. Wäre das in Portimao anders ausgegangen, dann wäre ich jetzt nicht hier und würde mir Gedanken machen, bei wem ich TV-Experte oder für wen ich Markenbotschafter werde. Oder mit wem ich Track-Days mache – dann hätte ich ganz andere Probleme.»
Teams & Fahrer Superbike-WM 2021:
Team HRC:
Alvaro Bautista (E), Leon Haslam (GB)
MIE Racing Honda Team:
Takahashi? Mercado?
BMW Motorrad WorldSBK Team:
Tom Sykes (GB), Michael van der Mark (NL)
Bonovo MGM BMW:
Jonas Folger (D)
RC Squadra Corse BMW:
Eugene Laverty (IRL)
Pata Yamaha WorldSBK Team:
Toprak Razgatlioglu (TR), Andrea Locatelli (I)
GRT Yamaha WorldSBK Team:
Garrett Gerloff (USA), Kohta Nozane (J)
Gil Motor Sport Yamaha:
Christophe Ponsson (F)
Kawasaki Racing Team WorldSBK:
Jonathan Rea (GB), Alex Lowes (GB)
Kawasaki Puccetti Racing:
Lucas Mahias (F)
Orelac Racing VerdNatura Kawasaki:
Isaac Vinales (E)
Team Pedercini Racing Kawasaki:
Loris Cresson (B), Samuele Cavalieri (I)
Aruba.it Racing Ducati:
Scott Redding (GB), Michael Ruben Rinaldi (I)
Team GoEleven Ducati:
Chaz Davies (GB)
Motocorsa Racing Ducati:
Axel Bassani (I)
Barni Racing Team Ducati:
Tito Rabat (E)