Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Verhöhnung des Reglements

Kolumne von Günther Wiesinger
Die Petronas gab es nie zu kaufen.

Die Petronas gab es nie zu kaufen.

Am 1. März begann in Australien die Superbike-WM. Und gleich gab es den ersten Ärger - wegen des Reglements.

Diese Meisterschaft mit angeblich seriennahen Viertakt-Sportmaschinen (1000-ccm-Vierzylinder gegen 1200-ccm-V2) interessiert uns 2009 besonders, weil BMW mit Corser und Xaus eingestiegen ist und der Deutsche Max Neukirchner (Suzuki) zu den Sieganwärtern zählt. Auch Aprilia beteiligt sich mit der RSV4 erstmals seit 2003 wieder an der Superbike-WM – mit Werkspilot Max Biaggi.

Nach dem Auftakt-Rennen gab es Ärger. Der Belgier Francis Batta, erfolgsverwöhnter Betreiber des Suzuki-Werksteams, bezeichnete die BMW und Aprilia als Prototypen. Ein wunder Punkt. In den Homologations-Bestimmungen für die Superbike-WM steht: «Es muss eine ausreichende Anzahl von Serien-Motorrädern gebaut und im öffentlichen Verkauf sein, um eine Klassierung in der betreffenden Sportproduktions-Klasse zu rechtfertigen.» Der originale englische Wortlaut: «… have been built and put on sale to the public…»

Die Wirklichkeit sieht anders aus. Die neuen GSX-R 1000 K9 sind noch nicht im Verkauf. Die Aprilia RSV4 wird im April vorgestellt und frühestens im Sommer in den Läden stehen. Noch geduldiger müssen die Käufer einer rund 15.000 Euro teuren BMW S 1000 RR sein. Sie wird im Mai beim Superbike-WM-Lauf in Monza der Fachpresse vorgestellt. Per Vororder kann das Gerät bestellt werden, Auslieferung aber frühestens im Januar 2010.

Das ist keinesfalls im Sinne des Reglements. Aber die FIM liess 2000 auch Anthony Gobert mit der Bimota-V2-Suzuki in der Superbike-WM siegen, obwohl statt 150 Stück nur acht gebaut wurden. Petronas beteiligte sich 2003 bis 2006 mit der Dreizylinder an der Superbike-WM. Ein Serienmotorrad wurde nie angeboten. Da fast alle Hersteller tricksen, gehört die Verhöhnung des Reglements zum Alltag.

Als Neueinsteiger muss BMW für die Homologation 125 Superbikes bauen. Bis Ende September müssen es 500, zum Jahresende 1000 Stück sein. 2010 müssen 3000 angefertigt werden, auch bei Ducati und Aprilia.

Als sich BMW gegen MotoGP und für Superbike entschied, wurde dem Vorstand für die Prototypen ein Jahresbudget von 38 Mio Euro präsentiert. Die Superbikes sollten 12 bis 15 Mio im Jahr kosten. Aber wenn BMW 2010 von den 3000 Vierzylindern nur 2000 losbringt, was vorstellbar ist, stehen Motorräder im Wert von 15 Millionen rum. Vor einigen Jahren mussten selbst die Japaner nur 500 Bikes homologieren lassen. Trotzdem homologierte Kawasaki oft jahrelang kein neues Modell, weil es keine 500 Käufer gab. Die «Serienmaschinen» waren für den Alltag oft untauglich. Das erlebte Yamaha einst sogar mit der R7. Sie war zum Preis von € 33.000.– ohnedies unerschwinglich.

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