Jonas Folger (BMW): «Sykes und ich sind zwei Welten»
Tom Sykes ist extrem schnell – mit einmaligem Stil
Seit der werksseitigen Rückkehr von BMW in die Superbike-WM zur Saison 2019 hat der Hersteller aus Bayern vier Podestplätze errungen, allesamt mit Aushängeschild Tom Sykes. Während der Engländer seither in 51 Rennen 39 Mal in die Top-10 fuhr, schafften das seine ehemaligen Teamkollegen Markus Reiterberger (2019) und Eugene Laverty (2020) nur fünf und drei Mal.
Angesichts seiner Erfolgsbilanz ist es logisch, dass BMW bei der Entwicklung des Motorrads viel Wert auf Sykes’ Meinung legt.
Doch Reiterberger und Laverty betonen, dass es für sie unmöglich ist, mit der Abstimmung von Sykes schnell zu fahren.
Laverty leistete deshalb 2020 mit seinem Crew-Chief Markus Eschenbacher viel Entwicklungsarbeit, um die hauseigene BMW-Elektronik besser zu machen.
Diese Woche Montag bis Mittwoch testete neben den BMW-Werksfahrern Sykes und Michael van der Mark auch Jonas Folger in Jerez mit der neuen M1000RR. Der BMW-Rookie stößt ins gleiche Horn wie Laverty, der dieses Jahr für das Satelliten-Team RC Squadra Corse startet.
«Sykes’ Fahrstil ist sehr speziell», hielt Folger fest. «Die Daten der anderen beiden kann man über meine legen. Laverty, der auch MotoGP fuhr, arbeitet mit der Elektronik gleich wie ich und gibt auf die gleiche Weise Gas. Van der Mark auch. Die Elektronik kann alles, was nötig ist. Mit Sykes hat BMW aber einen Fahrer, der extrem aggressiv fährt und die Elektronik so gut wie gar nicht nutzt. Er fährt so, das wird sich auch nicht ändern. Er ist ein Typ Fahrer, der eben ohne Elektronik fährt. Van der Mark und ich verlangen genau das Gegenteil. Das Bike hat die Technik, die es haben muss. Es ist unsere Aufgabe, dass wir das volle Potenzial hervorbringen.»
Jonas gegenüber SPEEDWEEK.com weiter: «Es gehört viel mehr an der Elektronik gemacht. Das Motorrad hat so viel Potenzial, so viel Leistung und so einen guten Grip, deswegen wäre es schade, wenn man das nicht in Angriff nimmt. Wir tun das jetzt, meine Hauptaufgabe als Fahrer ist, dass ich die richtige Richtung vorgebe, wie die Elektronik arbeiten soll – wann, wie stark, wie viel und so weiter.»
«Es ist extrem, wie Sykes fährt», betonte Folger aus dem Satelliten-Team Bonovo MGM. «Er hat teilweise 80 bar Druck auf der Hinterradbremse, das kann man sich nicht vorstellen. Da blockiert das Hinterrad fast. Oder wie er Gas gibt. Wenn ich mit seiner Elektronikeinstellung fahren würde, würde ich in der ersten Kurve mit einem Highsider abfliegen. Das sind zwei Welten zwischen mir und anderen Fahrern sowie Sykes. Für die Zukunft ist es ganz wichtig, dass man den Horizont erweitert, alle Möglichkeiten in Betracht zieht und das Potenzial voll ausschöpft. Die Elektronik bietet heute so große Hilfen, das muss man ausnützen. Auch wegen der Konstanz. Dass man, wenn man mal schnell wird, auch länger schnell sein kann. In der Superbike-WM muss man mit dem Pirelli-Hinterreifen eh sehr handzahm umgehen und ihn gut einteilen, weil er schnell abbaut. Dann ist es umso wichtiger, dass man die elektronischen Hilfen nützt.»