Max Neukirchner über Alstare: «Traue Batta alles zu»
1998 gewann das Alstare-Team mit dem Italiener Fabrizio Pirovano und Suzuki die Supersport-Weltserie, den Vorgänger der heutigen WM. Von 1999 bis 2011 kümmerten sie sich um den Superbike-Auftritt des japanischen Herstellers aus Hamamatsu. Die größten Erfolge: Weltmeister mit Troy Corser 2005, Vize mit Leon Haslam 2010. Insgesamt wurden 114 Podestplätze, 28 Siege und 17 Pole-Positions für Suzuki errungen.
Zwei Siege und neun Podestplätze gehen auf das Konto von Max Neukirchner, dem erfolgreichsten Deutschen in der Superbike-WM. Der heute 37-Jährige fuhr 2006 aushilfsweise ein paar Rennen für das Alstare-Team und stand 2008 und 2009 fest im Aufgebot.
Nur wenige Fahrer kennen Alstare-Chef Francis Batta so gut wie «Max76». Der Sachse zeigte sich sehr erfreut über die Nachricht, dass Alstare nach sechs Jahren Abstinenz 2021 in die Superbike-WM zurückkehrt. Batta fusionierte mit dem Team Gil Motor Sport, unter dem neuen Teamnamen Alstare Yamaha wird der Franzose Christophe Ponsson in die Ende Mai in Aragon beginnende Meisterschaft geschickt.
2005 fuhr Neukirchner seine erste Saison in der Superbike-WM für Klaffi Honda und wurde bereits in seinem vierten Rennen sensationell Dritter auf Phillip Island. Für 2006 hatte er einen Vertrag mit Pedercini Ducati, doch nach fünf Events wurde die Zusammenarbeit beendet, weil die vielen mechanischen Defekte zu einem Gesundheitsrisiko geworden waren.
«Mitte der Saison flog Fabien Foret raus und ich konnte die letzten vier Events für Alstare bestreiten», erinnerte sich Neukirchner im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Das war eine Privatmaschine, aber immerhin durfte ich Rennen fahren. Eigentlich sollte es so weitergehen, dass ich bei Alstare bleibe, aber das kam nicht zustande. Also haben wir kurzfristig was Eigenes gemacht, mit der Unterstützung von Alstare.»
Max konnte auf die Hilfe des rührigen, sehr engagierten und im Mai 2017 viel zu früh verstorbenen Suzuki-Managers Bert Poensgen bauen und startete 2007 im Team Suzuki Germany. Für 2008 wurde er dann ins Suzuki-Werksteam von Alstare gehievt und konnte dort sein ganzes Können entfalten.
Francis und Patricia Batta zählten über zwei Jahrzehnte zu den schillerndsten Persönlichkeiten im SBK-Paddock. «Francis war ein ganz strenger Teamchef», schmunzelte Neukirchner. «Der hat nichts anbrennen lassen. Sobald es irgendein Problem gab, hat er auf den Tisch geklopft – aber richtig. Man hat ihn auch öfter schreien hören, wenn etwas nicht funktioniert hat. Aber anscheinend braucht ein gutes Team so eine Person, die sofort einschreitet. Manchmal sind wir alle zusammengezuckt, wenn wir ihn aus dem Nachbar-Lkw schreien gehört haben, das war brutal. Patricia war immer die gute Seele, sie war wie eine Mutti zu jedem. Sie war sehr herzlich und hat das Team sehr gut zusammengehalten.»
«Das war damals die perfekte Kombination», meinte Max zur Saison 2008, als er hinter Troy Bayliss, Troy Corser, Noriyuki Haga und Carlos Checa WM-Fünfter wurde – lediglich 16 Punkte hinter Rang 3. «Ich war super drauf und hatte mit das beste Motorrad, das es zu dem Zeitpunkt gab. Und das Team hat harmonisch zusammengespielt. Ich habe mich mit den Mechanikern sehr gut verstanden und konnte Aussagen treffen, mit denen sie etwas anfangen konnten – es war alles perfekt.»
Vom Team Alstare ist seit der Trennung von Bimota mitten in der Saison 2014 bis auf den Namen und die beiden Battas nichts mehr übrig. Trotzdem kann sich Neukirchner vorstellen, dass das Ehepaar mittelfristig wieder etwas Großes aufbaut. «Wenn genug Geld da ist und es ihnen gesundheitlich gut geht», meinte der zweifache Laufsieger. «Das ist halt die Frage. Wenn das Budget stimmt, traue ich Batta alles zu. Natürlich hat sich die Technik weiterentwickelt, aber mit seinen Kontakten lässt sich sicher ein gutes Motorrad aufbauen.»
Seit 2016 hat Ex-Rennfahrer Neukirchner seine Firma «Top Superbike», mit welcher er Track-Days für Hobbypiloten ausrichtet. Am 25./26. Mai wird es auf dem Sachsenring erstmals eine Veranstaltung mit «Max76 Events» geben.