Scott Redding ist seit Monaten auf Tour – mit Heimweh
Scott Redding mit Freundin Jacey Hayden
Seit das Virus SARS-CoV-2 zu unserem Leben gehört, haben sich viele Dinge geändert. Was früher selbstverständlich war, ist heute verboten oder nur noch unter bestimmten Voraussetzungen möglich.
Während Millionen Menschen um ihre Jobs bangen, sind Spitzensportler in der privilegierten Position, dass sie ihrer Berufung nachgehen können. Doch auch deren Leben hat sich verändert: Von der liebgewonnenen Freiheit, die wir bis März 2020 hatten, ist nicht mehr viel übrig.
«Ich habe den Test in Barcelona sehr genossen, die Herausforderung und den Wettkampf», erzählte Ducati-Werksfahrer Scott Redding. «Ich hoffe, dass wir bald Rennen fahren. Mental ist die jetzige Situation schwer zu verarbeiten. Meine Motivation ist, dass ich gewinnen will. Also stehe ich jeden Tag auf und arbeite dafür. Natürlich gibt es Tage, an denen ich mich frage, weshalb ich weiterhin so stark pushe. Die älteren Fahrer gehen damit anders um, sie klinken sich für zwei Monate aus und verbringen Zeit mit ihrer Familie.»
Nach 13 Monaten im Home-Office, mit Ausgangssperren, Kontaktbeschränkungen, Quarantäne und Reiseverboten, fällt vielen Menschen zuhause längst die Decke auf den Kopf. Redding hat wegen seiner Beziehung mit einer Amerikanerin, den Wintertests und ständigen Terminverlegungen das gegenteilige Extrem.
Am 18. Oktober 2020 bestritt der Engländer das SBK-Finale in Estoril. «Seither war ich zwei Wochen daheim», schilderte der Vizeweltmeister SPEEDWEEK.com. «Zuerst flog ich nach Mexiko und von dort in die USA. Dort war ich zwei Monate und flog dann nach Italien und Spanien. Ich lebe seit Estoril mehr oder weniger aus dem Koffer. Es wäre schön, wenn ich mal wieder nach Hause und mich erholen könnte. Das ist die Sache, die mir derzeit am meisten zu schaffen macht. Ich lebe fünf Tage im Transporter, dann fahre ich zehn Stunden woanders hin und bin dort die nächsten fünf Tage.»
War deine Freundin Jacey immer bei dir? «Wir waren zwei Monate getrennt, da wohnte ich bei Freunden in Spanien oder im Hotel», bemerkte der 28-Jährige. «Das war lustig, aber gleichzeitig hart. Wenn du normal nach Hause kommst und deinen Koffer auspackst, dann bist du zuhause. Ich lebte fünf Tage hier und dann fünf Tage dort. Das ist nicht so spaßig, wie sich das womöglich für manche anhört. Als ich 18 oder 19 war, hat mir das nichts ausgemacht. Aber heute brauche ich auch mal meine Ruhe.»