Superpole-Desaster: Lösung für den GAU ist gefunden
In der seit 1988 existierenden Superbike-WM wurde das Qualifying-System mehrfach geändert. Früher gingen die Fahrer in der Superpole einzeln auf die Strecke, das garantierte maximale Aufmerksamkeit und zudem Fernsehminuten auch für Hinterbänkler. Dieses System hatte lange Bestand und wurde letztmalig in der Saison 2008 angewandt.
Ab 2009 kam ein K.o.-System zum Einsatz, seit 2019 gibt es ein klassisches Qualifying, in dem die Fahrer während 25 Minuten Zeit hatten, ihre Bestzeit zu fahren. Dafür haben sie aber nur einen Qualifyer-Reifen zur Verfügung. Um die Session kurzweiliger zu gestalten, dauert die Superpole seit diesem Jahr nur noch 15 Minuten.
Neben der kürzeren Superpole-Dauer gab es für 2021 eine weitere Änderung im Reglement: Unter Punkt 1.23.2 steht jetzt, dass eine unter gelber Flagge gefahrene Rundenzeit grundsätzlich gestrichen wird.
Passiert ein Fahrer gelbe Flaggen, während er seinen einzigen Qualifyer einsetzt, ist sein gesamtes Wochenende ruiniert. Denn das Superpole-Ergebnis gilt als Startaufstellung für das erste Hauptrennen und das Sprintrennen am Sonntagvormittag. Und in Wirklichkeit ist auch das dritte Rennen davon betroffen, weil die Top-9 des Sprintrennens die ersten drei Startreihen für das zweite Hauptrennen bilden. Wer nach einem schlechten Superpole-Ergebnis im Sprintrennen weit hinten starten muss, hat geringere Chancen, es in die Top-9 zu schaffen.
In Estoril litten Eugene Laverty, Axel Bassani, Lucas Mahias, Chaz Davies, Alvaro Bautista und Michael Rinaldi unter der neuen Regelung, anschließend gab es viel Kritik, von den Fahrern wurden aber auch mögliche Lösungen für das Problem präsentiert.
Die trivialste Idee war, den Paragraphen mit den gelben Flaggen aus dem Reglement zu streichen, das ginge aber auf Kosten der Sicherheit der Streckenposten.
Eine weitere Lösung wäre, zum alten Superpole-Format zurückzukehren und die Fahrer wieder einzeln auf die Strecke zu schicken. «Darüber haben wir mit den Organisatoren bereits in Aragon während des Treffens der Safety-Commission gesprochen», verriet Weltmeister Jonathan Rea. «Wir haben zwei Vorschläge unterbreitet: Entweder muss Pirelli jedem Fahrer zwei Qualifyer geben, um auf gelbe Flaggen reagieren zu können. Oder wir sollten zum alten Superpole-Format mit einer fliegenden Runde zurückkehren.»
Nach dem Ausritt von Tito Rabat in Estoril während der Superpole betonte unter anderen Chaz Davies, dass gelbe Flaggen von einem Fahrer auch provoziert werden könnten, nachdem er eine schnelle Runde fuhr. «Ohne, dass ich Tito unterstellen will, dass es in seinem Fall so war», ergänzte der Ducati-Pilot.
«Rabat fuhr in den Kies, es gab keinen Sturz», unterstrich Rea. «Das hat das Wochenende mehrerer Fahrer zerstört. Klar, diese Regel gilt für alle. Du kannst Glück haben oder auch nicht. Glück oder Unglück sollte nicht den Verlauf deines Rennwochenendes bestimmen. Ich hatte Glück und kam an der Stelle 15 sec vor Alex Lowes vorbei und mir wurden deshalb keine gelben Flaggen gezeigt.»
Neben den beiden genannten Vorschlägen brachte Rea noch einen dritten auf den Tisch. «Gelbe Flaggen bedeuten Gefahr, man muss also vorsichtig sein», erklärte der Nordire. «Geschwenkte gelbe Flaggen könnten den Fahrer verpflichten, langsamer zu fahren. Wer sich nicht daran hält, dem wird die Rundenzeit gestrichen. Aber wenn es so windet wie in Estoril…»
Diese Lösung würde erneut zu strittigen Entscheidungen führen.
Inzwischen steht fest: Die Fahrer werden zukünftig von Alleinausrüster Pirelli zwei Qualifyer für die Superpole bekommen – bereits ab dem kommenden Meeting in Misano am 12./13. Juni!