Michael Rinaldi überzeugt: Werksmotorrad überbewertet
Ducati-Werkspilot Michael Rinaldi (vorne) unter Druck von Privatier Axel Bassani
Seit Jahren wird die Superbike-WM von Piloten im offiziellen Team eines Herstellers gewonnen. Zuletzt war es sechs Mal in Folge Kawasaki-Star Jonathan Rea, davor Sylvain Guintoli (2014/Aprilia), Tom Sykes (2013/Kawasaki) und Max Biaggi (2012/Aprilia).
Der letzte Kundenpilot, der die seriennahe Weltmeisterschaft gewann, war Carlos Checa 2011 mit Althea Ducati. Doch es war nur bedingt ein privates Engagement. Denn nach der Saison 2010 stieg der Hersteller aus Borgo Panigale werksseitig aus der Superbike-WM aus, womit das Kundenteam von Genesio Bevilacqua zur Nummer 1 aufrückte. Offiziell gab es in diesem Jahr kein Superbike-Werksteam von Ducati, doch der Spanier saß auf einem reinrassigen Werksrenner. In den damals 26 Rennen stand er 21 Mal auf dem Podest, 15 Mal als Sieger.
Der heutige Aruba.it Ducati Werkspilot Michael Rinaldi ist überzeugt, dass sich diese Geschichte wiederholen kann. Der Italiener fuhr 2020 im Kundenteam Go Eleven und gewann beim Meeting in Aragón den ersten Lauf und holte am Rennsonntag zwei weitere Podestplätze. Die Saison beendete der 25-Jährige als bester Privatier auf Rang 7.
«Natürlich kann auch mit einem Kundenteam die Weltmeisterschaft gewinnen», sagte Rinaldi im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Heutzutage ist das Level der Independent-Teams sehr hoch – man braucht man sich nur anzuschauen, was ich 2020 mit GoEleven erreicht habe. Wäre ich für diese Saison bei ihnen geblieben, wären die Ergebnisse mehr oder weniger identisch.»
«Klar ist aber auch, dass ein Werksteam mehr Möglichkeiten hat. Ich denke, den Titel in einem Werksteam zu gewinnen, ist etwas einfacher – aber mit einem Kundenteam ist es nicht unmöglich.»
Der Nachfolger von Rinaldi im Go Eleven-Team, Chaz Davies, hat das identische Motorrad wie die Werkspiloten zur Verfügung, erreicht bisher aber nur einen Podestplatz und liegt abgeschlagen auf WM-Rang 10.