Klassenwechsel? Jonas Folger (28) will glücklich sein
Jonas Folger denkt über eine andere Rennserie nach
Spätestens bei seinem Gespräch mit Michael van der Mark in Magny-Cours wurde Jonas Folger klar, dass sich aus der BMW keine Yamaha machen lässt. Während die R1 als benutzerfreundlichstes Superbike gilt und dem Fahrer jede noch so kleine Bewegung und ein hervorragendes Gefühl fürs Vorderrad vermittelt, ist die M1000RR rustikaler. Dass man auch mit diesem Motorrad sehr schnell fahren kann, bewies zuletzt BMW-Ass Tom Sykes in Barcelona, als er seine 51. Pole-Position eroberte.
Auf dem Circuit de Catalunya war Jonas immer schnell. Auf der Strecke in Montmelo fuhr er bereits als Jugendlicher in der Red Bull MotoGP Academy unzählige Runden und ab 2009 im GP-Sport. Doch auch das neunte SBK-Wochenende dieser Saison war ein Reinfall: Nur Startplatz 18, Vorletzter im nassen ersten Hauptrennen, mit fast eineinhalb Minuten Rückstand auf Sieger Scott Redding (Aruba.it Ducati). Als am Sonntag über Katalonien wieder die Sonne lachte, wurde Folger 13. im Sprintrennen und 16. im zweiten Hauptrennen – womit er wieder leer ausging.
Nach 27 Rennen hat der Schwindegger erst mickrige 14 WM-Punkte, von denen er allein acht im zweiten Aragon-Rennen holte, als er auf abtrocknender Strecke als einer von drei Fahrern den Einsatz von Slicks riskierte und profitierte. Die anderen sechs Zähler holte Jonas mit den Rängen 14 und 12 in Navarra.
Wirklich schnell war er nur in Assen, wo er sich für Startplatz 6 qualifizierte, aber im ersten Rennen zwei Runden vor Schluss auf Platz 7 liegend mit über 200 km/h einen heftigen Crash hatte und auf den Rest des Wochenendes verzichten musste.
Vor dem zehnten Saison-Event in Jerez am kommenden Wochenende liegt Folger lediglich auf WM-Rang 20. Der 28-Jährige hat von Bonovo-Teameigentümer Jürgen Röder zwar bereits die Zusage, dass er auch 2022 in seinem Team und auf BMW Superbike-WM fahren kann. Doch Jonas will sich angesichts der schlechten Ergebnisse noch nicht festlegen.
«Erst mal bin ich sehr froh und weiß es auch sehr zu schätzen, dass Herr Röder mir trotz des schwierigen Jahrs diese Option gibt», hielt der Bayer im Vier-Augen-Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Die nächsten Wochen kommt der Zeitpunkt, wenn ich mich entscheiden muss. Ich habe mich noch nicht zu 100 Prozent entschieden. Aber er gibt mir die Sicherheit, dass ich weitermachen kann, wenn ich das möchte. Es hängt alles von den nächsten Rennen ab; ob welche dabei sind, die mir tief im Inneren Freude bereiten.»
«Wir hatten viel Zeit und sind viele Rennen gefahren und trotzdem habe ich das Gefühl, dass wir rückwärtsgelaufen sind, egal was wir machten», bemerkte der 5-fache GP-Sieger. «Es spielen auch anderen Faktoren in meine Entscheidung hinein: Was sich intern im Team ändert, ob ein Neuer dazukommt, wer bleibt, wer geht. Wenn ich selber dran glaube, dass ich es nächstes Jahr schaffen kann, mit diesem Paket einen guten Schritt nach vorne zu machen, dann unterschreibe ich. Ich rede von den Top-10, sonst brauche ich nicht in der WM fahren. Wegen einem Punkt mag ich auch nicht fahren. Weil mir das keine Freude bereitet, wenn ich einen Punkt einfahre.»
Den Wechsel zurück in die IDM schließt der Deutsche Meister aus. Folger kann sich aber vorstellen, Supersport- oder auch Endurance-WM zu fahren. «Das ergibt sich dann», ist er überzeugt. «Das Leben geht weiter, egal wie ich mich entscheide. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass es nächstes Jahr so weiterläuft und ich völlig die Freude verliere. Das mag ich nicht, ich habe noch Spaß am Fahren und bin motiviert. Ich will nicht in eine Situation kommen, in der es wieder nicht vorwärts geht, ich dann aber noch ein ganzes Jahr zum Fahren habe.»