Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Jonathan Rea ignoriert die drohende WM-Niederlage

Von Ivo Schützbach
Der sechsfache Superbike-Weltmeister Jonathan Rea sagte nach seinem heftigen Abflug im FP2 in San Juan, dass seine gestiegene Fehlerquote nichts mit dem Druck durch Toprak Razgatlioglu zu tun habe.

WM-Leader Toprak Razgatlioglu hat den Vorteil auf seiner Seite. Vor den Rennen in Argentinien an diesem Wochenende liegt er 24 Punkte vor Jonathan Rea. Die Yamaha R1 funktioniert auf allen Strecken prächtig und eine Fehlerquote hat Toprak bislang keine. Seine drei Nullrunden sind zwei technischen Defekten geschuldet, und in Assen wurde er in der ersten Kurve von Markenkollege Garrett Gerloff abgeräumt.

Rea hingegen ist dieses Jahr bereits in vier Rennen aus eigener Schuld gestürzt: In Donington Park, Most und zuletzt zweimal in Portimao.

Am Freitag verpasste er auf dem Circuito de San Juan Villicum 30 der 45 Minuten des zweiten freien Trainings, nachdem er erneut einen heftigen Abflug hatte – für Samstag musste ihm eine neue ZX-10RR aufgebaut werden.

Obwohl es noch 124 Punkte in sechs Rennen zu gewinnen gibt, merkt man den beiden Titelaspiranten deutlich an, dass sich die Lage zuspitzt. Razgatlioglu hat die Chance, zum ersten Mal Superbike-Weltmeister zu werden. Und Rea könnte den siebten Titel in Folge erobern und sich damit noch ein Stück untersterblicher machen.

«Immer wenn ich beschreibe, in welchem Bereich wir Schwierigkeiten haben, dann sieht es so aus, als würden wir herumweinen», erzählte Rea beim Treffen mit SPEEDWEEK.com in Argentinien. «Dabei ist das leicht zu sehen.»

Der Nordire spielt auf den mangelnden Topspeed seiner Kawasaki an, der Motor der ZX-10RR darf laut Reglement nur 14.600/min drehen. Zum Vergleich: Die Ducati Panigale V4R hat derzeit eine definierte Maximaldrehzahl von 16.100/min, die Honda CBR1000RR-R darf 15.600/min drehen, die neue BMW M1000RR 15.500/min und die Yamaha R1 14.950/min.

«Natürlich bin ich am Limit, das sind aber alle», meinte Rea zu seiner untypisch hohen Sturzquote. «Ich glaube nicht, dass das etwas mit dem Druck von Toprak zu tun hat. Ich mag meine derzeitige Situation nicht, in der ich ständig bis zum Ende kämpfen muss. Aber ich kenne das, vor neun Jahren war ich jedes Wochenende in dieser Position. Ich habe also Erfahrung damit. Und ich treibe Kawasaki an. In jeder Besprechung mit dem Team und den Ingenieuren mache ich Druck, unglücklicherweise ändert sich aber nichts. Also muss ich mit dem klarkommen, was ich habe. Manchmal ist es wirklich frustrierend, ich versuche aber ruhig zu bleiben. Ich mache dieses Jahr mehr Fehler, weil ich mehr am Limit bin als zuvor.»

«Natürlich ist es komfortabler, wenn man einen großen Vorsprung hat», ergänzte der 110-fache Laufsieger. «Und wenn man das Selbstvertrauen hat, dass man jeden schlagen kann. Jetzt muss ich von hinten kommen, die letzten Rennen waren schwierig. Toprak fährt sehr gut und macht keine Fehler. Sein Team macht Fehler, aber er ist sehr solide. Der Druck fiel aber schon in Portugal nach dem Superpole-Race von mir ab, jetzt habe ich keine Erwartungen mehr. Jetzt fahre ich einfach, genieße es und schaue, was dabei herauskommt. Diese Mentalität möchte ich auch hier an den Tag legen. Natürlich werde ich bis zum Ende kämpfen und mein Bestes geben.»

Seit fünf Jahren hat Rea die Startnummer 1 auf seinem Motorrad. Wie würde er damit umgehen, sollte er sie abgeben müssen? «Dass ich die Weltmeisterschaft verliere, habe ich bislang nicht in Betracht gezogen», betonte der 34-Jährige. «Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Das kannst du mich in Indonesien fragen, sollte es dort zur Realität werden.»

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